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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Yello auf großer Tournee

„So lange wir noch jung sind.“

Wer hätte das gedacht. Yello, die Schweizer Band aus dem Cyberspace, geht nach 38 Jahren Liveabstinenz auf Tournee. Beim Promotermin in Frankfurt waren sie begeistert von der Architektur der Festhalle, wo sie auftreten werden.
Der Zufall wollte es, dass einen Tag vorm Pressegespräch mit Yello in der Rotunde der Festhalle, die Dieter Meier und Boris Blank am 29.11. bespielen werden, die Pet Shop Boys in Mainz auftraten. Die Schweizer wie die Briten gelten als Electropop-Pioniere. Neil Tennant und Chris Lowe waren immer auch live präsent, Meier und Blank dagegen in den 38 Jahren ein eher virtuelles Phänomen. „Wie sind die Pet Shops Boys denn aufgetreten?“, ist Blank neugierig. Mit Lowe am Kommandostand, Tennant als Sänger, dazu später dann zwei E-Drummer und eine Keyboarderin, die auch sang und Geige spielte, was im synthetischen Sound eher unterging. Dazu natürlich die Visual, tatsächlich beeindruckender als die Musik. Blank kommentiert das eher indirekt. „Bei unseren Konzerten werden bis zu zwölf Leute auf der Bühne sein“, erzählt er, darunter ein Bläsersatz, Backing-Vokalistinnen und Gesangsolistinnen wie die britisch-malawische Sängerin Malia und die Chinesin Fifi Rong. Bei vier ausverkauften Konzerten in Berlin im Oktober 2016 konnten sich Yello schon ausprobieren. Nur mit Computern auf die Bühne zu gehen, um Knöpfchen zu drücken für einen Wahnsinnssound, war nicht nach dem Geschmack von Meier und Blank. Wenn schon, denn schon. Dabei hatte tatsächlich niemand mehr damit gerechnet, dass die erklärten Nicht-Musiker der Versuchung Arenentournee noch erliegen würden. Obwohl: Meier, der öffentlichere der Beiden, hatte schon mal vorgefühlt. 2011 stellte der Züricher im Mousonturm den einstündigen Film „Touch Yello“ (ein virtuelles Konzert in einem fiktiven Raum) vor und plauderte hinterher noch mit hr-Moderatoren-Legende Werner Reinke. „Ich fand aber, das sei den Leute zu wenig geboten“, erinnert er sich. „Ich wollte das Publikum ja nicht übervorteilen, also habe ich mit einem Gitarristen und einem sehr talentierten, virtuosen Geiger drei, vier Stücke live gespielt.“ Das Projekt wuchs sich zu einer ganzen Band aus, als das Multitalent (als Unternehmer und Investor lässt er Rinder züchten, Wein anbauen, gibt vier Restaurants – darunter das Ojo de Agua in Frankfurt – seinen Namen, produziert aktuell Schokolade) erfuhr, dass ein Freund ihm einfach mal eine Clubtournee gebucht hatte. Die Nachricht erreichte ihn in einem einsamen Haus in der tiefsten argentinischen Provinz. Zum Glück fielen ihm da auf der Terrasse genügend Songs ein, die Skizzen ließ er sich von Profis ausarbeiten und ging dann 2014 unter dem entlarvenden Motto „Out Of Chaos“ auf Reisen. „Da ahnte ich ja nicht, dass Boris je nochmal auf Tour gehen würde“, erklärt Meier. Blank war das Tüfteln im Studio immer genug. „Ich bin gerne in der zweiten Reihe“, kommentiert der gebürtige Berner. Als Yello dann den ECHO für ihr Lebenswerk bekommen sollten, wünschten sich die Organisatoren der Verleihung einen kurzen Auftritt des Duos. Blank kam der Bitte mit einer Demonstration seines Yellofiers, einer besonderen Musik-App, mit dem sich spontan Tracks programmieren lassen, nach. Die kreativen Spielereien wiederholte er dann noch mehrere Male vor ein paar hundert Leuten. „So hat Boris sozusagen die Angst vor der Bühne verloren und darauf vertraut, dass wir auch mit Yello live spielen können“, glaubt Meier. So können die Fans nun also die Electropop-Pioniere mit einem Multimediaspektakel live erleben. „Für mich war auch wichtig, dass wir das noch machen solange wir jung sind. In zwanzig Jahren wäre das natürlich zu spät gewesen“, frotzelt Meier. Er ist 72, Blank 65. Auch mit großer Gruppe wollen die alten Kumpel, die seit 1978 ihr blindes Verständnis füreinander immer weiter kultivieren, das typische, musikalische Gesicht, die Yello-Charakteristiken erhalten. Die sei, so überraschen die Zwei, „aus der Not heraus geboren“. „Wir wollten einfach Musik machen, ohne ein Instrument spielen zu können oder eine musikalische Ausbildung zu haben“, veranschaulicht Meier. Wer mangels Können niemanden kopieren kann, der kann auch nicht des Epigonentums bezichtig werden. „So entstand diese Eigenständigkeit bis zum heutigen Tag, die Yello prägt, denn die Sounds von Blank, die gibt es nur von ihm“, schwärmt Meier. „Du weißt bei jedem Stück nach 20 Sekunden, das ist Blank. Wie bei einem guten Schriftsteller. Da kannst du das Buch auch auf Seite 300 aufschlagen und du erkennst sofort, das ist James Joyce oder Marcel Proust. Das ist eben unser großer Vorteil.“

>> Journal Frankfurt präsentiert: Yello Live 2017, Frankfurt, Festhalle, 29.11., 20 Uhr, Eintritt: 60,50 - 121 Euro
 
3. Juli 2017, 10.47 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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