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AfD-Pläne
„Stell Dir vor, es ist Remigration, und alle machen mit“
Angesichts der Remigrationspläne der AfD wünscht sich unser Kolumnist Michi Herl mehr zivilgesellschaftliches Engagement. Einem Verbot der Partei steht er jedoch kritisch gegenüber.
Es ist vielleicht fünfzehn Jahre her, da verbrachte ich berufsbedingt immer mal wieder mehrere Wochen in Sachsen. Wieder zurück, nahm ich die Ankunft in Frankfurt zum Anlass für einen kleinen Text. Kaum angekommen, war mir nämlich jedes Mal aufgefallen, wie wunderbar bunt die Menschen hier sind. Farbenfroh in Hautton und Kleidung und irgendwie auch in der Wirkung des Inneren nach außen. Nicht so wie in Sachsen, wo ich bemängelte, auf „lauter weiße, deutsche Hackfressen“ gestoßen zu sein.
Das war sicherlich übertrieben, zudem habe es sich geändert, versichern mir Leute, die dort wohnen. Das mögen sie so empfinden, doch immerhin wählen dort ein Drittel der Menschen potentiell die Rassistenpartei AfD. Das reicht mir als Grund, nur behutsam dorthin zu reisen – wenn überhaupt. Andererseits machen 70 Prozent der Berechtigten ihr Kreuz nicht bei der AfD. Kann man auch mal so sehen. Außerdem wird sie ja bald verboten. Wird sie das, soll sie das?
„Stell Dir vor, es ist Remigration, und alle machen mit“
Ich finde nein, denn das ändert nichts an den Problemen der Menschen. Außerdem müsste man dann auch 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gleich mitverbieten. Wäre irgendwie doof. Besonders im Sinn einer Demokratie. Und einzelnen Obernazis die Bürgerrechte zu entziehen, finde ich noch bedenklicher. Wir nähern uns dann nämlich dem Thema Menschenrechte, und die sollten das höchste Gut einer Demokratie sein.
Doch zurück zu meinem Erlebnis am Bahnhof. Es war alles so schön bunt hier, und das ist es noch immer. Doch wie lange noch? „Wir hatten es uns bequem in einer guten, permanenten Gegenwart eingerichtet“, sagte der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück unlängst bei Sandra Maischberger und meinte den allgemeinen Wohlstand. Man kann den Satz aber auch auf den Frankfurter Umgang mit Nichtdeutschen beziehen. Stell Dir vor, es ist Remigration, und alle machen mit. In Frankfurt unvorstellbar? Das ging schon einmal ganz schnell. In den Überresten der alten Großmarkthalle kann man heute noch die Rampe besichtigen.
Das war sicherlich übertrieben, zudem habe es sich geändert, versichern mir Leute, die dort wohnen. Das mögen sie so empfinden, doch immerhin wählen dort ein Drittel der Menschen potentiell die Rassistenpartei AfD. Das reicht mir als Grund, nur behutsam dorthin zu reisen – wenn überhaupt. Andererseits machen 70 Prozent der Berechtigten ihr Kreuz nicht bei der AfD. Kann man auch mal so sehen. Außerdem wird sie ja bald verboten. Wird sie das, soll sie das?
Ich finde nein, denn das ändert nichts an den Problemen der Menschen. Außerdem müsste man dann auch 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gleich mitverbieten. Wäre irgendwie doof. Besonders im Sinn einer Demokratie. Und einzelnen Obernazis die Bürgerrechte zu entziehen, finde ich noch bedenklicher. Wir nähern uns dann nämlich dem Thema Menschenrechte, und die sollten das höchste Gut einer Demokratie sein.
Doch zurück zu meinem Erlebnis am Bahnhof. Es war alles so schön bunt hier, und das ist es noch immer. Doch wie lange noch? „Wir hatten es uns bequem in einer guten, permanenten Gegenwart eingerichtet“, sagte der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück unlängst bei Sandra Maischberger und meinte den allgemeinen Wohlstand. Man kann den Satz aber auch auf den Frankfurter Umgang mit Nichtdeutschen beziehen. Stell Dir vor, es ist Remigration, und alle machen mit. In Frankfurt unvorstellbar? Das ging schon einmal ganz schnell. In den Überresten der alten Großmarkthalle kann man heute noch die Rampe besichtigen.
17. Februar 2024, 12.00 Uhr
Michi Herl
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Text: Christoph Schröder / Foto: © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
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