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Foto: Screenshot Water Risk Atlas © OpenStreetMap
Foto: Screenshot Water Risk Atlas © OpenStreetMap

Herausforderungen bei der Trinkwasserversorgung

Wird das Trinkwasser in Hessen knapp?

Wasser wird weltweit knapper – das geht aus dem Wasserrisiko-Atlas des World Resource Institute hervor. Hessenwasser, der Wasserversorger in Hessen, spricht von großen Herausforderungen angesichts der Rekorde des Trinkwasserbedarfs im Rhein-Main-Gebiet.
Wasserkrisen wurden 2016 vom Weltwirtschaftsforum als eines der größten Risiken für Menschen und Wirtschaft weltweit eingestuft. Auch aus dem vergangene Woche erschienenen Wasserrisiko-Atlas des World Resource Institute (WRI) geht hervor, wie hoch der „Wasserstress“ in den jeweiligen Regionen ist. Dieser gibt das Verhältnis zwischen Wasserverbrauch und vorhandenen Ressourcen (Grundwasser und Oberflächengewässer) an. Wenn mehr als 80 Prozent der jährlichen Ressourcen für Haushalte, Industrie, Bewässerung und Viehzucht verwendet werden, wertet das WRI den Wasserstress als extrem hoch. Dem Bericht zufolge sind weltweit 17 Staaten von „extrem hohem Wasserstress“ betroffen. Zwölf dieser wasserarmen Staaten liegen im Nahen und Mittleren Osten. Doch auch sieben Staaten in Europa leiden laut WRI unter hohem Wasserstress – dazu zählen Spanien, Italien und Belgien. Und auch in Deutschland leiden einige Regionen unter Wasserstress, darunter auch Hessen. Die Karte ist in großen Teilen Hessens hellrot gefärbt – das bedeutet „hoher Wasserstress“. Dort werden zwischen 40 und 80 Prozent der Ressourcen verbraucht.

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) rief im Hinblick auf die trockenen Sommer zu einem sorgsamen Umgang mit Wasser auf. „Trockene Sommer mit wenig Regen werden wir immer mehr erleben. Der Klimawandel stellt uns vor die große Herausforderung, die Rahmenbedingungen für die Sicherstellung der Wasserversorgung in den nächsten Jahrzehnten klimafest zu gestalten“, so die Ministerin. Die Grundwasserstände in Hessen lagen Anfang Juli dieses Jahres unter dem Niveau von Anfang Juli 2018.

Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet „enorme Herausforderung“

Im Rhein-Main-Gebiet ist Hessenwasser für die Wasserversorgung zuständig. Der Versorger hat in diesem Sommer neue Rekorde beim Trinkwasserbedarf verzeichnet. So wurden die teilweise erst im vergangenen Jahr während des Hitzesommers aufgestellten Rekorde überholt. Mit einer Trinkwassertagesabgabe von 426 312 Kubikmetern wurde bereits am 26. Juni der Höchstwert des Vorjahres von 417 867 Kubikmetern noch einmal um zwei Prozent überschritten. „Sowohl für die Trinkwassergewinnung als auch für die Trinkwasserverteilung bedeuten solche Spitzenwerte eine enorme Herausforderung“, stellt Nicole Staude, Bereichsleiterin Technik bei Hessenwasser fest: „Der Trinkwasserbedarf in solchen Hitzeperioden verläuft parallel zu den Tageshöchsttemperaturen. Im konkreten Fall bedeutete das innerhalb weniger Tage einen Anstieg um rund 35 Prozent. Dann laufen alle Wasserwerke in kürzester Zeit am Limit.“

Grundwasserverfügbarkeit derzeit unkritisch

Die Grundwasserverfügbarkeit wird bei Hessenwasser derzeitig noch als unkritisch eingeschätzt. „Vor allem dank der infiltrationsgestützten Wasserwerke im Hessischen Ried und im Frankfurter Stadtwald ist trotz der anhaltenden Trockenheit eine ausreichende Verfügbarkeit der Wasserressourcen gegeben“, bewertet Nicole Staude die aktuelle Situation. Allerdings stoße die technische Infrastruktur an ihre Grenzen. Der Wasserverbrauch steige vor allem in den Abendstunden, so Franco Coppola, der mit seinem Team 126 Behälter im Blick haben muss. „Wenn alle nach Hause kommen, Duschen und den Garten bewässern oder vielleicht das Planschbecken für die Kinder neu befüllen, können dann im Einzelfall 100 Kubikmeter pro Stunde mehr oder weniger darüber entscheiden, ob ein Behälter bis in die Nachtstunden, wenn der Verbrauch sinkt, vor dem Leerlaufen bewahrt werden kann“, sagt Coppola.

