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Foto: Pantoula Vagelakou © Harald Schröder
Foto: Pantoula Vagelakou © Harald Schröder

Gesicht der Stadt

Pantoula Vagelakou kämpft für Migrantinnen in Frankfurt

Pantoula Vagelakou unterstützt seit 30 Jahren Migrantinnen bei der Integration, in dieser Zeit hat sich viel verändert. Für ihr Engagement wurde sie nun mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet.
Integration war schon immer ihr Ding. Weil ihre Eltern als gebürtige Griechen die deutsche Sprache nicht beherrschten und Analphabeten waren, musste Pantoula Vagelakou schon als Kind mit zu den Elterngesprächen in der Schule gehen und übersetzen. Sie füllte Formulare für ihre Eltern aus, auch ausländische Nachbarn, Freunde und Bekannte fragten sie immer wieder um Unterstützung. Als ihr kleiner Bruder in die Sonderschule geschickt werden sollte, weil er im Unterricht so laut war und häufig störte, setzte sie sich auch für ihn ein.

„Ich habe früh gemerkt, dass man kämpfen muss und nicht alles hinnehmen darf. Und dass Sprache sehr wichtig ist“, blickt die Geschäftsführerin von infrau, ein Beratungs- und Bildungszentrum für Migrantinnen in Frankfurt, zurück. Der Kampf war und ist anstrengend, aber auch immer wieder erfolgreich. Ein frühes Beispiel ist ihr Bruder. Dank ihres Einsatzes hatte er damals in der regulären Schule bleiben dürfen. Er machte Abitur, studierte, heute ist er Lehrer, ausgerechnet in einer Sonderschule.

Der große Einsatz von Vagelakou für die Migration wurde nun auch öffentlich gewürdigt. Sie erhielt in einer feierlichen Zeremonie im Kaisersaal des Römers die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, damit ist sie die erste Frau der zweiten Migrantengeneration, die diesen Preis erhalten hat. „Dass Frauen und Mädchen jetzt viel mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen als vor 30 Jahren – das ist auch das Verdienst der Arbeit von Pantoula Vagelakou“, sagte die Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg bei der Verleihung. Die so Geehrte freute sich, war stolz, genoss die feierliche Verleihung und die Laudatio einer früheren infrau-Kursteilnehmerin aus dem Iran. Die Musik hatte sie sich selbst aussuchen dürfen, sie wählte griechische Klänge.

Frankfurt und Griechenland – „Man kann auch zwei Heimaten im Herzen haben“

„Ich habe zwar keine Erinnerung an meine Zeit in Griechenland als Kleinkind, fühle aber trotzdem eine große Verbundenheit zu dem Land“, erzählt sie. „Es scheint mich geprägt zu haben, man kann auch zwei Heimaten im Herzen haben.“ Die Geschichte ihrer Eltern ist typisch für die damalige Zeit, den 1970er-Jahren. Beide waren auf landwirtschaftlichen Betrieben in Griechenland aufgewachsen, unabhängig voneinander zogen sie nach Deutschland, um hier arbeiten zu können. Sie fanden einen Job in der Tablettenproduktion der Hoechst AG, dort lernten sie sich kennen und lieben.

Bald darauf wurde geheiratet, 1973 kam Tochter Pantoula zur Welt. Wie damals üblich, wurde sie bald nach der Geburt zu ihren Großeltern nach Griechenland gebracht – schließlich mussten die Eltern arbeiten. Familienfreundliche Regelungen gab es damals noch nicht. Als sie drei Jahre alt war und in Deutschland in den Kindergarten gehen konnte, holten die Eltern sie zurück in die kleine Wohnung in Frankfurt-Zeilsheim. Pantoula verbrachte eine fröhliche Zeit im Kindergarten. „Ich hatte gute Erzieherinnen und enge Bindungen“, erinnert sie sich. Und sie lernte hervorragend Deutsch, das fiel auf. Immer häufiger wurde sie von Menschen mit wenigen oder gar keinen Deutschkenntnissen um Hilfe gebeten.

