Erstaunliche Enthüllungen am Tag nach dem Metallica-Konzert Die Journaille durfte schon ein Stündchen früher kommen, kämpfte sich durch den Regen in die Kennedyallee und bekam Fingerfood und frisch gemachtes Teigwerk sowie leckere Süßigkeiten wie Melonenmus mit Minze zur Einstimmung auf die Pressekonferenz. Dann, kurz vor 3, Rätselraten – durch welche hohle Gasse, sprich welchen der langen Gänge mit Kloster-Eberbach-Appeal, würden die Heroen einziehen, wo die Gruppenfotos gemacht werden? Lässig schlurfen die Herrschaften durch die Gänge, Metallica vorneweg. Die Hosen hinterher, Aufstellung, Knipsen, danke – der 1. Akt ist vorbei. Vollkommen relaxt, überaus freundlich und durchaus auch witzig gaben sich die Musiker dann – hinter dem langen Tisch mit den Namenskärtchen Platz genommen - einen Tag nach ihrem kräftezehrenden Konzert in der ausverkauften Frankfurter Festhalle bei der anschließenden Pressekonferenz, um ihr Open Air am Hockenheimring zu promoten.
In der mondänen Villa Kennedy trafen sie dabei auf den Co-Headliner des Sonisphere Festival 2009, Die Toten Hosen, die am 4. Juli neben Anthrax und anderen Bands aus der Hard’n’Heavy-Fraktion die Arena beschallen werden. Als Special Guests wurden noch The Prodigy bestätigt. Metallica, die den Hockenheimring nicht persönlich kennen, freuen sich auf die Sommer-Open-Airs. „Wir kennen alle Bands, die da spielen, sind mit den meisten befreundet und es ist der 4th of July“, meinte Sänger James Hetfield (Foto Mitte). „Auf dem Gelände gibt es Bungee Jumping und wir werden natürlich ein großes Barbecue machen.“
Die Toten Hosen machten natürlich keinen Hehl daraus, dass es für sie schon eine Ehre ist, vor Metallica aufzutreten. „Wir waren Support für die Rolling Stones, U2 und ACDC – Metallica hat uns da noch auf der Liste gefehlt“, meinte Sänger Campino (Foto 3. v. l.) voll des Lobes für die Kollegen. Die, gefragt, ob ihnen denn die Musik der Düsseldorfer auch vertraut sein, konterten zurückhaltend. Gitarrist Kirk Hammett (Foto 2. v. r.) grinsend: „Ich mochte das Jägermeister-Video.“ Und Schlagzeuger Lars Ulrich (Foto 3. v. r.) kam ihm zu Hilfe: „Normalerweise haben wir ja immer Bands aus den USA mitgebracht und haben selten oder gar nicht mit deutschen Gruppen gespielt. Wir wollten einfach der Metallica-Welt mal ein neues Element geben.“ Das Unternehmen Metallica rollt nun schon seit fast 30 Jahren wie geschmiert. Sein Erfolgsgeheimnis bringt das Quartett auf den einfachen Nenner: „Irgendwann haben wir unsere Egotrips aufgegeben, wirklich zusammen gespielt und aufeinander gehört. Und wenn einer mal aus der Spur gerät, stoßen wir ihn nicht weg, sondern umarmen ihn.“ Weiche harte Männer!
Wie sie sich nach all den Jahren jeden Abend wieder neue für die Bühne motivieren, ist so schwer auch nicht. „Wir haben nie eine feste Setlist für eine Tournee“, erzählt Ulrich, „fliegen nicht mit Autopilot, spielen oft auch spontan ganz alte Stücke, die wir lange nicht im Programm hatten.“ Auch so kann man sich mental fit halten und auch dem Körper gönnte man so einiges. Der eine mache Yoga, der andere – James – immer vocal warm ups. „Schließlich ist die Stimme ein Muskel und der muss wie die anderen im Körper auch geschmeidig gehalten werden. Außerdem versuche ich immer Songs zu schreiben, die nicht so kompilziert zu singen sind.“
Ob denn Wut noch immer der Motor sei für sie als nun middle-aged, settled guys wurden Metallica gefragt. „I´m the angriest middle-aged teenager of the planet“, lacht Hetfield und verweist darauf, dass er auf der Bühne selten lache... (so, so) „Wenn wir zusammen auf der Bühne stehen, passiert physisch immer noch etwas sehr Aufregendes, allein der Austausch von Energie und Leidenschaft zwischen uns und unseren Fans.“ Von einer andere Ebene, die man zusammen erreiche, war die Rede. „Und klar – das ist immer noch ein Rest von Wut in unserer Musik, den Texten, aber die Fragestellung ist heute eine andere: ich will heraus finden, wo diese herkommt, welche Tools ich habe, mit ihr zu Rande zu kommen und wie ich es schaffe, niemanden (und auch nicht mich selber) damit zu verletzen.“
Was bleibt Campino und den Hosen, bei so viel weisen Worten, als James in fast allen Punkten beizupflichten: Auch sie machten Musik „to get rid of the anger“ und, na klar – viel mehr gehe es doch längst um Leidenschaft auf der Bühne. Noch mal auf ihr Durchhaltevermögen angesprochen, haben Metallica nur folgende Erklärung: „Wir sind stur“, sagt James, „wir werden freiwillig nicht das Feld räumen, schließlich haben wir keine Alternative und tatsächlich nichts Besseres zu tun. Wenn ich nicht in dieser Band spielen würde, würde ich mir wünschen es zu tun! Unsere Fans merken diese Ehrlichkeit, das ist alles sehr menschlich bei uns und tatsächlich halten wir uns nicht für größer als das Leben.“