In der Rhein-Main-Region sind die meisten Kommunen an ein Verbundsystem angeschlossen. Über 50 Kommunen werden von Hessenwasser versorgt – insgesamt stellt Hessenwasser das Trinkwasser für mehr als zwei Millionen Menschen bereit. Dabei sind verschiedene Varianten für das Zusammenwirken zwischen Eigengewinnung und Fremdbezug möglich: Einige Kommunen versorgen sich selbstständig mit Wasser, andere werden vollständig aus dem Verbund versorgt, in vielen gibt es eine Kombination. Frankfurt wird, ebenso wie Darmstadt und Wiesbaden, vollständig von Hessenwasser versorgt.

Hitze-Sommer 2018 zeigte Schwachstellen auf

Der Extremsommer 2018 habe laut Hessenwasser bestätigt, dass das Verbundsystem die Grundlage einer sicheren Trinkwasserversorgung in der Region sei. Er habe aber auch Schwachstellen aufgezeigt. Ursache für die extreme Bedarfsspitze im Sommer 2018 war neben dem hohen Bedarf in den vollständig versorgten Großstädten Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden vor allem der hohe Bedarf vieler Städte und Gemeinden im Taunus. Die teilweise angespannte Versorgungssituation habe vor allem die Notwendigkeit gezeigt, das Zusammenspiel zwischen örtlicher Eigengewinnung und Wasserbezug aus dem Verbund zu optimieren. Deswegen sei einer der Lehren, die Abstimmung mit den nur teilbelieferten Weiterverteiler-Kunden zu intensivieren. Zudem seien die Übergabestationen, Transportleitungen, Pumpen und Trinkwasserspeicher nicht auf die erhöhten Mengen ausgelegt.

Mit den Weiterverteilerverbänden und Kommunen wird eine bereitzustellende Menge vereinbart, die Hessenwasser liefert. Doch während der heißen und trockenen Tage wird häufig mehr als diese vertraglich festgelegte Wassermenge benötigt. „Diese Lieferung erfolgt nach Können und Vermögen“, stellt Betriebsleiterin Staude fest. „Vor dem Hintergrund der prognostizierten Häufung solcher Hitzeperioden ist es dringend notwendig, Regelungen zu schaffen, die für alle Seiten eine verlässliche Grundlage im Umgang mit den bisher als Ausnahmesituation gewerteten Versorgungsanforderungen bietet.“ Im vergangenen Jahr benötigten insbesondere Gemeinden und Städte im Taunus erheblich höhere Lieferungen als vertraglich vereinbart war. Da ein Großteil der Verbundanlagen in den 1960er und 1970er Jahren errichtet wurde und somit mittlerweile etwa 50 Jahre alt ist, zeigten sich bei hoher Auslastung auch altersbedingte Schwachstellen des Systems.

Über das Verbundsystem

Die wichtigsten Teile des regionalen Verbundsystems sind die Riedleitung, über die seit 1964 Wasser aus dem Hessischen Ried in die Räume Frankfurt und Wiesbaden transportiert wird, die Vogelsberg-Leitungen, über die seit 1911 Wasser aus dem westlichen Vogelsberg in den Raum Frankfurt transportiert wird, die Kinzig-Leitung, die seit 1873 Wasser aus Vogelsberg, Spessart und Kinzigtal in den Raum Frankfurt transportiert und die Leitungen im Rheingau-Taunus-Kreis, über die seit Mitte der 1970er Jahre Wasser aus dem Hessischen Ried von Wiesbaden in den Rheingau und den Untertaunus transportiert wird.
 
12. August 2019, 12.46 Uhr
Helen Schindler
 
Helen Schindler
Jahrgang 1993, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit 2017 beim Journal Frankfurt – Mehr von Helen Schindler >>
 
 
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