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Lachen gegen Depression

Henni Nachtsheim, Bodo Bach und die tabuisierte Volkskrankheit

Depressionen sind viel verbreiteter als manch einer glaubt. Das liegt auch an der Stigmatisierung. Henni Nachtsheim und Bodo Bach wollen mit einem Comedyprogramm im Capitol das Thema aus der Schamecke holen.
Comedian Henni Nachtsheim kennt man als lustigen Kerl, selten um einen frechen Spruch verlegen. Doch als er am Montag über eine gute Freundin sprach, da wurde seine Stimme ganz ernst und gefühlvoll. Vor 15 Jahren sei es gewesen, da habe sie, die auch seine Arbeitskollegin war, immer öfter bei der Arbeit gefehlt. „Diese heitere und schöne Frau bekam Depressionen.“ Er habe sie aufgesucht und sie im Bett liegend aufgefunden. „Du weißt überhaupt nicht, wie es mir geht“, habe sie ihm gesagt und damit vermutlich auch recht gehabt. Bei den Kollegen sei ihre Krankheit auf Unverständnis gestoßen. Letztlich sei die Freundin an Krebs erkrankt und daran gestorben. „Das war für mich ein großer Verlust, der mich für das Thema Depressionen extrem sensibilisiert hat“, sagt Nachtsheim. „Ich kenne in meinem Umfeld mindestens fünf Leute, die mit Depressionen zu tun haben.“ Für ihn, den Schirmherren des Bündnisses gegen Depression Frankfurt, sei es daher eine Selbstverständlichkeit, das Thema, wie er sagt „aus der Schamecke herauszuholen“, unter anderem mit einer Benefizveranstaltung gemeinsam mit Bodo Bach, am 10. September im Offenbacher Capitol. Aber dazu später mehr.

Denn es trifft weitaus mehr Menschen als man denkt und Depressionen sind tiefgreifender als einfach mal nur schlecht drauf zu sein: „Weltweit leiden 120 Millionen Menschen an Depressionen“, sagt Professor Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum in Frankfurt, und bezieht sich dabei auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Doch obwohl es sich bei Depressionen um eine Volkskrankheit handelt, wird sie tabuisiert und stigmatisiert. Mit dem Suizid des bekannten Fußballtorwarts Robert Enke sei das Thema, so traurig das in dem Zusammenhang ist, an die gesellschaftliche Oberfläche gekommen und auch durch die Gründung der Enke-Stiftung diskutiert worden. Die Krankheit und somit auch die Betroffenen haben dadurch öffentlich Aufmerksamkeit bekommen. Laut Reif erkrankt jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe eines Lebens an Depressionen – und diese situationsunangemessene und für Außenstehende oftmals nicht nachvollziehbare Freud- und Interessenlosigkeit beeinträchtige sowohl das Arbeits- als auch das Familienleben. „Depressionen sind der größte Risikofaktor für Suizid“, sagt Reif. So habe es beispielsweise im Jahr 2013 in Deutschland mehr als 10.000 Selbstmorde gegeben, 3577 Menschen seien – zum Vergleich – im Straßenverkehr gestorben und 394 durch Mord oder Totschlag ums Leben gekommen. Dennoch führen betroffene oft ein Schattendasein. Aber: „Jeder Suizid ist ein vermeidbarer Todesfall“, sagt Professor Reif. Rechtzeitig diagnostiziert und psychotherapeutisch sowie auch medikamentös behandelt könne sich der Krankheitsverlauf rasch verbessern. Es gebe, seiner Meinung nach zu Unrecht, Vorbehalte gegen Antidepressiva.

Reif engagiert sich mit dem Bündnis gegen Depression für eine bessere Versorgung depressiv Erkrankter, für eine Entstigmatisierung, für die Suizidprävention und die Aufklärung der Öffentlichkeit. „Viele Leute trauen sich nicht, über ihre Probleme zu reden. Wenn unsere Veranstaltung helfen kann, dann sehe ich das als unseren Hauptauftrag“, sagt Henni Nachtsheim. Bei der Benefizveranstaltung „Lachen gegen Depression“ will er gemeinsam mit seinem Kollegen Bodo Bach für einen heiteren Abend sorgen. „Wir machen da ein ganz normales Programm. Ich würde mir zwar zutrauen ne Nummer zum Thema zu schreiben, aber das ist gar nicht nötig. Wir stellen unsere Namen und unseren Humor zur Verfügung“. Und vor und nach der Veranstaltung sowie in der Pause wird es im Capitol Tische mit Ansprechpartnern und Experten geben, die Betroffenen, aber auch Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein niedrigschwelliges Hilfsangebot also und das kombiniert mit einem launigen Comedyprogramm.

>>Lachen gegen Depression: 10.9., 19 Uhr, Capitol Offenbach, Goethestraße 1–5, Eintritt: 25 Euro für den guten Zweck, www.adticket.de/Lachen-gegenDepression.html

Falls Sie selbst unter Depressionen leiden und Absichten zum Selbstmord haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222.
 
29. August 2017, 11.41 Uhr
nb
 
 
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