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Foto: Curtis Spahl
Foto: Curtis Spahl

The Girl With The Guitar

DanaMaria bringt Country an den Main

Schon der CD-Titel und die Cover-Optik mit Wüstensand und Kakteen suggerieren Country-Flair. Das durchströmt auch die dreizehn Titel auf DanaMarias neuem Album „Desert Rose“, die mal folkig, mal bluesig, rockig oder auch poppig klingen.
JOURNAL FRANKFURT: Du nennst Neu-Isenburg deinen Heimatort. Das heißt du bist da geboren und wohnst auch wieder da …
DanaMaria:
In Neu-Isenburg selbst bin ich natürlich irgendwie verwurzelt. Meine Familie lebt schon lange hier und unser Familienbetrieb ist mittlerweile nur einen Ort weiter gezogen. Ich hatte hier eine schöne Kindheit und Jugend. Ich wollte nach dem Studium in der Nähe einer größeren Stadt bleiben, um mit der lokalen Musikszene weiter zu arbeiten und um eine Basis zu haben. Die Clubs, Bühnen und Studios, sowie die Musiker und Künstler in Frankfurt selbst sind wichtige Austauschpartner, um die eigene Musik immer weiterzuentwickeln und neue Ideen zu bekommen. Außerdem – ohne die Unterstützung meiner Familie vor Ort wäre vieles so auch nicht möglich.

In einem Gespräch mit einer Frankfurter Tageszeitung hast du dich als „gefühlte Sachsenhäuserin“ bezeichnet …
Ich war seit der fünften Klasse bis zum Abitur 2012 auf der Schillerschule in Sachsenhausen. Wir hatten Sport am Main, Kunstunterricht im Städel und in unseren Freistunden haben wir auf der Textorstraße oder am Schweizer Platz Mittag gegessen. Das war schon echt toll. Die meisten meiner Freunde haben in Sachsenhausen gewohnt und dadurch war ich auch so ständig in Frankfurt unterwegs. Ich denke, in der Stadt habe ich viele Einflüsse erlebt, die im Nachhinein sehr wichtig waren. Kunst und Kultur zum Beispiel, und irgendwie hatte ich auch immer ein etwas verklärtes Verhältnis zum Flughafen. Irgendwie mochte ich immer das Gefühl, vor dem Tor zur Welt zu sitzen und überall hinfliegen zu können. Ich habe mir immer gerne die Flugzeuge angeschaut und mir überlegt, wo ich gerne hinfliegen möchte.

Und hast Du da auch zur Musik gefunden?
Die Musik hat definitiv vor allem in dieser Zeit eine große Rolle gespielt. Ich habe die Dinge, die ich in der Schule erlebt habe und die Turbulenzen des Erwachsenwerdens in Songs verarbeitet und die Musik wurde zu einem wichtigen Ventil für mich. Irgendwann habe ich angefangen, diese Songs auch anderen Menschen außerhalb meiner Familie vorzuspielen und 2008 habe ich dann einen Talentwettbewerb in der Schule gewonnen. Das war das erste Mal, dass ich mit eigenen Songs so richtig auf der Bühne stand und damit ging dann eigentlich das Auftreten los.

Wie bist Du zur Musik gekommen, mit welcher Musik bist Du aufgewachsen, wie hast Du den Country für Dich entdeckt?
Meine Eltern sind sehr große Musikfans und vor allem mein Vater ist totaler Country- und Blues-Fan. Bei uns zu Hause lief schon immer viel Musik und vor allem eben Country Music. Willie Nelson oder Stevie Ray Vaughan zum Beispiel – deren Schallplatten habe ich aus dem Schrank gezogen und sie mir immer wieder angehört. Meine Schwester und ich wurden daher sehr darin unterstützt, selbst Musik zu machen und auch zu schreiben. Die ersten Erinnerungen an die Gitarre habe ich mit meinem Vater – mit fünf Jahren habe ich dann angefangen, Gitarrenunterricht zu bekommen. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört, zu spielen. Aber die größte Faszination haben weibliche Country Artists, ganz besonders Emmylou Harris, auf mich ausgeübt. Ich schätze auch, weil ich deren Musik, schlicht gesagt, selbst reproduzieren konnte mit den Mitteln, die mir zur Verfügung standen (sprich mit meinem Akustikgitarren-Strumming und meiner Stimme). Als ich dann Sheryl Crow entdeckte, war es endgültig um mich geschehen und ich habe mich seit dem immer tiefer in das Genre und deren Figuren hinein gehört; vor allem in moderne und neue Crossover-KünstlerInnen. Aber es gibt einfach nichts, was mich so glücklich macht wie Banjo und Pedal Steel Guitar.

