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Foto: Neven Allgeiers
Foto: Neven Allgeiers

Künstlerkollektive Teil 1

Kulturvotzen-TV: „Den Mund aufmachen, auch wenn die anderen rot werden“

Am Samstag wurde die documenta in Kassel eröffnet, die in diesem Jahr erstmals von einem Künstlerkollektiv kuratiert wird. Eine Vielzahl an Künstlergruppen gibt es auch in Frankfurt und Umgebung: Wir haben fünf davon getroffen – darunter Kulturvotzen-TV, kurz KVTV.
JOURNAL FRANKFURT: Seit wann gibt es KVTV?
Olga: KVTV wurde 2017 in Athen auf der Documenta 14 gegründet.

Wie schwierig oder leicht ist es, Teil des Kunstbetriebs zu sein und sich gleichzeitig mit ihm anzulegen?
Anja: Die meiste Zeit ist es ist nicht so schwer. Vielleicht ist es so wie mit dem Kapitalismus – man ist eben auch ein Teil davon und mag gerne seinen Kaffee entkoffeiniert und mit Hafermilch, heißt aber nicht zwingend, dass man gleichzeitig ein Unmensch mit einem atomaren Endlager im Keller ist.

Es gibt immer Hoffnung aufs Umdenken und Veränderungen. Man muss schon mutig sein, ja. Den Mund aufmachen, auch wenn die anderen rot werden, auch wenn es unangenehm ist und auch wenn es gegen offensichtlich „große Fische” geht.

Sonja: Kommt auf die Grundeinstellung und die Zielsetzung an. Als wir KVTV gegründet haben, waren die Aussichten, ein Teil von dem Kunstbetrieb zu sein, nicht besonders rosig. Die Gehälter, Perspektiven und der Konkurrenzkampf, die nach dem Studium angeboten werden, wenn man eine Künstlerin oder Kuratorin werden will, sind wirklich miserabel.

Daher riskiert man auch nicht so viel, wenn man sich mit dem Kunstbetrieb anlegt, außer, dass die Bedingungen sich eher verbessern. Und, dass man ein Teil von dem Kunstbetrieb dann wiederrum ist und wird, ist ja der klassische Mechanismus von Kapitalismus, welcher alles vereinnahmt, sogar oder besonders dann, wenn etwas kritisch zu betrachten ist. Die Herausforderung ist es dann, diesen Mechanismus zu reflektieren und dann auch die Kritik neu zu justieren.

Wie seid ihr zusammengekommen, und wechselt eure Besetzung schonmal?
Olga: KVTV besteht aus Freund:innen, die sich für Kunst interessieren. Die Besetzung verändert sich je nach Projekt. Aktuell sind wir zu fünft.

Ein paar Schlagworte, die KVTV beschreiben?
Anja: Über sich selbst zu schreiben ist ja bekanntlich am schwierigsten. Aber unsere Fans feiern uns für die ungeschönte, ehrliche Berichterstattung, für die Feierlaune und den spontanen Charakter unserer Videobeiträge. Im echten Leben versuchen wir auch stets einen bleibenden, nicht immer angepassten Eindruck zu hinterlassen.

Habt ihr ein künstlerisches oder politisches Programm?
Anja: Unsere Ausrichtung hat kein Label. Wir haben alle einen Migra-Hintergrund (Migrationshintergrund, Anm.d.Red.) und sind gegen jegliche Form der Diskriminierung. Wir betrachten die Themen in- und außerhalb der Kunstblase stets kritisch. Nicht alles findet sich in unseren Videobeiträgen oder Performances wieder. Dennoch wird jeder Beitrag und jede Kuration vorher auf Kriterien wie Gleichberechtigung, Empowerment, (Alltags-)Rassismus, Antisemitismus, Sexismus geprüft. Ich finde, es ist die Aufgabe von uns allen, sich gegen die ungleichen Verhältnisse zu stellen. Seit Ende Februar sind wir in großer Sorge, was aktuell in der Ukraine und der restlichen Welt passiert, da es auch uns alle angeht und einen riesengroßen Rattenschwanz mit sich zieht. Ich finde es gerade schwierig, Kunst und Politik zu trennen, in meiner Welt unmöglich. Deshalb hören wir nicht auf, dazuzulernen.

KVTV-Television und andere Sendeformate des Kollektivs kann man unter www.kvtv.studio/home ansehen.

Dieses Interview ist innerhalb der Titelstory „Was geht zusammen besser? Alles!“ in der Juni-Ausgabe (6/22) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
20. Juni 2022, 12.41 Uhr
kjc
 
 
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