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Kolumne

Warum Hunderte im Nordend auf den verkehrsberuhigten Straßen verenden

Pest, Krieg, Hunger und Tod – das sind die vier Reiter der Apokalypse. Genauso wenige Poller stehen in der Cronstettenstraße in Frankfurt. Das kann kein Zufall sein, findet unser Kolumnist Michi Herl.
Ein netter Versuch, in der Tat. Auch im Ansatz nicht verkehrt. Man sah das Bild schon vor Augen. Blutende, Eiternde, Siechende, Sterbende und Gebärende kriechen aus stehenden Rettungswagen und versuchen, die letzte Meile ins Krankenhaus zu robben – vergebens. Zu Hunderten verenden sie mitten auf den verkehrsberuhigten Straßen des Nordends, um selbst dann noch stundenlang auf den Leichenwagen und den Pfarrer mit seinem Ölkännchen warten zu müssen.

Was für ein Elend. Und warum? Weil ein paar Realitätsverweigerer aus dem Frankfurter Römer in ihrem Anti-Auto-Wahn beschlossen, in der Cronstettenstraße Poller aufzustellen, um dort den Verkehr am Fließen zu hindern – mithin die Einzelhändler am Einzelhandeln, die Heiler am Heilen, die Einbauküchenverkäufer am Einbauküchenverkaufen, die Anwohner am Anwohnen, das Leben am Pulsieren, sprich das Wachstum am Wachsen.

„Zu Hunderten verenden sie mitten auf den verkehrsberuhigten Straßen des Nordends“

Denn alles, so wissen das die Gegner der Verkehsberuhigungsmaßnahmen, funktioniert nur mit Autoverkehr. Und wo die Autos nicht fahren dürfen, gerät die Welt ins Wanken, trudelt und japst nach Luft und fällt schließlich still in sich zusammen. Und da fragen Sie noch nach der Apokalypse? Ganz einfach. Sie besteht aus vier Pollern in der Cronstettenstraße und einigen Blumenkübeln im Oeder Weg.

Eine Weile sah es gut aus für die Welt. Die Empörung war groß, vor allem in der „Bild“-Zeitung, der CDU und der FDP, deren Wahlkampfmotto ja auch lautet „Freie Fahrt für freie Bürger“, äh, nee, das war früher ein Slogan des ADAC. Die FDP wirbt hingegen mit „Freiheit fährt FDP“ – sprich, Demokratie geht nur ohne Poller und Blumenkübel. Schließlich ist ja ganz Nordkorea zugepollert und vollgekübelt.

„Wo die Autos nicht fahren dürfen, gerät die Welt ins Wanken“

Es sah also gut aus für die Welt. Sah. Doch dann kam alles anders – in Gestalt der Frankfurter Feuerwehr. Die kam, sah und sagte: „Wieso? Ist doch alles prima. Dann fahren wir halt eine andere Route.“ Außerdem seien die Maßnahmen eh so abgesprochen, und weniger Autoverkehr sei für Blaulichtfahrten eh besser. Dumm gelaufen, äh, dumm gestanden. Und zwar vor den Pollern. Ich hätte da einen Geheimtipp: Fahrradfahren.
 
11. Oktober 2023, 12.26 Uhr
Michi Herl
 
 
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