Distickstoffmonoxid, besser bekannt als Lachgas, ist längst kein harmloser Partygag mehr. In Frankfurt stimmten die Stadtverordneten nun für ein Verbot der unter Jugendlichen beliebten Substanz.
Lukas Mezler /
Was viele als ungefährlichen Spaß empfinden, ist in Wahrheit eine ernstzunehmende Gefahr: Der Konsum von Lachgas birgt gesundheitliche Risiken, die bislang oft unterschätzt wurden. Der aktuelle Bericht zu Drogentrends in Frankfurt zeigt alarmierende Zahlen: Jeder sechste Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren gab an, bereits mindestens einmal Lachgas konsumiert zu haben. Die steigende Beliebtheit bereitet Fachleuten Sorgen. Die Nebenwirkungen können fatal sein.
In ihrer Sitzung am 8. Mai hat die Stadtverordnetenversammlung Jugendlichen verboten, das Gas zu erwerben. Erwachsene können das in der Gastronomie als Treibmittel für Sahnespender verwendete Gas noch immer kaufen. Das Verbot basiert auf dem Hessischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) und soll die Jugendlichen vor den erheblichen gesundheitlichen Risiken schützen. „Die steigenden Fallzahlen und die belegten gesundheitlichen Schäden zeigen, dass wir handeln müssen“, heißt es vonseiten der Stadt. Das Verbot solle verhindern, dass Kinder und Jugendliche weiterhin so einfach Zugang zu Lachgas haben. Insbesondere, da ihre körperliche und geistige Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
Gefährlicher Konsum: Von Sauerstoffmangel bis Nervenschäden
Beim Inhalieren von Lachgas wird die Sauerstoffversorgung des Körpers unterbrochen. Das kann zu Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Versagen oder sogar bleibenden Hirnschäden führen. Besonders riskant ist der direkte Konsum aus den kleinen Metallkartuschen, die häufig für Sahnespender gedacht sind. Durch die plötzliche Ausdehnung des Gases kühlt es auf bis zu minus 55 Grad Celsius ab – eine Temperatur, die zu schweren Erfrierungen an Lippen und Mund führen kann. Schlimmer noch: Der hohe Druck kann die Lungen schädigen, was in einem Pneumothorax, also einem Kollaps der Lunge, enden kann.
Neben akuten Risiken drohen auch langfristige Folgen: Lachgas oxidiert Vitamin B12 im Körper und blockiert dadurch einen zentralen Stoffwechselweg, der für die Nervenfunktion wichtig ist. Das Ergebnis: Nerven verlieren ihre schützende Hülle, was zu Lähmungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen führen kann. Immer mehr Betroffene suchen wegen Muskelschwäche oder Sensibilitätsstörungen ärztliche Hilfe.
„Whippits“ und Ballons: Wie Lachgas zum Trend wurde
In Großbritannien und im europäischen Ausland wie den Niederlanden oder Dänemark ist der Verkauf von Lachgas an Minderjährige längst verboten oder streng reglementiert. Dort gilt es sogar als Droge. In Deutschland dagegen war Lachgas bislang frei ohne Altersbeschränkung verkäuflich. In Frankfurt wurde es sogar in Kiosken angeboten, teilweise bereits in Ballons abgefüllt, die explizit zum Inhalieren gedacht sind. Marken wie „Exotic Whip“ oder andere werben offensiv mit einem „exotischen Geschmack“ des Gases, beispielsweise nach Kokosnuss.
Andere Städte waren bereits aktiv: Hamburg, Osnabrück und der Landkreis Helmstedt haben ähnliche Verordnungen erlassen. Die neue Regelung in Frankfurt gilt für das gesamte Stadtgebiet und untersagt die Abgabe von Lachgas an Minderjährige, egal ob verkauft, verschenkt oder über Automaten ausgegeben. Der reine Besitz von Lachgas bleibt jedoch straffrei. Man wolle Jugendliche nicht kriminalisieren, sondern durch Aufklärung und Prävention sensibilisieren.
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.