Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Interview

Alexandra Kamp fährt Achterbahn

Seit zwei Tagen ist Alexandra Kamp in Frankfurt - am Donnerstag ist Premiere von Achterbahn im Fritz-Rémond-Theater. Ein Gespräch im Café Maingold über Intendanten, Dieter Wedels Charakter und die beste Grüne Soße.
Journal Frankfurt: Frau Kamp, das Stück Achterbahn ist schon eine Erfolgsgeschichte, bevor es in Frankfurt überhaupt anläuft …
Das Stück ist, und das sage ich jetzt nicht wegen den beiden Schauspielern, der Hammer. In Köln wollten es schon über 25.000 Menschen sehen.

Wer fährt denn nun darin Achterbahn: Sie oder Volker Brandt?
Ich schicke ihn auf eine emotionale Achterbahn - und das Publikum gleich mit. Volker Brandt spielt einen etwas in die Jahre gekommenen, gutsituierten Herrn, der eine Barbekanntschaft mit nach Hause nimmt.

Das Prinzip Reif trifft Jung?
Ja, danke fürs Kompliment! Sie ist aber erst einmal entsetzt, als sie auf dem Kaminsims Fotos seiner Frau und Familie entdeckt. Er versucht zu beschwichtigen, von wegen offene Ehe und überhaupt, worauf sie meint: Gut, in Ordnung, kein Problem, ich bin übrigens Prostituierte und Dich kostet der Spaß 500 Euro. Da fällt er das erste Mal aus allen Wolken. So geht es weiter: sie behauptet weiterhin als Privatdetektivin von seiner Frau angeheuert worden zu sein, als Journalistin für eine feministische Zeitung zu schreiben - also: Der arme Kerl weiß nicht, was los ist.

Der Grund soll an dieser Stelle sicher nicht verraten werden.
Im letzten Akt wird das Geheimnis gelüftet. Nur so viel: es ist ein Schluss, mit dem niemand rechnet. Das macht das Stück auch so erfolgreich, es ist kein klassisches Boulevardstück, in dem Türen auf und zu fliegen.

Ursprünglich wurde es Alain Delon auf den Leib geschrieben.
Ich hab es in Frankreich gesehen und muss sagen: Volker Brandt ist besser.

Da bin ich jetzt gespannt!
Alain Delon ist auch im Alter ein durchaus gutaussehender Mann - nur nimmt er sich selbst zu ernst, er kann nicht über sich lachen. Volker Brandt geht dagegen richtig aus sich heraus …

Der Mann ist 76.
Du würdest Dich wundern, welche Energie er auf der Bühne entfaltet! Er hat auch kein Problem für peinliche Momente - und darin liegt, glaube ich, auch ein entscheidender Unterschied zum französischen Original. Dort wird kaum gelacht, bei uns dagegen viel.

Wer hat denn die Frau an der Seite Alain Delons gespielt?
Sie war im wirklichen Leben seine Geliebte.

So so ...
Nein, ich bin nicht die Geliebte von Volker Brandt, das stelle ich hiermit klar.

Die Frankfurter Aufführung im Fritz-Rémond-Theater ist die letzte?
Danach ist erstmal Schluss. Wir haben das Stück in Köln, in Essen, in Düsseldorf, in München aufgeführt. Die Nibelungenfestspiele kamen auch noch dazu. Illusionen einer Ehe habe ich in Stuttgart gespielt, vom gleichen Autor übrigens wie Achterbahn.

Hört sich anstrengend an.
Ich war 16 Monate nicht zu Hause. Deswegen habe ich für den Winter ein weiteres Stück abgesagt. Ich vermisse meine Freunde, meine Familie. Mein vier Meter langer Esstisch in Berlin verwaist - dabei koche ich für mein Leben gern. Und die Theaterwohnungen muss ich stets mit Knoblauchpressen und Salatschüsseln ausstatten.

Wie kam es dazu, dass Sie das Theater so vereinnahmt hat?
Vor über einem Jahr habe ich mich in Berlin beim Intendanten eines großen Hauses vorgestellt, dem ich von meinem Plan berichtete, gerne mal wieder Theater spielen zu wollen. Der sagte mir zwar, wie toll er mich findet, meinte aber: Schauspielerinnen, die viel Kino und Fernsehen gemacht hätte, seien nur in den ersten drei Reihen zu hören. Ihnen fehle schlicht das Organ. Ich dachte mir: Ha, Dir zeig ich’s! Als ob das Universum meinen Ruf erhört hätte, rief prompt Dieter Wedel an, dem bei den Nibelungenfestspielen eine Schauspielerin abgesagt hatte. Das wurde dann aber heftig …

Wegen Dieter Wedels Naturell?
Er ist mit Sicherheit ein Antreiber, was in diesem Fall aber auch nötig war. Es gab kaum Budget und das Stück musste in zwei statt normalerweise in sechs Wochen Vorbereitung auf die Bühne gebracht werden. Der hat mich sowas von ins kalte Wasser geworfen. Als wir später Achterbahn übten war ich nach acht Stunden Probe irgendwie unterfordert. Wie? Wir gehen jetzt nach Hause?

