Partner
Jubiläum des MTZ
Main-Taunus-Zentrum feiert 60. Geburtstag
Eine Hommage an das älteste Einkaufszentrum auf der grünen Wiese: Das MTZ in Sulzbach, das aber auch viele aus Frankfurt und Umgebung bis heute anlockt.
Die Freude war immer groß, wenn meine Mutter verkündigte: „Heute fahren wir ins Main-Taunus-Zentrum.“ Ein Bus brachte uns dann aus dem Vordertaunus direkt nach Sulzbach im Main-Taunus-Kreis, der dem Einkaufszentrum seinen Namen gab. Das MTZ war der Einkaufsmagnet aller umliegenden Kommunen, hier gab es alles, was das noch nicht so konsumverwöhnte Herz begehrte. Viele Menschen kamen aus den umliegenden Orten zu Fuß, an den Samstagen gab es lange Staus bis auf die B8. Das war auch in neuerer Zeit noch so und hat sich erst entspannt, seit das Parkhaus gebaut wurde.
Erstes Selbstwahlrestaurant im MTZ
Auch architektonisch war das MTZ ungewöhnlich: Das Kaufhaus Horten bildete den baulichen Abschluss in Richtung Frankfurt. Seine markante grafische Fassade hatte mich als Kind fasziniert. Bei Horten eröffnete das erste „Selbstwahlrestaurant“. Mein Lieblingsplatz aber war der Brunnen im Zentrum. Im Familienalbum klebt ein Foto vom Kinderfasching im MTZ.
Vermutlich haben einige in den 70er Jahren Geborene aus dem Main-Taunus-Kreis ähnliche Fotos in ihren Alben. Die Kinderbetreuung, die es heute noch gibt, war ebenfalls eine neue Sache, die gut angenommen wurde – sehr zu meinem Leidwesen, denn viel lieber wollte ich im Zentrum herumlaufen und schauen.
MTZ: Von Autokino bis Galeria Kaufhof
Für viele junge Leute wurde der weitläufige Parkplatz in den Abendstunden zum Treffpunkt. Seit 1968 gab es nebenan auch ein Autokino mit 1000 Parkplätzen. Wer in der Dunkelheit besagte B8 lang fuhr, konnte für einen kurzen Moment die Leinwand sehen. Das Autokino existiert schon länger nicht mehr, dafür hat irgendwann das Kinopolis Einzug gehalten.
Bei seiner Eröffnung 1964 war das Einkaufszentrum das erster seiner Art in Deutschland: ein nach US-amerikanischem Vorbild gebautes Konglomerat von Geschäften auf der grünen Wiese. Die Baukosten betrugen 60 Millionen D-Mark. Auf 260 000 Quadratmetern öffneten 73 Geschäfte, darunter besagter Horten, der 1994 von Galeria Kaufhof übernommen wurde.
Das Konzept des MTZ erwies sich schnell als Erfolg. Wurden 1964 noch 85 Millionen D-Mark Umsatz erwirtschaftet, waren es 1975 über 300 Millionen. Das lag zum einen an der Taunus-Klientel, die schon immer über eine hohe Kaufkraft verfügte, aber auch an der Tatsache, dass die Mischung aus Einkaufen, Essen und kostenlosen Parkplätzen einschlug.
MTZ in Sulzbach – aber mit Frankfurter Vorwahl
Das MTZ liegt zwar größtenteils auf der Gemarkung der Gemeinde Sulzbach, hat aber als einziges Gebäude eine Frankfurter Vorwahl. Heute gehört es mit einer Fläche von rund 91 000 Quadratmetern immer noch zu den größten Einkaufszentren Deutschlands. Mit Schnellwahlrestaurants in Kaufhäusern kann man heute allerdings niemanden mehr vom Hocker reißen.
Das Gastronomie-Angebot ist entsprechend größer geworden, man orientiert sich am Geschmack der Zeit, das heißt: ohne Foodtrucks geht heute nix mehr. Läden haben dicht gemacht, neue sind hinzugekommen, umgebaut wurde das MTZ ebenfalls einige Male, die Grundstruktur ist aber immer noch sichtbar für alle, die es von früher kennen. Das MTZ – es hat sechs Jahrzehnte allen Krisen getrotzt, allein das ist ein Grund zum Feiern!
