Bettina Paul eröffnete vergangenen Sommer in der Neuen Altstadt ein Dessous-Geschäft. Der Laden läuft aber nicht – und Paul muss wieder schließen. Sie ist überzeugt: Der Standort ist schuld an ihrem Misserfolg.
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Kürzlich wurde bekannt, dass das erste Geschäft in der Neuen Altstadt schon wieder schließen muss. Bettina Paul, die ihre „Dessous-Boutique Marie Antoinette“ vergangenen August in der Neuen Altstadt eröffnete, hatte kein Glück. Ihr Geschäft, das sich in einer Seitengasse zwischen Hühnermarkt und Braubachstraße befindet, habe kaum Kunden angezogen, sagt die 56-Jährige.
Was lief falsch?
Die Miete von 1630 Euro für 39 Quadratmeter Laden und 29 Quadratmeter Lager sei nicht das Problem gewesen, sagt Paul selbst. Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH, glaubt außerdem, dass es auch an der Lage nicht gelegen haben könne, dass das Geschäft nicht gelaufen sei. „Ob ein Laden läuft, hängt viel mehr vom Produkt ab als von der Lage.“ Er ist überzeugt: „Es fehlte halt an Werbung.“
Bettina Paul widerspricht dem dezidiert. „Wenn es nicht läuft, heißt es gleich, man habe zu wenig Werbung gemacht.“ Dabei habe sie Events organisiert, Gutscheine verteilt, Anzeigen geschaltet. Auch auf Facebook sei sie mit ihrem Geschäft präsent. Der Standort ihres Geschäfts sei ganz klar ausschlaggebend gewesen für ihren Misserfolg, sagt sie. Fatal sei ihrer Meinung nach auch gewesen, dass die Stadt zu Weihnachten keinen Wert darauf gelegt habe, die Neue Altstadt für Besucher attraktiver zu gestalten. Die „ewigen Baustellen“ hätten die Kunden ebenfalls ferngehalten. „Die Marketingabteilung in der Stadt hätte mehr machen müssen“, glaubt sie.
Der Anfang ist schwer
Bisher ist sie aber die einzige, die ihr Geschäft in der Neuen Altstadt nach kurzer Zeit wieder schließen muss. Michael Guntersdorf zufolge gibt es in der Neuen Altstadt 23 Geschäftslokale. Eines davon sei noch nicht vermietet, sieben weitere zwar vermietet, aber noch nicht bezogen. Bis März sollen aber auch diese Geschäfte ihren Betrieb aufnehmen. Der Ladenmix sei gemäß einem von dem Immobilienunternehmen BNP Paribas erstellten Gutachten zusammengestellt worden – unter den Geschäften in der Neuen Altstadt gibt es ein Reformhaus, eine Hutmacherin, verkauft werden auch Frankfurter Spezialitäten, Blumen, Abendmode, Töpferwaren und Antiquitäten. „Wir wollten keine Ketten, sondern inhabergeführte Geschäfte, deren Inhaber sich auch mit ihren Produkten identifizieren“, sagt Guntersdorf zum Konzept. Er habe vernommen, dass etwa das Reformhaus und das Hutgeschäft Anlaufschwierigkeiten gehabt hätten. Inzwischen würden aber auch diese wachsende Umsätze verzeichnen.
„Der Anfang ist in jedem neuen Gewerbegebiet hart“, weiß Joachim Stoll, Sprecher und Vize-Präsident des Handelsverbandes Hessen-Süd. Als Beispiel führt er das Skyline Plaza und das Europaviertel an – Ladeninhaber bräuchten dort einen langen Atem. Wichtig sei nicht zuletzt das Gastronomieangebot, um Kunden anzulocken, sagt er. In der Altstadt hätten aber noch nicht einmal alle Cafés eröffnet. „Wenn 90 Prozent der Geschäfte überhaupt erst eröffnet sind, kann man nach ein bis zwei Jahren die Lage erstmals beurteilen“, meint Stoll. Im Moment aber sei es „noch viel zu früh“ dafür. Überhaupt würde sich erst herausstellen, wie sich die Neue Altstadt entwickeln wird – ob sie auch die Frankfurter anzieht oder hauptsächlich zum Touristenmagnet wird.
Ein Verein soll gegründet werden
Wie Michael Guntersdorf sagt, planen die Gewerbetreibenden in der Neuen Altstadt derzeit, mit der „Interessengemeinschaft Kulturmeile Braubachstraße“ einen Verein ins Leben zu rufen, um das Altstadtgewerbe gemeinsam zu vermarkten. Etwa mit einer Weihnachtsbeleuchtung, Werbeaktionen oder einem Sommerfest in der Braubachstraße. Auch die Bauarbeiten in der Neuen Altstadt würden in den kommenden acht Wochen abgeschlossen, das sei dem Gewerbe ebenfalls zuträglich.
Für Bettina Paul kommt das aber alles zu spät, sie gibt definitiv auf. Im Moment sucht sie so schnell wie möglich einen Nachmieter, am liebsten würde sie schon Ende Februar aufhören. Der Umbau des Geschäftslokals hatte sie 40 000 Euro gekostet. Wie hoch ihr Verlust insgesamt ist, möchte sie nicht sagen. So hoch jedenfalls, dass sie ihr Geschäft nicht an einem anderen Ort weiterführen kann. Sie sagt resigniert: „Ich werde mir eine Arbeit suchen und die Schulden abbezahlen.“