Am 25. August wird die Zeichnerin Marie Marcks 90 Jahre alt. Schon allein dieses Jubiläum ist Grund genug für das Caricatura Museum, der Heidelbergerin eine umfangreiche Werkschau zu widmen.
Nicole Brevoord /
Ab Donnerstag ist im Caricatura Museum eine beeindruckende Ausstellung zum Schaffen einer der bedeutendsten Zeichnerinnen und Karikaturistinnen Deutschlands zu sehen. Mit ihren fast neunzig Jahren blickt die in Berlin geborene und in Heidelberg lebende Künstlerin Marie Marcks auf ein umfangreiches Werk zurück und ist, so hört man, noch immer kreativ, auch wenn ihre Werke nicht mehr regelmäßig publiziert werden. „Sie gehört zu den Meistern der Komischen Kunst“, sagt Museumsleiter Achim Frenz und zitiert die außergewöhnliche Künstlerin mit den Worten: „Ich habe von der Kindheit an gekritzelt, weil bei uns immer Papier und Stifte herumlagen. Und da ich nichts weiter gelernt habe, ist aus dem Gekritzel ein Beruf geworden.“ Nach Gekritzel sehen die Tusche- und Bleistiftzeichnungen sowie Siebdrucke nun wirklich nicht aus. 372 Blätter zeigt das Museum, das älteste Werk stammt aus der Marckschen Kindheit und ist aus dem Jahr 1928, das jüngste Blatt ist aus dem Jahr 2001, also durchaus noch recht aktuell.
Aktuell waren und sind auch noch immer die Themen, die Marie Marcks in ihren Zeichnungen verarbeitete. „Sie hat ein seismografisches Gespür für gesellschaftliche Phänomene“, sagt Frenz dazu. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören Rüstung und Militär, Jugend und Alter, das Spannungsfeld zwischen Mann und Frau, Wissenschaft und Forschung sowie Krieg und Rechtsextremismus. So findet sich in der Ausstellung ein Bild, das 50 Jahre alt ist und sich kritisch der Atomkraft widmet. Wie Fukushima belegte, noch immer ein heißes Eisen.
Bemerkenswert sind nicht nur die Werke, auch der Lebenslauf der Künstlern fasziniert. Als Tochter eines Architekten und der Leiterin einer privaten Kunstschule, war ihr die Kreativität förmlich in die Wiege gelegt worden. Sie studierte Architektur und arbeitete zunächst als Werbegrafikerin. Aus dieser zeit stammen die Siebdrucke in der Ausstellung. Ab 1963 veröffentlichte die später mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk ausgezeichnete Künstlerin ihre Karikaturen in der Süddeutschen Zeitung. Bis zum Jahr 1988 lieferte sie dem Blatt politische Tageskarikaturen und setzte sich als über einen langen Zeitraum alleinerziehende Mutter von fünf Kinder in einem eher von Männern dominierten Beruf durch.
Bis zum 21. Oktober verspricht die Ausstellung im Caricatura Museum am Weckmarkt 17 eine vergnügliche Zeit mit Werken, die teilweise nachdenklich stimmen, aber auch zum Schmunzeln anregen. So etwa die Zeichnung einer von Büchern und Akten zugestopften Psychiaterpraxis. Darin sagt der Therapeut zu einem Jungen: „So. Wir machen also noch in die Hose!“ Und der Junge antwortet keck: „Du auch?.