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(K)ein Herz für Nerz?


Mittwochmorgen an der Hauptwache: Nina Christmann, die Freundin von Eintracht-Spieler Patrick Ochs, sitzt im schicken Pelzjäckchen, mit knallroter Farbe beschmiert, in einem Drahtkäfig. PETA macht noch einmal auf die untragbaren Zustände in deutschen Pelztierfarmen aufmerksam. Kurz vor Beginn der Wintersaison touren die Aktivisten der Tierrechtsorganisation unter dem Slogan „Sommer – keine Ferienzeit für Tiere auf Pelzfarmen“ durch Deutschland, um die Menschen vom Pelzkauf abzuhalten.
Doch sind sie damit am richtigen Ort? Nein, so scheint es, denn die Aktion wirkt nicht besonders erfolgreich. Fast niemand interessiert sich ernsthaft für die Frau im Käfig. Mütter mit Kindern an der Hand eilen vorbei, um kurz vor Beginn der Schulzeit noch einmal einzukaufen. Jugendliche bekommen einen Flyer in die Hand gedrückt, um ihn im nächsten Moment gleich wieder fallen zu lassen. Nur als drei Betrunkene Nina Christmann aus ihrem selbst gewählten Gefängnis befreien wollen und Anstalten machen, das Schloss zu knacken, erregt das mehr Aufmerksamkeit und einige Lacher.Ich frage einige Passanten: Keiner trägt Pelz – zu teuer und außerdem Tierquälerei, das ist schon zu den meisten durchgedrungen.
Trotzdem möchte PETA ihre Aktion nicht auf die Goethestraße verlegen, obwohl dort die potenziellen Pelzkäufer flanieren. Alle sollen angesprochen und sensibilisiert werden, denn Billigpelz, zum Beispiel aus China, findet man auch als Bestandteil günstiger Produkte wie Winterschuhe oder Jacken. Nur ist der dann nicht als solcher gekennzeichnet. Ein Skandal – und die Lebensbedingungen der Tiere sind wirklich unhaltbar. Nicht alleine wie Nina, sondern oft zu dritt verbringen Zuchttiere ihr oft nur sieben Monate dauerndes Leben in Käfigen, die so groß wie Apfelsinenkisten sind. Und doch fühlt sich keiner ernsthaft angesprochen. Ein skeptischer Randbetrachter schiebt das auf die allgemeine Gleichgültigkeit in der Gesellschaft: „Das bringt nix, das geht immer so weiter, weil sich nach fünf Minuten keiner mehr dafür interessiert.“

Die Demoaktion als weiteres Beispiel für unsere unmotivierte Generation? Vielleicht das, aber auch die Ansicht, dass sich so schnell nichts an der Situation der Nerze ändern wird. Pelz ist nicht verboten, und die neue Pelztierhaltungsordnung gilt erst 2016 als bindend. Außerdem scheint die Hemmschwelle, Pelz zu tragen, wieder zu sinken. Immer noch sterben Millionen Tiere für Pelz. Man habe kein schlechtes Gewissen mehr, die Anti-Pelzbewegung der Achtziger- und Neunzigerjahre sei nur ein Trend gewesen, meint eine ältere Dame, die extra für die Aktion auf die Zeil gekommen ist – eine Ausnahme. Die PETA-Aktivisten sind trotzdem optimistisch: „Wenn wir nur einen davon abbringen, sich ein Pelzprodukt zu kaufen, sind wir schon zufrieden.“
Text: Caroline Brendel, Foto: Sascha Reichelt
 
12. August 2010, 10.52 Uhr
Redaktion
 
 
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