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Kolumne von Ana Marija Milkovic

Die Stadt, eine Kuriositätensammlung von Surrealem

Frankfurter Fachwerkhäuser sind heute aus Beton. Es hätte aber auch schlimmer kommen können, siehe das Tempelhofer Feld in Berlin. Die Welt, meint unsere Kolumnistin, ist eben nicht gerecht.
Arthur Schopenhauer sagte, wer Menschen beeinflussen will, muss Ihnen nur starke Motivationen dafür liefern, ihre Gewohnheiten zu ändern. Der Senatsbauverwaltung in Berlin ist das offensichtlich nicht gelungen. Sie ist nun an den Gewohnheiten der Berliner am Tempelhofer Feld gescheitert. Die Bürger haben sich vergangenen Sonntag gegen eine Bebauung und für den Erhalt ihrer bisherigen Gewohnheiten entschieden: Rollerblader und Kleingärtnerei.

Nach Frankfurt: Die Braubachstraße verändert sich seit Jahren und wir unsere Gewohnheiten darin. Das ehemalige Gesundheitsamt an der Braubachstraße ist nun Sitz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Das historische Gebäude wurde umgebaut. Ein Wettbewerb entschied, wie. Dort, wo einst das Gesundheitsamt über Stufen erschlossen wurde, befindet sich heute ebenerdig der Eingang zum Restaurant Margarete. Die Margarete ist rückseitig ein Restaurant, vorderseitig ein Cafe und mit einem eigens dafür vorgesehenen Raum zur Braubachstraße auch das Fenster zur Stadt. In diesem Gebäude befindet sich eine Stelle im Keller, da lässt sich der Braubach sehen.

Aus dem Fenster zur Stadt blicke ich gerne auf das freigelegte Längshaus der Ausstellungshalle Schirn. Die Schirn grenzt an die Baustelle der Dom-Römer-Gesellschaft unmittelbar an. Hier entsteht auf den Fundamenten des ehemaligen Technischen Rathauses die Rekonstruktion der historischen Altstadt. Die Braubach drückt von unten und die Stadt mit kostenintensiven Maßnahmen dagegen. Ich erinnere mich noch, wie unsere Stadtverwaltung vor dem Abriss des Technischen Rathaus hier untergebracht war. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes, blickte über einen Berg von Laufmappen auf den Dom. Das Mobiliar war veraltet, der Ausblick grandios. Nun blickt er rückseitig der Berliner Straße in einen Innenhof.

Die Welt ist nicht gerecht. Das ist ein Zitat des serbischen Bauunternehmers Jelikic. Vor vielen Jahren erklärte er uns Architekten so die Welt. Den Ort dafür wählte er mit Bedacht. Mona Lisa ist eine Bar in der Fahrgasse um die Ecke des Museums für Moderne Kunst. Die Wirtin trägt gerne einen hochgeschlitzten Rock. Das Ambiente der Bar im Gelsenkirchener Barock sprach sich bald herum. Es folgten Museumsdirektor, Belegschaft, Künstler, Sammler, Freunde. Vielleicht fehlt Udo Kittelmann das Fußläufige heute in Berlin.

Die Kulturmeile bot interessante Flächen für den Kulturbetrieb. Parisa Kind und Eva Winkeler eröffneten ihre Galerien in der Fahrgasse. Beide Galeristinnen waren gleich alt, vertraten Frankfurt international, stellten gleichaltrige Künstler aus, bekamen gleichzeitig ihre Kinder und zogen zeitgleich fort. Nicht wenige behaupten, die Stadt fördere die Kulturmeile oder Existenzgründer nicht.

Einiges hat sich verändert, vieles wird sich in der Gegend noch verändern. Kürzlich fiel mir in der Braubachstraße etwas Besonderes auf. Es steht dort noch ein Gebäuderelikt des Technischen Rathauses. Fast lehnt es sich an das Nachbargebäude an, um nicht umzufallen. Licht schaltete sich darin an und aus. Menschen gingen ein und aus. Heute weiß ich, es ist ein Treppenhaus. Es erschließt das historische Wohngebäude aus der Jahrhundertwende. Eine Stadt ist ein Sammelsurium von örtlichen Begebenheiten. Das lässt sich auch nicht immer auf Anhieb verstehen.
 
28. Mai 2014, 12.29 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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