Auch architektonisch war das MTZ ungewöhnlich: Das Kaufhaus Horten bildete den baulichen Abschluss in Richtung Frankfurt. Seine markante grafische Fassade hatte mich als Kind fasziniert. Bei Horten eröffnete das erste „Selbstwahlrestaurant“. Mein Lieblingsplatz aber war der Brunnen im Zentrum. Im Familienalbum klebt ein Foto vom Kinderfasching im MTZ.
Vermutlich haben einige in den 70er Jahren Geborene aus dem Main-Taunus-Kreis ähnliche Fotos in ihren Alben. Die Kinderbetreuung, die es heute noch gibt, war ebenfalls eine neue Sache, die gut angenommen wurde – sehr zu meinem Leidwesen, denn viel lieber wollte ich im Zentrum herumlaufen und schauen.
Für viele junge Leute wurde der weitläufige Parkplatz in den Abendstunden zum Treffpunkt. Seit 1968 gab es nebenan auch ein Autokino mit 1000 Parkplätzen. Wer in der Dunkelheit besagte B8 lang fuhr, konnte für einen kurzen Moment die Leinwand sehen. Das Autokino existiert schon länger nicht mehr, dafür hat irgendwann das Kinopolis Einzug gehalten.
Bei seiner Eröffnung 1964 war das Einkaufszentrum das erster seiner Art in Deutschland: ein nach US-amerikanischem Vorbild gebautes Konglomerat von Geschäften auf der grünen Wiese. Die Baukosten betrugen 60 Millionen D-Mark. Auf 260 000 Quadratmetern öffneten 73 Geschäfte, darunter besagter Horten, der 1994 von Galeria Kaufhof übernommen wurde.
Das Konzept des MTZ erwies sich schnell als Erfolg. Wurden 1964 noch 85 Millionen D-Mark Umsatz erwirtschaftet, waren es 1975 über 300 Millionen. Das lag zum einen an der Taunus-Klientel, die schon immer über eine hohe Kaufkraft verfügte, aber auch an der Tatsache, dass die Mischung aus Einkaufen, Essen und kostenlosen Parkplätzen einschlug.
Das MTZ liegt zwar größtenteils auf der Gemarkung der Gemeinde Sulzbach, hat aber als einziges Gebäude eine Frankfurter Vorwahl. Heute gehört es mit einer Fläche von rund 91 000 Quadratmetern immer noch zu den größten Einkaufszentren Deutschlands. Mit Schnellwahlrestaurants in Kaufhäusern kann man heute allerdings niemanden mehr vom Hocker reißen.
Das Gastronomie-Angebot ist entsprechend größer geworden, man orientiert sich am Geschmack der Zeit, das heißt: ohne Foodtrucks geht heute nix mehr. Läden haben dicht gemacht, neue sind hinzugekommen, umgebaut wurde das MTZ ebenfalls einige Male, die Grundstruktur ist aber immer noch sichtbar für alle, die es von früher kennen. Das MTZ – es hat sechs Jahrzehnte allen Krisen getrotzt, allein das ist ein Grund zum Feiern!
27. September 2024, 11.30 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Meinung
Das postfaktische Zeitalter
Namensgebung
Ein Platz in Frankfurt wird nach Jina Mahsa Amini benannt, und schon gibt es Aufregung. Was das mit universellen Menschenrechten zu tun hat und warum manche Kritik ziemlich unsinnig ist, weiß unser Kolumnist.
Text: Christoph Schröder / Foto: © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
MeinungMeistgelesen
- Besuch in Tel-AvivWie geht es der Partnerstadt von Frankfurt?
- Jubiläum des MTZMain-Taunus-Zentrum feiert 60. Geburtstag
- Editorial 10/24Es gibt keine Ausreden, um nicht an Bücher zu kommen
- Das postfaktische ZeitalterNamensgebung
- Pflasterstrand„Wenn es monatelang 40 Grad heiß ist, kollabieren auch die Nazis“
15. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen