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"Wir konnten uns einfach nicht mehr ausstehen"

Die Hamburger Rock-Legende Selig is back. Derzeit sind sie auf Tournee. Auch diesmal können sich Sänger Jan Plewka und seine Jungs auf ausverkaufte Häuser freuen. So auch am Montag in der Batschkapp.

Am 25. November startete die Hamburger Rock-Legende Selig ihre aktuelle Tournee in Wien, die sie danach in 18 deutsche Städte führen wird. Seit ihrem sensationellen Comeback im vergangenen Jahr können sich Sänger Jan Plewka und seine Jungs auch diesmal wieder auf ausverkaufte Häuser freuen. So ist auch das Konzert am Montag im Rahmen ihrer "Von Ewigkeit zu Ewigkeit"-Reise in Frankfurts Rocktempel Batschkapp, an den sich die Musiker immer wieder gerne erinnern, schon lange ausverkauft. Wer dennoch nicht auf die neuen Songs und alte Hits wie "Ohne dich" verzichten will, dem sei gesagt: Für den Auftritt in der Centralstation in Darmstad am Sonntag gibt's noch Resttickets. Wer sich beeilt, kann noch Glück haben und ein Ticket ergattern. Das JOURNAL FRANKFURT hat vor der Tour mit Schlagzeuger Stephan "Stoppel" Eggert gesprochen.

JOURNAL FRANKFURT: Wir haben Dich und Sänger Jan ja in schöner Regelmäßigkeit hier gesehen, in den unterschiedlichsten Locations, im Keller des Elfers, beim NewcomerTV in der Musikhalle Portstraße in Oberursel. Wir haben euch nie auf ein Selig-Comeback angesprochen. Da waren wir aber wohl die Einzigen ...

„Stoppel“: Wir sind sehr oft auf ein Comeback angesprochen worden, von Fans, von Freunden, wurden immer mal gefragt, ob´s da eine Chance gäbe. Ich hab das immer verneint.

War's lästig oder eher schmeichelhaft – so viel losgetreten, so viel Eindruck hinterlassen zu haben?

Einerseits war es schön, dass die Leute erwähnt haben, dass wir eine Lücke hinterlassen haben, hat es  uns geehrt und gefreut, aber irgendwann hat´s dann tatsächlich angefangen zu nerven. Du bist durch die Lande gezogen und hast dir gedacht, oh Mann, jetzt lasst´s doch mal gut sein. Es ist ja schön, eine Vergangenheit zu haben, aber darf ich jetzt auch mal in der Gegenwart stattfinden? Das kann auch zur Bürde werden.

Wann hat sich das denn dann gedreht? Wir haben ja auch nie nachgebohrt, was wirklich die Probleme in der Band waren?

Das war eine interne Sache, man kann jetzt nicht sagen, man wurde verheizt, nicht bei einer Band, wo alle erwachsen sind. Wir konnten uns einfach nicht mehr ausstehen, war wohl einfach zu viele. Wir sind auch sehr unterschiedliche Menschen. Einer gesagt, ich will das nicht, ich geh weg, die anderen haben gesagt, der spinnt, wir sind die geilsten, keine Ahnung. Einer wollte in die Fußgängerzone, der andere ins Fußballstadion – das passte nicht zusammen. Wir waren nicht so gestrickt, dass wir besonders konfliktfähig waren. Das war eher ein Einschnappen, sich Wegdrehen, das Weite suchen.

Profis wie Police waren bei ihren Tourneen ganz sicher mit Psychologen unterwegs ...

Wir haben den Faden ja erst wieder aufgenommen, als wir das Gefühl hatten, jetzt klären zu können, was damals schief gelaufen ist. Das hat lange gedauert.

War das eine eher zufällige Begegnung oder eine bewusste, so wie man eine Familienaufstellung macht?

Das war eine sehr überraschende Geschichte. Jan hat mich angerufen und nur ins Telefon gewispert, Operation S., bist du zuhause? Das kam so aus heiterem Himmel, dass ich sagte, ja dann komm mal vorbei. Dann kam er da lang und fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, dass es Selig wieder gibt? Und ich hab nein gesagt, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Und die anderen? Ja was weiß denn ich, ruf die doch an und frag sie. Aber wenn´s Selig wieder gäbe, würdest du da mitmachen? Wenn da alle mitmachen würden, würde ich nicht nein sagen. Dann hat Jan angerufen, wir haben uns getroffen und es ziemlich komisch, viel Misstrauen und ständig die Frage im Raum: warum sitzen wir hier?

Was gab es denn für eine Motivation für ein Comeback?

Es nagte ja keiner am Hungertuch. Wir haben nach dem Diskutieren und  den ganzen Hin und Her dann irgendwann sagen können, alles klar, jetzt haben wir geklärt, was damals scheiße war, es ist alles ausgesprochen, dann hat man sich entschuldigt und beschlossen jetzt können wir uns mal in den Übungsraum stellen und versuchen zu spielen. Und wenn sich das anfühlt wie so eine nostalgische Veranstaltung, dann werden wir das gleich wieder lassen, aber wenn dann da was ist, mal sehen. Dann haben wir gespielt und waren hellauf begeistert von uns.

