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Streaming im Dezember
Deutsches Haus – gelungene Serie über die Frankfurter Auschwitzprozesse
Nicht nur Weihnachten: Unsere Streaming-Highlights im Dezember mit einer erzwungenen Aufarbeitung im Frankfurt der 1960er-Jahre, dem Finale der in Deutschland kaum gewürdigten Serie „Billions“ und einer Sherlock Holmes-Saga für die Gen Z.
2025 jährt sich die Kapitulation Nazi-Deutschlands zum 80. Mal, die gleichzeitig das Ende des größten Massenmords der Menschheitsgeschichte, der Shoah, bedeutete. „Nie wieder!“, so hört man allenthalben, während realiter im November 2023 auf Straßen im In- und Ausland ganz unverhohlen von rechtsextremer, linksradikaler oder islamistischer Seite Pogrome an Juden gefeiert und Häuser mit Davidsternen markiert werden. Die große Mitte, so berichten Betroffene, zeige sich relativ gleichgültig. Dass die so viel gepriesene Aufarbeitung der NS-Vergangenheit – Voraussetzung des viel beschworenen „Nie wieder!“ – wohlmöglich nur bedingt erfolgreich war und in der deutschen Mehrheitsgesellschaft seinerzeit vor allem gegen politischen wie auch gesellschaftlichen Widerstand durchgesetzt werden musste, davon erzählt die Serie „Deutsches Haus“.
Erzwungene Aufarbeitung: gelungene Serie über die Frankfurter Auschwitzprozesse aus ungewohnter Perspektive
Deutsches Haus
Frankfurt, Winter 1963: Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns (Katharina Stark) wird kurz vor dem Beginn eines Strafprozesses zu Gericht berufen. Bei dem Gerichtsverfahren handelt es sich um den ersten der Frankfurter Auschwitzprozesse, bei dem sich ehemalige SS-Angehörige für ihre Taten im Konzentrationslager verantworten sollten. Vollkommen ahnungslos wird Eva im Rahmen des Prozesses erstmals mit den grausamen Menschheitsverbrechen konfrontiert, die die Tätergeneration während der Jahre des Wirtschaftswunders erfolgreich verdrängt hat und damit auch nicht mehr behelligt werden will. Das Wissen darum belastet zusehends auch die persönlichen Beziehungen der Dolmetscherin zur eigenen Familie. Gelungen zeichnet die Serie wortgetreu den Gerichtsprozess nach, dem sie viel Zeit einräumt. Vor allem jedoch in der eher ungewohnt drastischen Inszenierung des Einbruchs von (bewusst) Verdrängtem hinein in die Sphäre der unbedarft wie bieder vor sich hinlebenden Nachkriegsgesellschaft liegt die Stärke der Erzählung, die aktuell relevanter denn je erscheint.
Disney+: Deutsches Haus, Staffel 1, bereits verfügbar
Eine Romanze unter Regierungsangestellten und der letzte Fall eines Staatsanwalts
Fellow Travelers
Während die Kommunistenhatz des republikanischen Senators Joseph McCarthy in den 1950er Jahren noch etlichen ein Begriff sein dürfte, ist der sogenannte Lavender Scare jener Zeit hierzulande wohl weniger bekannt. Parallel zur Aufdeckung von angeblich kommunistischen Umtrieben innerhalb des Regierungsapparats machte McCarthy seinerzeit auch Jagd auf homosexuelle Mitarbeiter, die seinem Empfinden nach ein Sicherheitsrisiko darstellten. Vor dem Hintergrund jener Zeit erzählt „Fellow Travelers” episodisch die Romanze zwischen den beiden Regierungsangestellten Hawkins (Matt Bomer) und Tim (Jonathan Bailey) und erschafft dabei ein betrübliches Sittengemälde mit einer gesellschaftlich verunmöglichten Liebe.
Paramount+: Fellow Travelers, Staffel 1, jeden Samstag eine neue Folge
Billions
Bereits seit 2016 machte sich die Serie „Billions“ in mannigfaltigen Varianten daran, die moralisch komplexe Geschichte über Machtgier und Idealismus, Recht und Unrecht, Bourgeois und Citoyen in Zeiten des Kapitalismus zu erzählen. Mal gelungener, mal enervierter schaffte es die Erzählung immer, den Kampf des gerissenen New Yorker Staatsanwalts Chuck Rhoades (Paul Giamatti) und seiner Gegenspieler, rücksichts- wie hemmungslosen Hedgefonds-Managern, dramaturgisch überaus spannend in Szene zu setzen. Mit der 7. Staffel kommt die Serie nun zu ihrem wohlverdienten Abschluss. Wurde die Erzählung zum Ende auch immer unwahrscheinlicher, so belohnt das Finale doch mit einem Suspense-Feuerwerk, das sich sehen lassen kann.
