Action in 30 Metern Höhe auf der Dippemess

Notfallübung auf der Achterbahn

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Stellen Sie sich vor, die Achterbahn auf der Dippemess bleibt ganz oben stehen und sie verharren zwei Stunden lang in 30 Metern Höhe und warten darauf, dass die Höhenretter der Feuerwehr Sie retten. Das wurde jetzt geübt.

Nicole Brevoord /

Morgens hat die Dippemess am Festplatz am Ratsweg ein besonderes Flair, fast jungfräulich stehen die Fahrgeschäfte still, die Popcorn- und Losbuden sind noch geschlossen, kein Mensch weit und breit zu sehen. So auch am Mittwochmorgen, mit einer Ausnahme: An der Achterbahn herrscht Ausnahmezustand. Mehrere Einsatzwagen der Feuerwehr stehen parat, und am Boden spähen die Schaulustigen nach oben. Ein genauerer Blick in 32 Meter Höhe auf die oberste Etage der Alpina Bahn offenbart: Ach Du Schreck, hier gibt es einen Notfall! Ein Achterbahnzug mit mehren Wagen ist auf der obersten von vier Plattformen zum Stehen gekommen, darin befinden sich vier Personen. Eine Horrorvorstellung. Aber keine Panik, das ist nur eine Übung der Sondereinheit für Höhen- und Tiefenrettung der Frankfurter Feuerwehr, die hat auch das 55 Meter hohe Riesenrad schon als Übungsort genutzt.

Mit roten Overalls, Helmen und jede Menge Rettungsgurten, Karabinerhaken und einer Ausrüstung, die bis zu 25 Kilogramm wiegt, bestückt, haben die spezialgeschulten Feuerwehrleute den Zug erreicht – und auch nichts vergessen, sonst würde kostbare Zeit verloren gehen. „Wir gehen davon aus, dass die Bahn zum Stehen gekommen ist, sich darin Personen in einer misslichen Lage befinden und raus wollen“, erklärt Thorsten Träger, der Leiter der Sondereinheit, und führt aus: „Wir versuchen sie zu befreien, sie entweder zu der Treppe oder per Seil nach unten zu begleiten. Wer nicht panisch ist, kann sich auch selbst abseilen“ Vier Höhenretter sind auf der Achterbahn im Einsatz und vier Personen sollen langsam aber sicher mit Hilfe eines Flaschenzugs abgeseilt werden. Und das sieht reichlich spektakulär aus. Vor allem, wenn die Steckengebliebenen über das Geländer müssen, das kostet Überwindung. Die Bahninsassen werden mit Gurten bestückt, werden entweder im Tandem, also gemeinsam mit einem Feuerwehrmann abgeseilt oder hangeln sich allein, gehalten von stabilen Rettungsseilen, herab. Vom sicheren Boden aus mag man gar nicht hinsehen.

Für die Feuerwehr sei das eine willkommene Möglichkeit Rettungseinsätze zu üben, sagt der Feuerwehrsprecher Andreas Mohn. „Alle Feuerwehrmänner haben normalerweise vor ihrer Ausbildung schon einen Handwerksberuf erlernt und wurden für Rettungseinsätze geschult.“ Zusätzlich könnten die Feuerwehrmänner sich dann zum Taucher oder Höhenretter ausbilden lassen. Letzterer ist beispielsweise vonnöten, wenn ein Kranführer einen Hexenschuss erleidet oder ein Fensterputzer in seiner Gondel an der Hochhausfassade übel wird. Der Einsatz an der Achterbahn sieht spektakulär aus. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass es einen Notfall, wie er am Mittwoch simuliert wird, jemals wirklich geben wird, sagt die Achterbahnbetreiberin Angela Bruch. Die Alpina Bahn sei 25 Jahre alt, bisher sei alles störungsfrei gelaufen. Aber wenn doch mal was passieren sollte, da wüsste man nun, wie man sich das vorzustellen hätte. „Man denkt immer, die Höhe stellt die größte Herausforderung für die Höhenretter dar“, erklärt Thorsten Träger, „aber die physische Belastbarkeit und beispielsweise das Wetter sind viel wichtiger. Die Schienen der Bahn etwas sind glatter, weil es nachts geregnet hat.“

Kurt Stroscher von der Tourismus+Congress GmbH (TCF), die die Dippemess ausrichtet, ist sich sicher: „Die Achterbahn ist das ungefährlichste Fahrgeschäft. Man hat das eher mit einer irrationalen Angst zu tun.“ Zehn Tage dauere der Aufbau der Achterbahn, und acht Tage der Abbau. 40 Tieflader seien für den Transport nötig, erklärt Frau Bruch. Einmal im Jahr werde die Anlage vom TÜV geprüft und bei jedem Aufbau käme die Bauaufsicht und überprüfe, ob alle vom TÜV vorgegebenen Auflagen erfüllt worden seien.

Nach zwei Stunden ist die Übung der Höhenrettung erfolgreich beendet, alle Mann stehen gesund am Boden, sind aber vom kalten Wind etwas gebeutelt. Gut zu wissen, dass die Feuerwehr im Notfall helfen könnte. Übrigens: Die Drehleiter, die sonst immer bei der Feuerwehr im Einsatz ist, erreicht nur eine Höhe von 30 Metern, sie wäre also für den Dienst an der Achterbahn schlichtweg zu kurz gewesen.


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