Auch wenn 50 Cent beim Wettstreit gegen Rapper-Kollegen Kanye West (wessen neues Album räumt in den USA mehr ab?) das Nachsehen hatte hat er seine Karriere nicht wie angedroht an den Nagel gehängt. Und das ist auch gut so. Die Location war zwar nicht bis auf den letzten Quadratmeter gefüllt, das Publikum aber zahlreich und motiviert. Die Vorgruppe Am2Pm entfachte mit einer Kombination aus Rap und R&B Elementen schon das erste Feuer im Publikum, unterstützt von der Berliner DJ Legende Vantel und einer Tanzgruppe, an der Dee! seine Freude hätte.
Nach kurzer Pause war es soweit: Zeit für Mister G-Unit. Der kommerziell sehr erfolgreiche und – Kritiker mögen das anders sehen – keinesfalls talentfreie Rapper hat in der Vergangenheit mehr mit fetten Alben, als mit mitreißenden Live Performances überzeugt. Daher waren die Erwartungen, zumindest beim Schreiber dieses Artikels, nicht extrem hoch. Unter viel Peng! Boom! Krach! Oooh! Aaah! (diverse Pyro-Effekte, hier wurde schon mal für Silvester geprobt) kamen dann Fifty, Lloyd Banks und ein von mir nicht identifizierbarer G-Unit Praktikant auf die Bühne geschritten. „What up cuz, whatup blood, whatup gangsta?“ Die Leute flippten aus und von einem Moment zum nächsten sah man in vielen Jungs-Augen fast schon bildlich den Traum, irgendwann auch einmal ein Rap-Gangster oder Gangster-Rapper zu sein und in den Augen der vielen Mädels, Fifty möge sie doch mal am Pausenhof mit seinem teuren Auto abholen und zu seiner Gangsterbraut machen.
Ohne Pause wurde ein Song nach dem anderen abgefackelt und da wurde einem richtig bewusst, wie viele Hits der Mann eigentlich schon gerissen hat. Die Show wirkte sehr gut aufeinander abgestimmt, ohne einen zu durchgeplanten Eindruck zu machen. Manche Songs wurde aus-, andere angespielt. Der richtige Mix, um die Leute bei Laune zu halten. Kurze Solo-Einlagen von Lloyd Banks gaben 50 Cent die Möglichkeit, sich kurz backstage umzuziehen und mit neuem G-Unit (sein Klamottenlabel) auf die Bühne zu kommen. In Tagen des Downloadens und Brennens reicht der CD-Verkauf eben nicht mehr, auch T-Shirts und Sweater müssen an den Mann bzw. die Frau gebracht werden.
Sehr angenehm war, das 50 Cent überraschend gut performte (keine Aussetzer, Heiserkeit, Stimmenversagen) und mit guter Bühnenpräsenz überzeugte. Sogar ein kleiner Junge wurde auf die Bühne geholt und durfte ein Lied lang mitbouncen – vielleicht der nächste Eminem wie Fifty scherzte. Also kein Angeben mit Gangsterattitüden, sondern selbstsicheres Auftreten mit Spaßfaktor. Einziges Manko: Der Sound war so dermaßen laut, das einem die Ohren wegflogen. Nein, nicht zuviel Bass – Bass gehört zu einem Rapkonzert dazu. Aber es war einfach bockel-laut. Doch das sei verziehen. 50 Cent hat eine solide Show hingelegt und einen sympathischen Eindruck hinterlassen – und darf gerne wiederkommen.