Der Chemie-Riese Bayer will seine Produktion bis 2028 verkaufen und sich aus Frankfurt zurückziehen. Betriebsrat und Chemie-Gewerkschaft stellen sich gegen den Plan.
Jannis Seelbach /
Bisher erforschte, entwickelte und produzierte Bayer in Frankfurt-Höchst Pflanzenschutzmittel. Aus einer Pressemitteilung vom 12. Mai geht nun hervor: Bayer will bis Ende 2028 seine Produktionsstätte im Höchster Industriepark schließen. Gründe seien ein internationaler Konkurrenzdruck und ein verstärkter Fokus auf innovative Technologien. An dem Standort arbeiten derzeit rund 500 Personen für das Unternehmen.
Verkauf wegen asiatischer Konkurrenz
Schon im März beschloss der Chemie-Gigant einen Fünfjahresplan, um die „globale Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.“ Der Abzug aus der Main-Metropole ist laut Unternehmen vor allem der Konkurrenz zu Asien geschuldet. Um den deutlichen Überkapazitäten und einem aussichtslosen Preiskampf mit asiatischen Generika-Herstellern im Markt entgegenzuwirken, seien diese Schritte dringend notwendig, so Frank Terhorst, Leiter Strategie und Nachhaltigkeit der Division Crop Science bei Beyer. So könnten die deutschen Produktionsanlagen erhalten bleiben und weiter wettbewerbsfähig Produkte produziert werden, führt es aus. Gleichzeitig würden „zunehmende regulatorische Beschränkungen“ und „nationale Exporthemmnisse “ laut Bayer zur Schließung des Frankfurt-Standorts beitragen. Aus diesem Grund entschloss sich das Chemieunternehmen den Fokus stärker auf „strategische, innovative Technologien und Produkte“ zu legen. Das Ziel sei, sich von Nachahmerprodukten anderer Unternehmen abzuheben.
Man bekenne sich zum Standort Deutschland, so Terhorst. „Das hat schwierige Entscheidungen zur Folge, die schmerzhaft für viele Kolleginnen und Kollegen sind“, führt er aus. Aber nicht alle Arbeitsplätze fielen ersatzlos weg. Teile der Produktionsaktivitäten würden verkauft oder auf Standorte in Dormagen und Knapsack übergehen. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden nach Bayer „kostenseitig optimiert“ und an den Hauptstandort in Monheim am Rhein verlagert. Vor rund zwei Jahren begann dort der Bau eines Standorts für die Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln.
Betriebsrat und Gewerkschaft gegen Neuausrichtung
Der Gesamtbetriebsrat (GBR) der Bayer AG und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisieren den Plan von Bayer. Die GBR-Vorsitzende Heike Hausfeld macht deutlich: „Wir werden den Standort nicht aufgeben und kämpfen für die Rechte der Kolleginnen und Kollegen.“ Aus Sicht des GBR stehen die Schließung und Personalreduzierungen an deutschen Standorten dem gemeinsam verabschiedeten Zukunftskonzept entgegen. Darin hatten sich Geschäftsleitung und Arbeitnehmerseite ausdrücklich dazu bekannt, den Heimatstandort Deutschland zu stärken.
Auch die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisiert die Maßnahmen. Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands, erklärt: „Diese Schließungspläne sind eine Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte und stehen im Widerspruch zum erklärten Bayer-Bekenntnis zum Heimatstandort Deutschland. Der Höchster Standort habe gerade erst bedeutende Aufträge akquiriert und seine Forschungsergebnissen trügen maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Grioli: „Das ist inakzeptabel.“
In einem gemeinsamen Statement fordern beide Gruppen die kritische Prüfung von Alternativen zur Schließung des Standorts und eine „transparente Bewertung der Standortpotenziale in Deutschland“ . Letztgenannter Punkt soll mit langfristigen und verlässlichen Beschäftigungsperspektiven verbunden sein. Sollte das Werk tatsächlich aufgegeben werden, wäre dies ein Novum in Deutschland.
Info Das ist Bayer Bayer ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Kernkompetenzen in den Life-Science-Bereichen Gesundheit und Ernährung. Getreu seiner Mission „Health for all, Hunger for none“ möchte das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen Menschen nützen und die Umwelt schonen – indem es zur Lösung grundlegender Herausforderungen einer stetig wachsenden und alternden Weltbevölkerung beiträgt. Bayer verpflichtet sich dazu, mit seinen Geschäften einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Gleichzeitig will der Konzern seine Ertragskraft steigern sowie Werte durch Innovation und Wachstum schaffen. Die Marke Bayer steht weltweit für Vertrauen, Zuverlässigkeit und Qualität. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte der Konzern mit rund 93.000 Beschäftigten einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung beliefen sich auf 6,2 Milliarden Euro. (Webseite Bayer AG)