WOW: Billions, Staffel 7, bereits verfügbar
Ein gescheiterter Auftragsmörder und eine Amateur-Hacker-Detektivin
Der Killer
Über mehrere Tage bereitet sich der namenlose Auftragsmörder (Michael Fassbender) in Paris auf seinen nächsten Einsatz vor. Sorgsam beobachtet er aus einem gemieteten Raum das gegenüberliegende Hotel, in dem sein todgeweihtes Opfer wohnt. Die Tage des Mannes sind geprägt von dröger Routine, in denen er verkleidet als deutscher Tourist, mit dem seiner Meinung nach niemand etwas zu tun haben will, den Mord vorbereitet. Doch dann geht etwas schief: erstmalig verfehlt der Auftragsmörder sein Ziel. Unverhofft wird er so selbst zum Gejagten und sieht sich alsbald gezwungen, eigene Grundsätze, nach denen er sein Leben noch kurz zuvor streng organsiert hatte, zu brechen. Spannend inszenierter Thriller von Regisseur David Fincher.
Netflix: Der Killer, bereits verfügbar
A Murder at the End of the World
Für die 24-jährige Darby Hart (Emma Corrin) sind grauenvolle Verbrecher nichts Unbekanntes, hat sie doch im Teenager-Alter gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Bill (Harris Dickinson) als Amateur-Hacker-Detektivin einen Serienmörder dingfest gemacht und über ihre Erfahrungen ein Buch veröffentlicht. Vom unverschämt wohlhabenden King-of-Tech Andy Ronson (Clive Owen) wird sie eines Tages mit einer Riege anderer smarter Überflieger nach Island geladen, wo die großen Krisen der Zeit angegangen werden sollen. Doch als einer der Gäste plötzlich ermordet wird, muss Darby ihr detektivisches Können unter Beweis stellen, um weitere Morde zu verhindern. Krimi-Serie mit einer nahezu überbordenden thematischen Vielfalt.
Disney+: A Murder at the End of the World, Staffel 1, bereits verfügbar
…und außerdem: drei Mal Weihnachten
Gremlins
Weihnachten goes Horrorkomödie: Zu Weihnachten erhält Billy von seinem Vater, einem erfolglosen Erfinder, ein süßes Pelztier, das alsbald den Haushalt und später die gesamte Kleinstadt auf den Kopf stellt.
WOW: Gremlins, bereits verfügbar
A Very Murray Christmas
Alle Jahre wieder strandet Bill Murray am Weihnachtsabend als frustrierter Entertainer im zugeschneiten New Yorker Carlyle Hotel und erwärmt in Sofia Coppolas lakonischem Christmas-Musical doch nur wieder alle Herzen.
Netflix: A Very Murray Christmas, bereits verfügbar
Die Geister, die ich rief
Richard Donners Weihnachtsklassiker, indem ein zynischer Fernsehproduzent von Geistern heimgesucht wird, die ihm ein böses Erwachen bescheren. Moderne, komödiantische Interpretation von Dickens „A Christmas Coral“.
Prime Video: Die Geister, die ich rief, bereits verfügbar
Deutsches Haus
Frankfurt, Winter 1963: Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns (Katharina Stark) wird kurz vor dem Beginn eines Strafprozesses zu Gericht berufen. Bei dem Gerichtsverfahren handelt es sich um den ersten der Frankfurter Auschwitzprozesse, bei dem sich ehemalige SS-Angehörige für ihre Taten im Konzentrationslager verantworten sollten. Vollkommen ahnungslos wird Eva im Rahmen des Prozesses erstmals mit den grausamen Menschheitsverbrechen konfrontiert, die die Tätergeneration während der Jahre des Wirtschaftswunders erfolgreich verdrängt hat und damit auch nicht mehr behelligt werden will. Das Wissen darum belastet zusehends auch die persönlichen Beziehungen der Dolmetscherin zur eigenen Familie. Gelungen zeichnet die Serie wortgetreu den Gerichtsprozess nach, dem sie viel Zeit einräumt. Vor allem jedoch in der eher ungewohnt drastischen Inszenierung des Einbruchs von (bewusst) Verdrängtem hinein in die Sphäre der unbedarft wie bieder vor sich hinlebenden Nachkriegsgesellschaft liegt die Stärke der Erzählung, die aktuell relevanter denn je erscheint.
Disney+: Deutsches Haus, Staffel 1, bereits verfügbar
Fellow Travelers
Während die Kommunistenhatz des republikanischen Senators Joseph McCarthy in den 1950er Jahren noch etlichen ein Begriff sein dürfte, ist der sogenannte Lavender Scare jener Zeit hierzulande wohl weniger bekannt. Parallel zur Aufdeckung von angeblich kommunistischen Umtrieben innerhalb des Regierungsapparats machte McCarthy seinerzeit auch Jagd auf homosexuelle Mitarbeiter, die seinem Empfinden nach ein Sicherheitsrisiko darstellten. Vor dem Hintergrund jener Zeit erzählt „Fellow Travelers” episodisch die Romanze zwischen den beiden Regierungsangestellten Hawkins (Matt Bomer) und Tim (Jonathan Bailey) und erschafft dabei ein betrübliches Sittengemälde mit einer gesellschaftlich verunmöglichten Liebe.
