Fast ein Jahr lang haben Schüler der IGS Nordend mit Musikern, Tänzern, Schriftstellern und Schauspielern zusammengearbeitet. Zum Abschluss des Projekts vereinen sich die Künste nun in einer spektakulären Aufführung.
Vivienne Zerner /
Das KulturTagJahr geht zu Ende. 100 Schüler und 60 professionelle Künstler haben ein Jahr lang, jeden Donnerstag musiziert, gemalt, getanzt, geschrieben oder geschauspielert. Der achte Jahrgang der IGS Nordend hat verschiedene Künste ausprobiert. Das Ergebnis führen die Jugendlichen Anfang Juli im Frankfurt LAB auf.
Als Grundlage für die interdisziplinäre Abschlussaufführung, unter der Regie von Simon Möllendorf, dient das Theaterstück „Roi Ubu“. Die zentrale Figur des Stücks ist der primitive und machtbesessene König Ubu, dessen Herrschaft durch egozentrische Maßlosigkeit kippt. „Die Jugendlichen konnten das Stück frei interpretieren und in ihren Auftritt unter dem Motto Einbrechen Aufbrechen einbauen“, sagt Gianna Wulf, Mitarbeiterin der Altana Kulturstiftung. Auf einer Bühne wie in einer Arena zeigen die Schüler ihre eigene Konstruktionen der Welt und ihre Auffassungen von Gruppendynamiken. Sie erläutern den Gegensatz zwischen Kollektiv und Individuum, von Gehorsam und Anarchie. Dabei erobern sie sich den Bühnenraum mit riesigen Skulpturen und Papierbahnen und zerstören ihre eigene Ordnung mit tänzerischem Chaos. Ihre selbstverfassten Texte stellen sie mit viel Körpereinsatz vor. Schauspielerische und musikalische Elemente brechen mehrfach den Ablauf der Aufführung.
Das KulturTagJahr ist ein von der Altana Kulturstiftung entwickeltes, interdisziplinäres Format von kultureller Bildung. Gemeinsam mit vielen professionellen Unterstützern, setzt sie sich für die künstlerische Förderung von Jugendlichen ein. Bereits zum dritten Mal ist die IGS Nordend mit dabei (hier unser Bericht aus dem vergangenen Jahr).
Die Bühnenbildnerin Petra Straß sagt nach mehreren Arbeiten für das KulturTagJahr: „Ich bin immer wieder überrascht wie aufregend die Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen und professionellen Künstlern ist. So viele unterschiedliche Charaktere lernen sich kennen und verstehen, erleben gemeinsam Krisen und den euphorisierenden Erfolg. Diese Form von Arbeit bringt uns näher und birgt Chancen den Jugendlichen einen Zugang zur Kunst zu eröffnen.“
Zum Beginn des Schuljahres im August 2013 nahmen alle Schüler des achten Jahrgangs an einer zweitägigen Auftakt-Exkursion teil. Die Künstler vom Schauspiel Frankfurt, der Forsythe Company, dem Ensemble Modern und Studierende der Hochschule für Musik und darstellende Kunst gaben durch Aufführungen einen Einblick in ihre Arbeit. Von dort an erforschten die Jugendlichen jeden Donnerstag in verschiedenen Phasen, gemeinsam mit den Künstlern, die unterschiedlichen Disziplinen.
In der letzten Arbeitsphase wählten die Schüler Neigungsgruppen, die jeweils zwei künstlerische Elemente miteinander verbanden: „Kunst und Literatur“, „Kunst und Tanz“, „Kunst und Musik“, „Musik und Tanz“, „Tanz und Literatur“ oder „Musik und Literatur“. Die Kurse standen unter der Leitung von zwei Künstlern aus je einem Bereich. Dazu meint Gianna Wulf: „Sie versuchten die Jugendlichen immer wieder zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Künsten zu bewegen um damit ein Wechselspiel der Disziplinen zu erreichen.“ Das Ergebnis zeigen sie am 3., 4. und 5. Juli im Frankfurt LAB.