Das Studium in Gießen erscheint eher wie eine Randnotiz. Oder hast Du da was studiert, was relevant für Dich als Musikerin war/ist?
Ich habe in Gießen Gesang studiert an einer kleinen privaten Akademie (der Rock Pop Jazz Akademie). Daher habe ich einige Jahre dort gewohnt und ein wunderbares kleines Netzwerk mit meinen Kommilitonen und Freunden aufgebaut. Das war für mich unglaublich wichtig, denn bis dahin hatte ich meine eigene Musik fast immer alleine gespielt. Während dem Studium konnte ich anfangen, meine Songs auch mit Band zu spielen und habe die Jungs seitdem an meiner Seite. Dafür bin ich sehr dankbar und genieße es sehr.

Stichwort Austin, Texas – was sind das für familiäre Verbindungen, von denen immer die Rede ist, wie viel Zeit hast Du da verbracht, wie hat Dich das geprägt? Auf Deiner Webseite ist beispielsweise auch von einem authentischen Texas-Slang die Rede …
Der Onkel meines Vaters ist in den 60er-Jahren nach Texas ausgewandert. Demnach habe ich Großonkel und Großcousinen dort. Meine Familie hat schon immer viele Reisen unternommen und meinen Vater hat es ebenfalls sehr geprägt. Er hat in den 80er-Jahren dort eine Weile gewohnt und gearbeitet und die Stadt Austin ins Herz geschlossen. Und genau das hat er an mich und meine Schwester weitergegeben. Wir haben oft in den Ferien einige Wochen in Texas verbracht und je älter ich wurde, umso mehr wuchs auch mir die Stadt ans Herz. Und wenn man selbst Musik macht, ist Austin ein Eldorado – als ich dann endlich in wirklich alle Bars und Clubs durfte, habe ich nächtelang in der Stadt Musik gehört und die verschiedensten Bands gesehen. Außerdem hat die Stadt einen ganz besonderen Spirit: irgendwie macht fast jeder Musik oder ist zumindest in irgendeiner Form kreativ. Es ist eine bunte, wilde Mischung, frei, unkompliziert und kreativ. Die Sprache hat mich immer sehr interessiert. In Texas gibt es total viele Sprichworte und Ausdrücke, die sehr speziell sind und ich fand es immer lustig, sie aufzuschnappen und vielleicht einen Song draus zu basteln. Außerdem war es mir immer wichtig, wenn ich Englisch singe und schreibe, dass es auch authentisch klingt. Ich habe super viel durch das Songschreiben gelernt – es geht nicht nur darum, Dinge in eine andere Sprache zu übersetzen, sondern wie die Satzstrukturen sind, wie die Denkweise funktioniert, wie die Eigenmelodien der Sätze und Betonungen klingen und was die Aussprache ausmacht. Ich finde das sehr spannend.

Country ist nicht Country. Wie gehst Du mit den Traditionen um und was bedeutet für Dich, Country „moderner“ umzusetzen, sprich auch Pop-Elemente einzubringen?
Ich denke, eine große Herausforderung unserer Zeit ist es, Tradition und Moderne zu kombinieren. Für mich ist der Kern vom Genre Country nach wie vor der gleiche wie vor fünfzig Jahren – das Songwriting; die Einfachheit von drei Akkorden auf der Akustikgitarre zusammen mit einer ehrlichen Geschichte aus dem Leben und einer eingängigen Melodie. Das macht Country für mich aus.

