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OB Josef schreibt Brief an Scholz und Lindner
Commerzbank: Frankfurter Geldhaus droht Übernahme
Die drohende Übernahme der Commerzbank durch Unicredit ruft nicht nur Frankfurter OB Mike Josef auf den Plan. Die Reaktion der Bundesregierung sorgt für Kritik bei Verdi und der CDU.
Die Commerzbank mit Hauptsitz in Frankfurt steht mutmaßlich vor einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit. Nicht nur aus der Mainmetropole kommen deshalb Bedenken von der Politik, sondern auch aus Berlin.
Anfang September schlug Unicredit bei einem angekündigten Aktienverkauf vom Bund zu. Dieser verkauft nach und nach seine Anteile an der Commerzbank, nachdem er dem Frankfurter Geldhaus während der Finanzkrise 2008 über Beteiligungen unter die Arme gegriffen hatte. Die Italiener haben sich über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil an der Commerzbank von neun auf 21 Prozent zu erhöhen.
Sollte das geschehen, wären sie größter Aktionär der Commerzbank, während der Bund mit rund zwölf Prozent beteiligt bleibt. Gleichzeitig beantragte die italienische Großbank eine behördliche Erlaubnis bei der Bankenaufsicht der EZB, diesen Anteil auf 29,9 Prozent zu erhöhen, was ein offizielles Übernahmeangebot wahrscheinlich macht. Dieses ist gesetzlich vorgeschrieben ab 30 Prozent.
Verdi befürchtet Arbeitsplatzverlust bei Commerzbank-Übernahme
Das alarmierte Verdi und den Gesamtbetriebsrat der Commerzbank, die im Falle einer Übernahme massive Arbeitsplatzverluste und Filialschließungen befürchten. Als warnendes Zeichen sehen sie, dass bei der Hypo-Vereinsbank nach der Übernahme durch Unicredit im Jahre 2005 die Zahl der Beschäftigten um rund zwei Drittel gesunken ist. In einer Stellungnahme von Mittwoch (25. September) fordern sie die Bundesregierung auf, die Commerzbank „zum Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland zu erklären“, um die Eigenständigkeit der Bank zu erhalten.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) übte Kritik am Stil der Unicredit, deren Vorgehen nicht vertrauenserweckend sei. Jedoch betonte er, dass alles Weitere nun in der Hand von Management und Aufsichtsrat der Commerzbank liege. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte das Gebaren der Unicredit eine „unfreundliche Attacke“. Die Bundesregierung entschied, bis auf weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen.
Mögliche Commerzbank-Übernahme: Frankfurts OB Josef wendet sich an Lindner und Scholz
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) scheint ebenso besorgt: In Briefen an Finanzminister Lindner und Bundeskanzler Scholz warnte er vor den drohenden Folgen einer Übernahme. „Diese Entwicklung birgt potenzielle Risiken, die nicht nur die Stadt Frankfurt am Main, sondern auch den Bankenstandort Deutschland betreffen“, schrieb er. Würde eine ausländische Bank übernehmen, werfe das Fragen bezüglich der zukünftigen strategischen Ausrichtung, der Arbeitsplatzsicherheit und der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung auf.
Geplante Transformationsprozesse bräuchten starke Banken wie die Commerzbank, führte der 41-Jährige aus und betonte ihre Rolle bei der Finanzierung des Mittelstandes und von Innovationen. Er bat Lindner und Scholz, die Folgen einer Übernahme „eingehend zu prüfen“. Es sei entscheidend, „dass wir die Weichen so stellen, dass der wichtigste deutsche Finanzplatz und die gesamte deutsche Wirtschaft nicht geschwächt werden“.
Erstes Treffen von Managern der Commerzbank und Unicredit
Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) und Bundestagsabgeordnete Mechthilde Wittmann (CSU) fordern indes Antworten von der Bundesregierung zu ihrem Agieren in der Sache, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Eine aktuelle Stunde im Bundestag soll mehr Klarheit schaffen.
