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Foto: Bruno Papic
Foto: Bruno Papic

JAZZ MONTEZ VIDEO GAMES

Musik an ikonischen Orten

Nach ihrem „Open House“-Festival im MAK Mitte März kam Corona und das Aus für Livekonzerte. Die Jazz Montez e.V. suchte sich neue Herausforderungen. John Steinmark erzählt davon im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT.
JOURNAL FRANKFURT: Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Kreativen ausgebremst, aber gerade bei Musiker:innen und dem gesamten Umfeld zum viel zitierten „Berufsverbot“ geführt. Wie schnell wart ihr mit Jazz Montez am Start und habt nach neuen Möglichkeiten gesucht?
John Steinmark: Eigentlich sofort. Wir waren ja auch gleich betroffen. Unser „Open House“ im Museum Angewandte Kunst konnten wir gerade noch so zu Ende bringen. Alles, was darauf hätte folgen sollen, eine Reihe von Konzerten sowie zwei Open-Air-Festivals im Sommer, musste abgesagt oder verschoben werden. Da haben wir direkt angefangen zu überlegen: Was können wir unter diesen Bedingungen tun, um die Musik und den Vibe am Leben zu halten?

Viele Musiker:innen, aber auch Clubs und selbst eine Institution wie der Hessische Rundfunk haben sich schnell mit Livestreams ins Netz verlagert, um ihrem Publikum weiterhin ein Angebot machen zu können. Ihr habt eine andere Idee entwickelt, eine individuellere, kreativere?
Wir haben darüber nachgedacht, wie wir in der herausfordernden Situation einen Mehrwert für Künstler:innen und Publikum schaffen können. Mit dem „A day in the lifestream“ haben wir schließlich einen ganzen Tag aus dem Aufnahmestudio Lotte Lindenberg gestreamt, in das wir die Bands Wanubalé und Moses Yoofee Trio aus Berlin eingeladen hatten, um jeweils einen Track für unsere Compilation „Jazz Montez Presents“ einzuspielen. Auf diese Idee wären wir ohne Corona nicht gekommen und das Publikum hätte wahrscheinlich auch wenig Verständnis dafür gehabt. Entstanden ist daraus ein besonderes Zeitdokument, das sich Menschen hoffentlich noch in vielen Jahren auf YouTube reinziehen werden. Das Gleiche erhoffen wir uns für die „Jazz Montez Video Games“.

Der Begriff Video Games könnte missverständlich verstanden werden. Warum habt ihr ihn für eure Videoproduktionen gewählt und was soll er signalisieren?
Dazu wurden wir von einem alten Arcade-Videospielautomaten inspiriert, der in unserem Büro steht und uns am dritten oder vierten Level von Donkey Kong verzweifeln lässt. Auf diesem steht in großer Schrift: „Video Games“. Das hat sehr gut zu unserem Vorhaben gepasst.

Woran macht ihr Talent fest?
Das ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Wir interessieren uns in der Regel am meisten für Künstler:innen, die vom Jazz beeinflusst eigene musikalische Wege gehen. Was uns genau an ihrer Musik überzeugt, kann man nur schwer in Worte fassen. Beim Hören muss ein gewisses Gefühl entstehen, das einen tief beeindruckt, sowie eine Vorstellung davon, was man mit diesem Act zusammen in Frankfurt auf die Beine stellen könnte.

Wie viele Musiker:innen haben sich letztlich beworben und kamen sie alle gleich mit konkreten Orten an den Start beziehungsweise was habt ihr euch als Jazz Montez an besonderen Plätzen so vorgestellt?
Es haben sich rund 40 Musiker:innen bei uns beworben. Die Orte haben wir gemeinsam mit den Künstler:innen ausgesucht, mit denen wir zusammenarbeiten wollten. Das können ikonische Orte sein, die jede*r in Frankfurt kennt oder eher unbekannte Plätze, die uns und die Musiker:innen ästhetisch ansprechen. Mit dem Projekt wollen wir einerseits talentierte Künstler:innen aus der Region fördern, andererseits aber auch Frankfurt als coolen Standort für kreative Projekte sichtbar machen.