Aber es gibt heutzutage so unglaublich viele tolle Möglichkeiten in der Aufnahmetechnik und im Producing, auch technische Neuerungen, die spannende Sounds und ganz neue musikalische Welten eröffnen. Warum nicht alles mischen und etwas Neues und Eigenes draus machen? Sozusagen das beste aus allen Welten. Deswegen liebe ich zeitgenössische und Crossover-Country-Artists so sehr. Die Songs klingen modern, haben tolle Vibes und Sphären und wecken allein vom Hörerlebnis her die Sinne. Aber trotzdem wurden die Songs wie früher „am Lagerfeuer“ geschrieben und funktionieren genauso gut alleine, nur mit Akustikgitarre oder Piano und Stimme. Das finde ich großartig.

Folk, Blues und Rock sind ebenso Elemente, die in Deine Musik einfließen. Von Inspirationen von Willie Nelson über die (Dixie) Chicks bis zu Sheryl Crow war mal die Rede. Wofür stehen diese Namen für Dich?
Willie Nelson ist für mich Texas. Eine lebende Legende und Leuchtfeuer der Outlaw Country Szene. Seine Musik ist für mich Heimat... seine Songs haben meine Kindheit und Jugend begleitet. Ich dachte eine lange Zeit, ich wäre nach einem seiner Songs „Maria“ genannt worden (es war wohl nicht ganz der einzige Anreiz für meine Eltern, wie ich mittlerweile weiß). Sheryl Crow ist meine Heldin. Mein vielleicht größtes Vorbild musikalisch, aber auch als Frau in dieser Welt. Ihre Songs haben mir unendlich viel beigebracht und ich habe sie alle nachgespielt. Sie ist stark, tough, talentiert, charmant und einfach cool. Sie ist ein Rockstar und hat mich sehr beeinflusst. Und auch die Chicks haben mich neben einigen anderen Künstlerinnen sehr geprägt. Sie sind Vorbilder als Frauen. Und sie haben Country in einen modernen Kontext gesetzt und daraus etwas wirklich Großes geschaffen. Sie haben dazu beigetragen, dass ich angefangen habe, so groß zu träumen und an meine Musik zu glauben.

Ein Song heißt „Girl With The Guitar“ – ist das Dein Selbstverständnis, sprich: Schreibst Du Deine Song so, dass sie auch solo funktionieren können?
Auf jeden Fall, ja. Ich schreibe alle meine Songs auf der Gitarre oder mittlerweile auch auf dem Klavier. Wie gesagt, für mich ist das der Kern von Country und das Songwriting steht für mich an erster Stelle. Es hat lange gedauert, bis ich mich selbst nicht nur als Songwriterin, sondern zusätzlich auch als Sängerin oder Performerin definiert habe. Aber ich werde immer Gitarre spielen und meine Lieder schreiben und der Song „Girl With The Guitar“ erzählt genau davon.

Du gehörst zu den Musikern:innen, die trotz Corona ein Album veröffentlicht haben … Hast Du die Zeit der Pandemie auch kreativ nutzen können und wie hat sie Dich andererseits – gerade was Konzerte betrifft – ausgebremst, beziehungsweise konntest Du noch Konzerte spielen in 2020?
Es war auf jeden Fall „interessant“, das Album in dieser Zeit zu veröffentlichen. Aber wir hatten so lange daran gearbeitet und es war dringend nötig etwas Aktuelles zu veröffentlichen. Ich konnte aber die Zeit des Lockdowns gut nutzen, um einiges an Organisation und Promotion für das Album zu koordinieren und zu arrangieren. Die Zeit hätte ich so vielleicht nicht gehabt. Es ist mein erstes Album und ich habe alles in Eigenregie realisiert – ich habe noch kein Label oder ähnliches. Da war es ganz hilfreich, ein bisschen mehr Zeit und Muse zu haben für einige Dinge, die auch ich erstmal lernen und verstehen muss, bevor ich sie umsetzen kann. Die fehlenden Livekonzerte hingegen sind natürlich extrem schade und nicht sehr hilfreich. Wir konnten ein paar Livestreams und trotzdem auch ein kleines Open-Air-Konzert spielen. Aber gerade für junge KünstlerInnen wie mich, wäre es sehr wichtig, zeitnah zum Album live touren zu können, um die Musik weiter zu verbreiten, ganz zu schweigen von den Einnahmen. Ich hoffe sehr, dass wir dieses Jahr einen Lichtblick in dieser Hinsicht erleben können. Im Endeffekt versucht man immer, das Beste aus allem zu machen. Und auch hieraus wird wieder der ein oder andere Song entstehen.