Was war denn von dem frühen Geist noch/wieder da?
Selig war ja nicht nur eine Rockband, sondern immer auch was Spirituelles im weitesten Sinne, eine Geisteshaltung, ob ausgesprochen oder nicht?

Schön beschrieben, danke. Alle waren jedenfalls sehr aufgeregt, es war komisch da zu stehen miteinander. Wir haben alte Riffs angedadelt – es klang alles so, als wäre es gar nicht lange her, als hätten wir ein Jahr vorher den letzten Auftritt gehabt, dabei lagen neun Jahre dazwischen.  Es war verrückt, die Magie, das was einem schon damals gefangen genommen hat, wenn man gespielt hat, war wieder da. Das hat uns dann alle glücklich gemacht, da war dann die ganze Reiberei vergessen. Dann haben wir einfach losgelegt.

Wie habt die erste Tournee empfunden – als furioses Comeback, eine Wiedergeburt wie überall zu lesen war?

Das war tatsächlich spannend. Wir waren erst mal glücklich mit der Platte, die wir produziert hatten und wir waren natürlich gespannt, wie das ganze dann aufgenommen würde und sehr erleichtert als es funktionierte. Wir waren ja nicht wieder zusammen gekommen, um uns nur selbst zu beglücken, aber dass sich so viele andere wieder dafür interessieren, war eine tolle Erfahrung.

Der Knackpunkt war ja sicher, dass ihr mit der Energie, die ihr da aus der Tournee  heraus gezogen habt, gleich ein zweites Album gemacht habt ...

Wir haben das letzte Konzert gespielt, danach zwei Monate Pause gemacht und hatten aber schon verabredet, ab Januar zu proben wir wie eine ganz normale Band. Dass es sich so schnell entwickeln würde, hat sich ein bisschen verselbständigt. Wir sind ganz locker rangegangen, hatten keinen Zeitplan. Wir haben alles aufgenommen im Übungsraum, hatten einen Haufen Material, und haben uns dann gefragt: warum eigentlich nicht gleich wieder ins Studio gehen für eine neue Platte?

Was die Songs betrifft – das seid ihr routinierter geworden: gerade die neue CD klingt mehr aus einem Guss als früher, zugänglicher als es früher war. Ist das ein natürlicher Reifeprozess im Songwriting, nicht mehr so spleenig wie früher zu klingen? Trotzdem arbeitet man in den Medien ja noch mit Vokabeln wie Hippie und Metal und psychedelisch. Was bedeuten die Begriffe noch und wie haben sie sich in eurer Wahrnehmung verändert?

Der Begriff des Hippie-Metal hält sich ja hartnäckig. Den Begriff haben wir mal erfunden, weil wir nicht mehr German Grunge sein wollten.

Na da habt ihr versucht, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben ...

Klar hat sich das Songwriting entwickelt, aber wir sind da relativ konzeptlos rangegangen, hatten nicht das Bestreben, wir wollen jetzt mehr Elektronik einsetzen oder ähnliches. Wir wollten Spaß am Spielen haben und Lieder machen, die uns selbst berühren. Jetzt, in den ersten Reaktionen auf das neue Album, habe ich auch durchklingen hören, das Verrückte fehlt ein bisschen. Ich glaube mal, dass das auf der nächsten Platte wieder mehr Raum bekommt.

Die Verrücktheiten sind sicher weiter da, springen dich aber nicht so offensiv an wie früher. Jan textet nicht anders, ihr spielt nicht wesentlich anders, aber alles ist nicht so offensichtlich. Schließlich seid ihr nicht zu Bankbeamten mutiert. Dafür ist das CD-Cover total crazy und irgendwie zeigt sie ja auch eure Welt? Ein Jan Plewka ist ja nicht plötzlich vollkommen geerdet? Ist ja irgendwie eure Welt, die Bilder dort finden sich sicher auch in den Texten wieder und haben ihre klangliche Entsprechung in der Musik ...

Das sollte auch Ausdruck unserer Studiozeit sein, wie es ist, wenn man sich Klausur begibt, um ein Album aufzunehmen.

Jetzt seid ihr auf Clubtour, back to basics, in Frankfurt die Batschkapp, die schnell ausverkauft war. Da habt ihr ja schon mal gespielt ...

Ja klar. Und danach gab's noch eine Party im Elfer.

Erinnerst Du Dich noch an Euren ersten Gig in Frankfurt. Da habt Ihr euer ganzen Equipment inklusive großer Orgel in einen kleinen Keller im Ostend geschleppt ...

Das war im Blinden König?

In der alten Romanfabrik ...

 
3. Dezember 2010, 09.04 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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