Nach welchen Kriterien habt ihr die Auswahl der beiden ersten Kandidaten getroffen und sagt mal ein paar Worte zu Triorität und Shelly Phillips?
Wir hatten viele gute Einsendungen, aber die beiden Acts haben uns einfach am meisten angesprochen. Sie machen jeweils etwas, das auf ihre Art einzigartig ist. Bei Triorität (Foto) ist es eine Kombination aus sehr tanzbaren Rhythmen und Jazz-beeinflussten Improvisationen, die uns an Musik aus London oder Los Angeles erinnert hat. Außerdem hat uns ihre Einstellung von Anfang an sehr gut gefallen. Die Jungs sind sehr gut drauf und verbreiten einfach nur gute Laune. Bei Shelly Phillips ist es ihr sehr persönliches, intimes Liedgut, gepaart mit einer absolut unverwechselbaren Stimme, die einem unter die Haut geht. Es ist für uns eine ganz besondere Erfahrung, sie auf ihrem musikalischen Weg begleiten zu dürfen. Nachdem sie sich mit einem Lied bei uns beworben hatte, das sie noch nicht im Studio aufgenommen hatte, haben wir das im Lotte Lindenberg nachgeholt und dafür eigens eine Band aus jungen, talentierten Musiker:innen aus Frankfurt, Mainz und Köln zusammengestellt. Die Aufnahme ist wunderschön geworden und wir freuen uns sehr darauf, das Lied bald auf unserem Label zu veröffentlichen.

Am 4.12. erscheint das erste Video auf youtube.com/jazzmontez. In welcher Regelmäßigkeit wird es da neues Material zu sehen geben?
Das Video von Shelly folgt Anfang des nächsten Jahres. Danach sehen wir weiter.
Ein Wort zu den jungen Filmemacher:innen Julia Frank und Bruno Papic und ihrem Background … Julia Frank ist eine gebürtige Frankfurterin, die in New York studiert und dort bei einer Filmproduktionsfirma gearbeitet hat. In New York hat sie auch schon einen eigenen Kurzfilm gedreht, der nächstes Jahr rauskommen wird. Dank Corona ist sie seit ein paar Monaten wieder in Frankfurt und unterstützt uns seitdem bei unseren Videoprojekten. Sie hat ein sehr gutes Auge und viele Ideen, auf der Basis dessen sie gemeinsam mit den Künstler:innen ein Konzept für den Drehtag erarbeitet. Bruno Papic, der ursprünglich aus Kroatien kommt und sich mit einer Reihe von innovativen Werbefilmen und Musikvideos bereits einen Namen gemacht hat, gibt ebenfalls kreativen Input und führt das Konzept als Kameramann und Co-Regisseur an der Seite von Julia am Set aus. Bruno ist auch für den Schnitt zuständig, wo ihm sein exzellentes Rhythmusgefühl – er ist nebenbei DJ und Tänzer – sehr zugutekommt.

Auch hier war bei Aufnahmen das Lotte Lindenberg Studio involviert. Was erwartet die Fans auf der Compilation „Jazz Montez Presents“, wer wird da alles vertreten sein und in welchen Formaten wird es sie geben?
Die Compilation gibt einen Überblick über die zeitgenössische, junge Jazz-Szene in Deutschland. Das Marko Mebus Quintett, Conic Rose, das Moses Yoofee Trio, Bokoya, Wanubalé, Linntett (feat. Laura Totenhagen) sowie Blue Lion (feat. Lina Knörr und Tony Lakatos) entwickeln alle auf ihre je eigene Art und Weise die Jazztradition weiter. Dabei sind sie häufig von anderen Musikgenres wie Hip Hop, Electro, Afrobeat oder Dub beeinflusst. Alle Tracks wurden im selben Studio aufgenommen und von denselben Koryphäen, Jan Hennig alias Kabuki und Wolfgang Gottlieb, abgemischt und gemastert. Die Platte klingt deshalb wie aus einem Guss und nicht wie ein Sampler. „Jazz Montez Presents“ kommt Anfang nächsten Jahres zuerst auf Vinyl heraus. Für das Artwork ist die Künstlerin Clara Sipf verantwortlich, die in den letzten Jahren einen einzigartigen Stil für unsere Konzertplakate entwickelt hat. Der Platte werden wir ein Booklet mit Beiträgen der einzelnen Bands und einem Comic zur Entstehungsgeschichte der Compilation beilegen. Das ist ein absolutes Herzensprojekt, in das wir bereits viel Zeit und Liebe investiert haben. Wir können es kaum erwarten, die Platte mit der Welt zu teilen.

>> Das Video erscheint am 4.12. auf youtube.com/jazzmontez
 
30. November 2020, 14.01 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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