Die perfekte Vorbereitung.
Auch mit diesem harten Knochen Dieter Wedel. Alles, was man über ihn sagt, stimmt.

Nach der Achterbahn machen Sie jetzt erstmal Pause?
Wir spielen hier in Frankfurt ja nur leider sehr kurz, Mitte Oktober ist schon Schluss. Dann werde ich nach Hause fahren und erstmal meine Familie und meine Freunde bekochen, was nach derzeitiger Lage mit Sicherheit bis Ende November dauert. Dann warten wieder einige Film- und Fernsehprojekte auf mich. Da muss ich jetzt mal eines loswerden!

Aber bitte!
Es ist sooo typisch deutsch. Nachdem ich drei Monate Theater spielte, sagte man mir bei einigen Castings für den Film: ach, ich dachte Sie spielen jetzt nur noch Theater. Ich dachte mir nur: das kann doch nicht wahr sein, dass man hierzulande sofort in Schubladen gesteckt wird. Ah, der Schokoladenkuchen!

Sieht lecker aus!
Hm, der ist auch lecker - bestellen wir noch eine zweite Gabel. Ich war gestern schon mal hier und hab den Zitronenkuchen probiert - auch ein Traum. Manchmal wundere ich mich selbst, wie verfressen ich bin.

Millionen Menschen möchten nun Ihr Geheimnis wissen.
Ich esse viel, bewege mich aber auch viel. Neuerdings trage ich einen Schrittzähler mit mir herum, 10.000 Schritte am Tag ist mein Minimum. Das hat aber auch den Vorteil, dass ich Frankfurt wirklich erlaufe - und die Stadt so sehr schnell kennenlerne. Macht manchen Einheimischen dann stutzig, welche Cafés und Restaurants ich schon kenne und er nicht. Mein Hauptziel aber ist: die beste Grüne Soße Frankfurts ausfindig zu machen.

Laut dem Grüne-Soße-Festival findet man die in diesem Jahr im Tigerpalast.
Echt? Bisher hat natürlich jeder Wirt, bei dem ich war behauptet, er würde diesen Wettbewerb seit 20 Jahren gewinnen. Ich muss noch weiter recherchieren.

Woher kommt Ihre Freude an der Gastronomie?
Ich koche selbst gerne - vielleicht liegt es aber auch ein bisschen an meiner Familiengeschichte. Meine Oma hatte hier in Frankfurt ein Restaurant, wenn ich jetzt bloß noch wüsste, wie das hieß … Das heißt aber auch, das ich mich in Frankfurt irgendwie gleich zu Hause fühlte. Ich mag das Essen, ich mag den Dialekt - jetzt hoffe ich nur noch, dass die Frankfurter umgekehrt auch unser Stück mögen.
 
8. September 2011, 11.31 Uhr
Interview: Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Schreibzimmer 2024
Alle Schreibwerkzeuge parat
Im September und Oktober findet im Jungen Literaturhaus Frankfurt wieder die Schreibwerkstatt mit zwei Autorinnen statt. Noch bis zum 2. Juni können sich interessierte Jugendliche bewerben.
Text: Lisa Veitenhansl / Foto: © Esra Klein
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
5. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Moving Targets
    Ponyhof | 19.00 Uhr
  • Pvris
    Zoom | 20.00 Uhr
  • Vierfarben Saxophon, Saxopon hochzwei und Tobias Rüger
    St. Bonifatius | 17.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Welcome
    Bockenheimer Depot | 16.00 Uhr
  • Female Guitar
    Festeburgkirche | 19.30 Uhr
  • GRLPWR vol.2
    Orangerie im Günthersburgpark | 18.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Ursula März
    Haus am Dom | 11.00 Uhr
  • Licht aus, Messer raus
    Stadttheater | 17.00 Uhr
  • Der kleine Horrorladen
    Staatstheater Mainz | 18.00 Uhr
Kunst
  • Ausgeschlossen
    Archäologisches Museum Frankfurt | 10.00 Uhr
  • Milli Bau. 5000 km bis Paris
    Kunstforum der TU Darmstadt | 13.00 Uhr
  • Christelle Oyiri
    Zollamt MMK | 11.00 Uhr
Kinder
  • Opernkarussell
    Neue Kaiser | 14.00 Uhr
  • Rückwärts
    Theaterhaus | 11.00 Uhr
  • +family MitMachKonzert – für kleine und große Ohren
    Orangerie im Günthersburgpark | 11.00 Uhr
und sonst
  • Frankfurter Automobilausstellung
    Klassikstadt | 10.00 Uhr
  • SV Wehen Wiesbaden – Holstein Kiel
    Brita-Arena | 13.30 Uhr
  • Pflanzenmarkt
    Freilichtmuseum Hessenpark | 09.00 Uhr
Freie Stellen