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Gescheiterte Tarifverhandlungen

Frankfurter Einzelhandel streikt für bessere Löhne

Die Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch zu Streiks im Einzelhandel in der Frankfurter Innenstadt aufgerufen. Mit rund 250 Beteiligten wurde an der Hauptwache für bessere Löhne und Tarifverträge demonstriert. Unterstützt wurden sie dabei von der Linken-Vorsitzenden Janine Wissler.
Nachdem in den erneuten Tarifverhandlungen im Einzel- und Versandhandel zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und dem Handelsverband Deutschland (HDE) keine Einigung erzielt werden konnte, rief Verdi am Mittwoch, den 7. Juli, zu Streiks auf. In Frankfurt waren gleich mehrere Aktionen geplant: Ab 10.15 Uhr wurde ab dem Gewerkschaftshaus in der Wilhelm-Leuschner-Straße 69 demonstriert, ab 11 Uhr fand eine Kundgebung an der Hauptwache mit der Linken-Vorsitzende Janine Wissler, Marcel Schäuble, Verdi-Gewerkschaftssekretär in Frankfurt, und Ingrid Reidt von der Katholischen Betriebsseelsorge statt. Vor der Parfümerie Douglas auf der Zeil wurde ab 11.45 Uhr wieder demonstriert. Unter anderem streiken in Frankfurt Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof, H&M, Ikea, Kaufland, Primark, Zara sowie der Parfümeriekette Douglas. Laut einem Verdi-Sprecher haben sich im Vorfeld rund 250 Personen zur Demo angemeldet.

Janine Wissler sprach zu Beginn ihrer Rede allen Menschen, die sich derzeit im Kampf um einen Tarifvertrag befänden, ihre „tiefste Solidarität“ aus. Sie alle setzten damit ein wichtiges Zeichen, „Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen“, sagte Wissler. Sie wies zudem darauf hin, dass sich im Einzelhandel in Deutschland jede Menge Geld verdienen lasse, „es sei denn man ist Verkäufer oder Verkäuferin“. Gute Arbeit müsse nicht nur wertgeschätzt, sondern auch ordentlich bezahlt werden. „Die reichen Menschen in dieser Republik müssen endlich ihre Mitarbeiter daran beteiligen. Das heißt eine faire Tariferhöhung von 4,5 Prozent, keine dauerbefristeten Verträge und keine Ausweitung der Sonntagsarbeitszeit“, machte die Linken-Chefin deutlich. Arbeiter und Arbeiterinnen in systemrelevanten Jobs sei zwar während der Krise „warme Worte und Applaus“ gespendet worden, davon könnten sie jedoch keine Rechnungen bezahlen.

Auch Marcel Schäuble, Frankfurter Verdi-Gewerkschaftssekretär, kritisierte, dass sich manche Unternehmen während der Pandemie „eine goldene Nase“ verdient hätten, während Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die maßgeblich zu Erfolg beigetragen hätten, leer ausgegangen seien. „Die Verlogenheit seitens der Arbeitgeber zeigt sich jetzt während der Tarifverhandlungen. Sie schieben die Krise und die schwierige Situation des Einzelhandels in den Innenstädten vor, um Flächentarifverträge abzuschaffen“, sagte Schäuble. Unternehmen wie Rewe und Otto hätten laut Schäuble im Corona-Jahr 2020 ein Umsatzplus von 24 und 30 Prozent verzeichnet und stellten sich trotzdem als die Leidtragenden der Pandemie dar. „Für die Arbeitgeber im hessischen Handel haben wir eine klare Botschaft: Das lassen wir nicht mit uns machen! Wir fordern faire Löhne und Tarifverträge im Einzelhandel“, betonte der Verdi-Gewerkschaftssekretär.

Bereits im Vorfeld der Streiks machte Bernhard Schiederig, Landesfachbereichsleiter Handel der Verdi Hessen und Verhandlungsführer für den hessischen Einzel- und Versandhandel, in einer Mitteilung vom 6. Juli deutlich, dass der Handelsverband HDE zwar in verkaufsoffenen Sonntagen den „Rettungsschirm“ für den Einzelhandel „und damit angeblich auch für die Innenstädte“ sehe. Gleichzeitig würden sich die Arbeitgeber:innen jedoch weigern, den Beschäftigten eine spürbare und nachhaltig wirksame Erhöhung der Gehälter und Ausbildungsvergütung zu geben. Das sei scheinheilig, so Schiederig. „Denn nur mit guten Löhnen lassen sich die Umsätze und Gewinne selbst bei Verlierern der Corona-Krise stabilisieren. Deshalb sei die „äußerste Knauserigkeit der Arbeitgeber“ bei den diesjährigen Tarifverhandlungen nicht nur ein „bekanntes Markenzeichen der Händler“, sondern sozial- wie wirtschaftspolitisch „kontraproduktiv“. Den Beschäftigten habe die Krise am stärksten zugesetzt hat, so Schiederig, und ohne gute Löhne werde es keine belebten Innenstädte geben können.

Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer für Arbeit und Soziales, spricht in einer Mitteilung vom 6. Juli wiederum davon, dass die Tarifrunde in einem „Dilemma“ stecke. „Während ein Teil der Handelsunternehmen gut durch die Pandemie gekommen ist, hat ein anderer Teil massiv unter monatelangem Lockdown und Geschäftsbeschränkungen gelitten“, resümierte er. Während Erstere eine kurzfristig umsetzbare Tariferhöhung tragen könnten, müssten Letztere vor Kostenbelastungen - insbesondere in 2021 - geschützt werden, so Haarke. Des Weiteren müsse die Gewerkschaft einsehen, dass vor allem der nicht systemrelevante Nonfood-Handel bis heute stark unter der Corona-Krise leide. „Die Branche ist zwiegespalten. Es ist sehr bedauerlich, dass Verdi offenkundig nach wie vor nicht zu einem Abschluss mit entsprechender Differenzierung bereit ist“, machte Haarke deutlich.

Die Tarifverhandlungen zwischen Verdi und HDE wurden für rund 230 000 Beschäftigte im hessischen Einzel- und Versandhandel geführt. Konkret fordert Verdi eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent plus 45 Euro pro Monat, die Vereinbarung eines rentenfesten Mindestentgelts von 12,50 Euro pro Stunde sowie eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge für die gesamte Branche.
 
7. Juli 2021, 13.24 Uhr
Margaux Adam
 
 
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