Sag doch mal was zum Titel des Albums, „Desert Diamond“, und welche Art von Storytelling/welche Themen Du bevorzugst in Deinen Songs?
Für das Album wollte ich gerne einen Titel, der recht einfach zu verstehen ist und direkt ein Bild im Kopf erzeugt, wenn man ihn hört. Für mich ist „Desert Diamond“ genau so ein Titel und der Song selbst ist ebenfalls aus diesem Bild heraus entstanden - eine einsame Blüte inmitten der kargen Wüstenlandschaft. Das mochte ich total und in diesem Fall gab es sogar ein altes Foto in einem Tagebuch meines Opas, das mich dazu inspirierte. Außerdem ist mir das Thema des Songs wichtig – Frauenbilder und -rollen und der Druck der Gesellschaft. Also fand ich diesen Titel perfekt für das Album. Meine Songs bearbeiten immer wahre Situationen und Geschichten aus meinem Leben oder welche, die ich irgendwie mitbekommen habe von Freunden oder Familienmitgliedern. Oft geht es um Träume, Identitätsfindung oder einfach alltägliche Probleme. Meist versuche ich eher, die positiven Aspekte der Dinge hervorzuheben. Und ich liebe es, solche Geschichten in andere Gewänder zu hüllen und vor einer „WildWest-Kulisse“ stattfinden zu lassen. In der Regel starte ich mit einem Bild im Kopf und versuche, dieses zusammen mit einem speziellen Gefühl dem Hörer zu vermitteln. Es ist nicht unbedingt die klassische Storytelling-Variante, aber ich versuche, mir viel abzuschauen und zu lernen von den Songwritern in Nashville. Und letztendlich kommt es darauf an, was an Emotionen transportiert wird und ich hoffe immer, dass möglichst viel davon beim Hörer ankommt.

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit anderen Musiker:innen hier aus? Romie waren ja zum Beispiel bei Dir dabei. Gibt es da eine Szene, einen Austausch, einen Zusammenhalt?
Klar, das gibt es. Mittlerweile kenne ich zum Glück einige Leute hier aus dem Umkreis Frankfurts und früher oder später trifft man sich über zwei Ecken immer wieder – das ist immer wieder schön. Trotzdem hat es aber recht lange gedauert, bis man sich so einigermaßen kannte. Und dann gibt es öfters mal dieses Phänomen, dass man auf einmal eine tolle Band entdeckt und man feststellt, dass man jahrelang im Grunde nebeneinander gewohnt und gearbeitet hat und sich aber jetzt erst zum ersten Mal trifft. Ich hoffe, dass wir alle in Zukunft noch enger zusammenrücken und uns noch mehr gegenseitig austauschen... Und vor allem als Frau in der Musik ist es manchmal total wichtig, sich gegenseitig austauschen zu können. So sind Romie und ich zum Beispiel ein bisschen zusammengekommen. Ich habe mich so sehr gefreut, dass die beiden auf meinem Album dabei sind. Ich liebe Kollaborationen und finde, sie sind in jedem Fall immer bereichernd für jeden. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch viele schöne Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern realisieren darf.
 
7. Januar 2021, 13.27 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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