Paramount+: Fellow Travelers, Staffel 1, jeden Samstag eine neue Folge
Billions
Bereits seit 2016 machte sich die Serie „Billions“ in mannigfaltigen Varianten daran, die moralisch komplexe Geschichte über Machtgier und Idealismus, Recht und Unrecht, Bourgeois und Citoyen in Zeiten des Kapitalismus zu erzählen. Mal gelungener, mal enervierter schaffte es die Erzählung immer, den Kampf des gerissenen New Yorker Staatsanwalts Chuck Rhoades (Paul Giamatti) und seiner Gegenspieler, rücksichts- wie hemmungslosen Hedgefonds-Managern, dramaturgisch überaus spannend in Szene zu setzen. Mit der 7. Staffel kommt die Serie nun zu ihrem wohlverdienten Abschluss. Wurde die Erzählung zum Ende auch immer unwahrscheinlicher, so belohnt das Finale doch mit einem Suspense-Feuerwerk, das sich sehen lassen kann.
WOW: Billions, Staffel 7, bereits verfügbar
Der Killer
Über mehrere Tage bereitet sich der namenlose Auftragsmörder (Michael Fassbender) in Paris auf seinen nächsten Einsatz vor. Sorgsam beobachtet er aus einem gemieteten Raum das gegenüberliegende Hotel, in dem sein todgeweihtes Opfer wohnt. Die Tage des Mannes sind geprägt von dröger Routine, in denen er verkleidet als deutscher Tourist, mit dem seiner Meinung nach niemand etwas zu tun haben will, den Mord vorbereitet. Doch dann geht etwas schief: erstmalig verfehlt der Auftragsmörder sein Ziel. Unverhofft wird er so selbst zum Gejagten und sieht sich alsbald gezwungen, eigene Grundsätze, nach denen er sein Leben noch kurz zuvor streng organsiert hatte, zu brechen. Spannend inszenierter Thriller von Regisseur David Fincher.
Netflix: Der Killer, bereits verfügbar
A Murder at the End of the World
Für die 24-jährige Darby Hart (Emma Corrin) sind grauenvolle Verbrecher nichts Unbekanntes, hat sie doch im Teenager-Alter gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Bill (Harris Dickinson) als Amateur-Hacker-Detektivin einen Serienmörder dingfest gemacht und über ihre Erfahrungen ein Buch veröffentlicht. Vom unverschämt wohlhabenden King-of-Tech Andy Ronson (Clive Owen) wird sie eines Tages mit einer Riege anderer smarter Überflieger nach Island geladen, wo die großen Krisen der Zeit angegangen werden sollen. Doch als einer der Gäste plötzlich ermordet wird, muss Darby ihr detektivisches Können unter Beweis stellen, um weitere Morde zu verhindern. Krimi-Serie mit einer nahezu überbordenden thematischen Vielfalt.
Disney+: A Murder at the End of the World, Staffel 1, bereits verfügbar
Gremlins
Weihnachten goes Horrorkomödie: Zu Weihnachten erhält Billy von seinem Vater, einem erfolglosen Erfinder, ein süßes Pelztier, das alsbald den Haushalt und später die gesamte Kleinstadt auf den Kopf stellt.
WOW: Gremlins, bereits verfügbar
A Very Murray Christmas
Alle Jahre wieder strandet Bill Murray am Weihnachtsabend als frustrierter Entertainer im zugeschneiten New Yorker Carlyle Hotel und erwärmt in Sofia Coppolas lakonischem Christmas-Musical doch nur wieder alle Herzen.
Netflix: A Very Murray Christmas, bereits verfügbar
Die Geister, die ich rief
Richard Donners Weihnachtsklassiker, indem ein zynischer Fernsehproduzent von Geistern heimgesucht wird, die ihm ein böses Erwachen bescheren. Moderne, komödiantische Interpretation von Dickens „A Christmas Coral“.
Prime Video: Die Geister, die ich rief, bereits verfügbar
8. Dezember 2023, 09.48 Uhr
Daniel Urban
Daniel Urban
Daniel Urban schreibt seit 2022 für das JOURNAL FRANKFURT mit dem Schwerpunkt TV und Streaming. Mehr von Daniel
Urban >>
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Film-Tipp im Dezember
Black Dog – Weggefährten: eine Außenseitergeschichte
Neben „Furiosa: A Mad Max Saga“ ist „Black Dog – Weggefährten“ der beste Mit-dem-Motorrad-in-der-Wüste-Film des Jahres. Im Dezember startet er auch in den Frankfurter Kinos.
Text: Andreas Dosch / Foto: © Black Dog
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