„Nach dem Studium habe ich mich hochgearbeitet, bis ich vor 15 Jahren Geschäftsführerin wurde“

Zu Fünft lebte die Familie – Pantoula hatte noch eine Schwester und einen Bruder bekommen – in der 50 Quadratmeter großen Wohnung in Zeilsheim. Die älteste Tochter wurde trotz guter Noten in der Förderstufe nur für die Hauptschule vorgeschlagen. Sich dagegen zu wehren, kam wohl niemandem in den Sinn. Und so besuchte sie die Hauptschule, bekam beste Noten und kämpfte sich in den nächsten Jahren über weiterführende Schulen bis zum Abitur hoch.

Sie studierte in Frankfurt Pädagogik, schon damals wollte sie gerne im Bereich Integration arbeiten. Während des Studiums machte die engagierte junge Frau ein Praktikum bei infrau – und hatte auf Anhieb ihren Traumjob gefunden. „Erst war ich Honorarkraft, dann habe ich Deutschkurse gegeben, nach dem Studium habe ich mich hochgearbeitet, bis ich vor 15 Jahren Geschäftsführerin wurde“, blickt sie zurück. 2024 wird infrau 40 Jahre alt, das soll im Frühjahr groß mit einem Fest gefeiert werden.

„Ein Spezifikum bei Frauen mit Migrationserfahrung ist ihre Mehrfachbelastung“

Jeden Tag besuchen rund 180 Frauen die Beratungsstelle mitten in Bornheim, sie alle bringen ihre Probleme mit und suchen Rat. Da ist zum Beispiel eine Frau, die sich aus Angst vor ihrem gewalttätigen Mann nicht mehr nach Hause traut. Oder die Mutter, die sich um ihr Kind sorgt, weil es in der Schule immer wieder Konflikte hat. „Ein Spezifikum bei Frauen mit Migrationserfahrung ist ihre Mehrfachbelastung, zudem stellen sie sich in der Integrationskette an die letzte Stelle“, berichtet die Fachfrau.

Erst einmal ist es für die Frauen wichtig, dass ihre Männer einen Arbeitsplatz finden, sie eine Wohnung haben und die Kinder eine gute Ausbildung erhalten. Manchmal haben sie auch noch ein krankes Kind, für das sie sorgen müssen. Erst dann stellen sie fest, dass sie sich auch um ihre eigene Integration kümmern sollten. „Wir versuchen den Frauen möglichst früh zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass sie sich auch um sich selbst kümmern“, so Vagelakou. Auf Abwehr stoßen die infrau-Mitarbeiterinnen dabei nur selten, viel häufiger auf Erleichterung. So bietet infrau den Frauen zum Beispiel nicht nur Deutschkurse an, sondern auch eine Kinderbetreuung – für die Integration ist das oft elementar.

„Wir hangeln uns von Jahr zu Jahr, es ist ein stetiger Kampf“

In den 30 Jahren, in denen Vagelakou mittlerweile bei infrau tätig ist, hat sich in Sachen Integration viel verbessert. Damals kamen viele Frauen in die Beratungsstelle, die schon lange in Deutschland lebten und nun endlich Deutsch lernen wollten. Heute sind Integrationskurse vorgeschrieben, die Beratungs- und Bildungsangebote haben sich verbessert, Berufsabschlüsse aus dem Heimatland der Frauen werden häufiger anerkannt. Doch Probleme gibt es immer noch genügend, wie die 50-Jährige berichtet. „Das fängt schon damit an, dass es an Wohnraum und an Kita-Plätzen mangelt“, sagt sie.

Und sie weiß nicht, wie sich die Haushaltssperre auf die infrau-Projekte auswirken wird. Eigentlich soll im Januar ein neues Programm für die Unterstützung von Kindern starten, ob sie das Geld hierfür kriegen werden, ist nun fraglich. „Wir hangeln uns von Jahr zu Jahr, es ist ein stetiger Kampf“, sagt sie.
 
30. Januar 2024, 12.12 Uhr
Sabine Maurer
 
 
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Text: sie/ktho / Foto: Red
 
 
 
 
 
 
 
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