Zwei Rapper auf Tuchfühlung mit den Affichisten

Mit den Großstadt-Poeten Celo und Abdi in der Schirn

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Am Samstag hat das Rap-Duo Celo & Abdi einen Auftritt bei einer Party in der Schirn. Bei einem Vorab-Besuch der Schau "Poesie der Großstadt" zeigt sich: Mit den Künstlern der Affichisten können die beiden viel anfangen.

Nils Bremer /

Der Security-Mann muss schmunzeln. "Wann kann man das Video sehen", fragt er. Dienstag, antworten wir. Für das Video zum neuen Heft haben sich unsere Freunde von patrone.tv etwas Schönes ausgedacht: Celo & Abdi entdecken die Schirn Kunsthalle. Genauer: Die Ausstellung über die Künstlergruppe der Affichisten. Und ja: Die beiden haben einen hohen Unterhaltungswert. Das wollen sie auch am Samstag zeigen - bei der Party Schirn at Night werden sie ihre Songs spielen. "Mal schauen, was wir auflegen", sagt Celo (rechts im Foto zu sehen). "Wir nehmen unsere Platten mit – muss halt auch zum Publikum passen. Die richtig harten Sachen, die lassen wir lieber weg, aber das ist ja eh nicht so unser Ding." Tatsächlich erinnern einige ihrer Lyrics eher an einen Max Herre mit Straßenattitüde, denn an Haftbefehl, auf dessen Label ihre Songs erscheinen. "Die Würde des Menschen unantastbar / Parallel dazu Genozid in Ruanda / Afrika, Srebrenica, Palästina / Parallel dazu tankst du deinen Siebener", rappt Celo im Lied Parallelen. Hinterhofjargon, heißt das Album und damit sind wir mittendrin in der Ausstellung über die Künstler der Affichisten

"Mit ihrer neuen und radikalen Vorgehensweise wurden die Affichisten zu einem Bindeglied zwischen der abstrakten Malerei und der Objektkunst; ihr Sujet war die Alltagswelt der Großstadt, die Plakatwände wurden zur Projektionsfläche für urbane Medialität", schrieb meine Kollegin über die sehenswerte Ausstellung. Abdi steht vor einem überformatigen Bild und meint: "Das ist schon krass, was die gebracht haben." Ihm gefällt die Kraft von einem Plakatabreißer wie Jacques Villeglé, der sich ans Papier förmlich hängte, ihm gefallen die Szenen aus den Schwarz-Weiß-Filmen, in denen zu sehen ist, wie die Künstler über Holzzäune springen. Vor allem gefallen beiden die daraus entstandenen Decollagen. "Für mich", sagt Celo, "ist etwas Kunst, wenn es in mir etwas auslöst, wenn ich etwas spüre - und das ist hier so." Abdi hat sich derweil ein Headset aufgesetzt und lauscht der Wortakrobatik von François Dufrêne. "Der ist schon ganz verrückt, der Alte. Verrückt, aber cool." Ist das schon eine Form von Hip-Hop, was da im April 1961 in Paris aufgezeichnet wurde? "Irgendwie schon, wenn man da jetzt 'nen fetten Beat drunterlegen würde ..."

Zwei Lieblingsbilder haben die beiden auch schnell ausfindig gemacht, auch ein Werk von Monsieur Dufrêne ist wieder dabei, "La nuit de la pharmacie" - "Der Straßenapotheker", sagen Celo und Abdi wie aus einem Mund, ein Track von Kollegah und eine schöne Umschreibung für das Drogendealertum, "bleibt sauber", sagt Celo in die Kamera, "Verbrechen lohnt sich nicht." Das zweite Werk: "Nicolas" auf der Avenue Mozart von Raymond Hains und Jacques Villeglé, ein düsterer Abriss, der Mann nur in groben Konturen zu erkennen, "sieht aus wie dieser Penner von der Konsti, der Pfandflaschentyp, krass krass." So kommen die französischen Straßenpoeten den Frankfurter Rappern aus Bornheim und Goldstein auf einmal ganz, ganz nah.

>> Schirn at Night zur Ausstellung "Poesie der Großstadt"
mit Celo & Abdi, YokYok und Sad; 21. März 2015, 20–24 Uhr (Celo & Abdi treten ab 21 Uhr auf). Schirn Kunsthalle, Eintritt: 12 Euro. Danach wird in der Moselstraße 45 weitergefeiert. Facebook-Event

Das Video-Journal-Frankfurt mit Celo & Abdi und anderen erscheint am Dienstag, 24. März 2015.


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