Die Commerzbank tauscht währenddessen ihre Führung aus. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Manfred Knof verlässt die Bank zum 30. September. Designierte Nachfolgerin ist Vize-Vorstandschefin Bettina Orlopp. Laut Handelsblatt kam es am Freitag (27. September) zu einem ersten Austausch zwischen Orlopp und Unicredit-CEO Andrea Orcel. Ob es dabei auch um die im Raum stehende Übernahme ging, ist bisher nicht bekannt. Vergangene Woche erklärte Orcel noch, dass er keine feindliche Übernahme anstrebe. Die Beteiligung könne auch gewinnbringend wieder verkauft werden.
Anfang September schlug Unicredit bei einem angekündigten Aktienverkauf vom Bund zu. Dieser verkauft nach und nach seine Anteile an der Commerzbank, nachdem er dem Frankfurter Geldhaus während der Finanzkrise 2008 über Beteiligungen unter die Arme gegriffen hatte. Die Italiener haben sich über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil an der Commerzbank von neun auf 21 Prozent zu erhöhen.
Sollte das geschehen, wären sie größter Aktionär der Commerzbank, während der Bund mit rund zwölf Prozent beteiligt bleibt. Gleichzeitig beantragte die italienische Großbank eine behördliche Erlaubnis bei der Bankenaufsicht der EZB, diesen Anteil auf 29,9 Prozent zu erhöhen, was ein offizielles Übernahmeangebot wahrscheinlich macht. Dieses ist gesetzlich vorgeschrieben ab 30 Prozent.
Das alarmierte Verdi und den Gesamtbetriebsrat der Commerzbank, die im Falle einer Übernahme massive Arbeitsplatzverluste und Filialschließungen befürchten. Als warnendes Zeichen sehen sie, dass bei der Hypo-Vereinsbank nach der Übernahme durch Unicredit im Jahre 2005 die Zahl der Beschäftigten um rund zwei Drittel gesunken ist. In einer Stellungnahme von Mittwoch (25. September) fordern sie die Bundesregierung auf, die Commerzbank „zum Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland zu erklären“, um die Eigenständigkeit der Bank zu erhalten.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) übte Kritik am Stil der Unicredit, deren Vorgehen nicht vertrauenserweckend sei. Jedoch betonte er, dass alles Weitere nun in der Hand von Management und Aufsichtsrat der Commerzbank liege. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte das Gebaren der Unicredit eine „unfreundliche Attacke“. Die Bundesregierung entschied, bis auf weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen.
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) scheint ebenso besorgt: In Briefen an Finanzminister Lindner und Bundeskanzler Scholz warnte er vor den drohenden Folgen einer Übernahme. „Diese Entwicklung birgt potenzielle Risiken, die nicht nur die Stadt Frankfurt am Main, sondern auch den Bankenstandort Deutschland betreffen“, schrieb er. Würde eine ausländische Bank übernehmen, werfe das Fragen bezüglich der zukünftigen strategischen Ausrichtung, der Arbeitsplatzsicherheit und der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung auf.
Geplante Transformationsprozesse bräuchten starke Banken wie die Commerzbank, führte der 41-Jährige aus und betonte ihre Rolle bei der Finanzierung des Mittelstandes und von Innovationen. Er bat Lindner und Scholz, die Folgen einer Übernahme „eingehend zu prüfen“. Es sei entscheidend, „dass wir die Weichen so stellen, dass der wichtigste deutsche Finanzplatz und die gesamte deutsche Wirtschaft nicht geschwächt werden“.
Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) und Bundestagsabgeordnete Mechthilde Wittmann (CSU) fordern indes Antworten von der Bundesregierung zu ihrem Agieren in der Sache, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Eine aktuelle Stunde im Bundestag soll mehr Klarheit schaffen.
Die Commerzbank tauscht währenddessen ihre Führung aus. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Manfred Knof verlässt die Bank zum 30. September. Designierte Nachfolgerin ist Vize-Vorstandschefin Bettina Orlopp. Laut Handelsblatt kam es am Freitag (27. September) zu einem ersten Austausch zwischen Orlopp und Unicredit-CEO Andrea Orcel. Ob es dabei auch um die im Raum stehende Übernahme ging, ist bisher nicht bekannt. Vergangene Woche erklärte Orcel noch, dass er keine feindliche Übernahme anstrebe. Die Beteiligung könne auch gewinnbringend wieder verkauft werden.
30. September 2024, 11.30 Uhr
tig/dpa
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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Text: Jasmin Schülke / Foto: Der Mousonturm © baumann fotografie Frankfurt a.M
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15. Oktober 2024
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