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Foto: Hubert Koch (*1932) Becher und Vase, 1977–78, Glas, vor der Lampe geblasen, montiert; farblos und grün irisiert. Foto: Franziska Krieck © Museum Angewandte Kunst
Foto: Hubert Koch (*1932) Becher und Vase, 1977–78, Glas, vor der Lampe geblasen, montiert; farblos und grün irisiert. Foto: Franziska Krieck © Museum Angewandte Kunst

Museum Angewandte Kunst

Stachelige Leerstelle

Für die Ausstellung „Kunsthandwerk ist Kaktus“ hat das Museum Angewandte Kunst sein Depot geöffnet und zeigt über 700 Exponate, die Einblicke in die zeitgenössische materielle Kultur westlicher Gesellschaften geben. Eröffnet wurde am Freitag, die Ausstellung läuft bis März.
„Inszenierung“, raunt eine Lautsprecher-Stimme, „dekorative Erfüllung“, eine andere. Wer die Rampe zum Ausstellungsraum im Museum Angewandte Kunst hochgeht, hört erstmal eine Reihe von Begriffen. Es sind Worte, die wir mit Kunsthandwerk verbinden sollen. Doch was ist Kunsthandwerk eigentlich genau? Viele Menschen haben schon darüber gestritten, ob etwas Kunst ist oder doch eher Kunsthandwerk. Im Gegensatz zu dem anglistischen Begriff „Design“ wirkt das Wort „Kunsthandwerk“ kompliziert und Kunsthandwerk ist ja nicht bloß eine Addition von Kunst und Handwerk, schließlich stehen diese Begriffe im Widerspruch zueinander.

Die aktuelle Ausstellung „Kunsthandwerk ist Kaktus“ will schon mit ihrem Titel auf dieses Spannungsfeld aufmerksam machen: Der Kaktus soll hier als Metapher für eine Leerstelle dienen, denn auch er ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar. Was sich jetzt sehr theoretisch liest, ist in der Ausstellung hochsinnlich, denn das Museum Angewandte Kunst hat für die erste Ausstellung nach dem Lockdown sein Depot geöffnet und zeigt über 700 Exponate aus der Zeit ab 1945. Zu sehen sind etwa farbige Glasvasen, opulente Colliers, bunt bestickte Wandteppiche. Die Ausstellungsarchitektur ist luftig, die weiß gehaltenen Regale, Vitrinen und Tische sind in einem Raster positioniert, das dem 3,5-Grad-Winkel des Richard-Meier-Baus folgt, was auf den ersten Blick irritiert und zunächst vermuten lässt, da stehe ein Regal schief.

Der Charme der Ausstellung liegt aber eindeutig darin, dass keine Laufrichtung vorgegeben ist. So lässt sich wunderbar entlang der Regale flanieren, wer mag, kann Schubladen aufziehen, in denen sich Besteck oder Schmuck befindet. Das Museum hat auf Objektbezeichnungen verzichtet und an die Wände Poster gehängt, auf denen die Exponate abgebildet sind. Eine Nummer am jeweiligen Exponat gibt Orientierung. Das ist zum einen ein lustiges Suchspiel und zum anderen wird damit das klassische Erklärprinzip ausgehebelt. Wer mehr wissen möchte, muss sich Mühe geben, um das ausgestellte Stück auf dem Poster zu finden.

Die Präsentation ist in vier Themenkomplexe unterteilt: nach Materialgattung, nach Formen und Anwendungen, Kunst und Leben sowie in abstrakte Objekte, die das offene Potenzial von Kunsthandwerk verkörpern. Ein Gang durch die Ausstellung ist ein Gang durch die Geschichte unserer Lebenswelt. Und einen Kaktus gibt es selbstverständlich auch. Er steht im Erdgeschoss schräg gegenüber von der Museumskasse.

Kunsthandwerk ist Kaktus, Museum Angewandte Kunst, 6.11–27.3.2022, www.museumangewandtekunst.de
 
8. November 2021, 11.25 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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