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Hijabi Store Frankfurt

Zwischen Tradition und Fanatismus

Latifas Vater gilt als Salafisten-Prediger. Als ihr Laden Hijabi noch an das Geschäft des Vaters angegliedert war, war auch sie Anfeindungen ausgesetzt. Wie hat sich ihre Situation nun in eigenständigen Räumen verändert?
Manche Frauen bleiben interessiert vor dem Schaufenster stehen und machen Fotos. Andere trauen sich in den Landen rein und stellen ein paar Fragen. Denn der Hijabi Store in der Lange Straße bietet nicht das übliche Sortiment an Kleidung – das macht neugierig. An den Kleiderstangen hängen hier Abaya, Khimar und Niqab. Auch etliche Tücher, Handschuhe und Stecknadeln zum fixieren von Kopftüchern finden sich. „Eben alles, was eine muslimische Frau trägt“, fasst Betreiberin Latifa zusammen, die ihren Nachnamen nicht in den Medien lesen möchte. Die Gewänder und Kopfbedeckungen sind überwiegend in Saudi Arabien gefertigt. Doch da hier nur schwarze Stoffe hergestellt werden, wird ein Teil in Europa produziert. „Wir planen auch gerade eine eigene Kollektion, die wird farbenfroh“, berichtet Latifa. Der absolute Kassenschlager ist hier übrigens die Sultan Cola - eine Cola mit Schwarzkümmel. Häufig ist das beliebte Getränk aber ausverkauft.

Seit Juli vergangenen Jahres betreibt Latifa das muslimische Bekleidungsgeschäft Hijabi in der Lange Straße. Über neugierige Blicke und Fragen von Passanten sowie Nachbarn freue sie sich. An ihrem alten Standort seien die Reaktionen weitaus negativer und aggressiver gewesen. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Denn früher war Latifas Laden in das Geschäft ihres Vaters, den Mekka-Store, integriert. Und ihr Vater genießt einen fragwürdigen Ruf: Abdellatif Rouali gilt als zentrale Figur des Salafismus im Rhein-Main-Gebiet. Er soll der Kopf der inzwischen verbotenen Gruppierung DawaFFM sein, die unter anderem die Koran-Verteil-Aktion „LIES!“ geleitet hat.

In den Ladenräumen in der Stiftstraße, in denen der Mekka-Shop und der Hijabi Store untergebracht waren, habe Latifa einige extreme Situationen erlebt. Einmal sei ein Mann zu einer Verkäuferin gekommen, die komplett verschleiert war. Als diese fragte, wie sie weiterhelfen könne, sei die Antwort gewesen: „Du kannst mir ein Messer geben, damit ich dir die Kehle aufschneiden kann. Das würde mir helfen“.

Auch sei hier wöchentlich das Ordnungsamt vorbeigekommen. „Es gab viele Hinweise und Beschwerden aus der Bevölkerung. So etwas nehmen wir sehr ernst“, begründet Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU). Dieser Aufmerksamkeit sei es auch zu verdanken, dass der Mietvertrag nicht verlängert wurde, mutmaßt Latifa. „Man wollte uns dort nicht mehr haben“, ist sie sich sicher. Während sie selbst schnell neue Räume fand, sei das bei ihrem Vater weitaus schwieriger. Offenbar will an Abdellatif Rouali niemand vermieten. „Er würde den Mekka-Shop gerne wieder aufmachen, aber findet nichts“, so seine Tochter.

Für sie habe sich die Situationen in den eigenständigen Räumen dagegen stark verbessert: keine Anfeindungen, keine Kontrollen. „Je ausfälliger ein Laden ist, desto mehr kontrollieren wir. Ansonsten lassen die Kontrollen auch wieder nach“, erklärt Frank. Vielleicht liegt es aber auch an der etwas entspannteren Einstellung von Latifa. So arbeiten hier etwa auch Frauen, die kein Kopftuch tragen. „Allgemein versuche ich eher Frauen einzustellen, die verschleiert sind. Einfach, weil ich weiß, dass sie sehr schwer Arbeit finden“, so die Ladenbetreiberin. Verschleierung sei aber keine Voraussetzung. Die Frage, ob sie selbst ein Kopftuch tragen müsse oder wolle, käme immer wieder. „Meine Religion schreibt es mir vor. Aber ich habe immer eine Wahl“, antwortet sie darauf.
 
5. Januar 2016, 15.11 Uhr
Christina Weber
 
 
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