Überall in der Stadt kleben sie: Die „Harte Liebe“-Sticker. Manchmal auch auf Menschen; und immer haben diese ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen. Ein Besuch bei den hanebüchenen Erfindern.
Tamara Marszalkowski /
Läuft man mit offenen Augen durch die Stadt, kann man sie nicht übersehen: „Harte Liebe“-Sticker. Ein kleines weißes Vögelchen, das in einer luftigen Denkblase von Harter Liebe träumt, mit einem großen roten Herzen darunter. Die Sticker kleben mittlerweile überall: an Bars, in Clubs, auf der Fressgass und in der Kleinmarkthalle, auf dem Stand des Glühwein-Dealers des Vertrauens und selbst der Babo ist Fan der Harten Liebe – zumindest trägt ihn Haftbefehl mehr oder weniger freiwillig auf seinem Pulli für den er auf einem Plakat wirbt. Zumindest fühlt man sich immer hart wohl.
Wie das Ganze entstanden ist, ist nicht so leicht rekonstruierbar. „Wir haben uns zur Begrüßung nie die Hand gegeben. Sondern uns immer hart gedrückt. Daraus ist dann eben der Spruch „Harte Liebe“ entstanden“, erzählt uns einer der Macher. „Es ist kompletter Quatsch! Eine harte Schnapsidee“ erzählt er und lacht ein raues, ansteckendes Lachen. Der Unbekannte mit dem Hut kommt ins Schwärmen. „Wenn Du in einen Club gehst und Dir kommen zehn Leute entgegen, die die Harte-Liebe-Sticker tragen, dann weißt Du, dass Du zu Hause bist. Home, Sweet Home“, sagt er und grinst.
Harte Liebe funktioniert so: Du gibst jemandem einen Sticker und fragst ihn: „Was ist das Beste an Harte Liebe? Richtig, man kann es nicht alleine machen“ Und dann gibt man demjenigen den zweiten Sticker. Und so verteilen sich die Aufkleber wie ein Lauffeuer. Sogar in Warschau, Dubai, New York, Istanbul, Bombay, Shanghai und Hartkirchen/ Kreis Passau ist der kleine Vogel gereist. Es hat schon fast etwas von einer Community. Sieht man sich die Facebook-Seite dazu an, hat es etwas von einer eingeschworenen Geheimgesellschaft. Und da jeder ein Teil davon sein kann, ist es beinahe wie Anonymous. Dabei steckt eigentlich nicht so viel hinter den Aktionen. Eigentlich nichts. „Wir wollen die Leute nur zum Lachen bringen“, sagt unser Informant. „Und natürlich die Weltherrschaft“ und wieder lacht er schallend.
Er, dessen Name nicht genannt werden darf – und nein, er trägt keine rote Mütze und keinen weißen Rauschebart - versucht die richtigen Worte für die Aktionen zu finden. Es ließe sich eben schwer beschreiben. Sie hätten sich auch mal an einem Pressetext versucht. Aber das wirkte nicht richtig.
Im Grunde genommen geht es darum: Die Harte Liebe Crew trifft sich ein Mal die Woche zum Jour-Fix, um gemeinsam zu kochen und hanebüchene Ideen auszuhecken. Angefangen habe das Ganze im August 2014. „Da hat unser ‚Hart Director’ einfach mal so einen Sticker entworfen“. Anderthalb Jahre später wurden 15.000 Sticker produziert und verklebt. Und nicht nur. Auch Postkarten und Ballons gibt es. Die Ballons sind sogar schon zu einem beliebten Motiv bei Hochzeitsfotos avanciert. Und beides kann man einfach über die Facebook-Seite bestellen. Lediglich Portokosten muss man dafür zahlen.
„Unsere aktuelle Aktion fand letztes Wochenende statt.“ In der Nacht von Freitag auf Samstag kettete die Harte-Liebe-Crew ein Bobbycar an den Eisernen Steg. Dort kann sich nun jeder Passant auf das Bobbycar setzen und eine Runde drehen, so weit es das Seil aus dem ADAC-Starter-Kit erlaubt. Ganz unter dem Motto „Fahr eine Runde Bobbycar und genieß’ das Leben hart!“
Das sei eine weitere Sinnlosigkeit, die von Herzen komme. „Die meisten Ideen gehen bei uns nicht den Umweg über das Hirn“, so unser Informant. Wahrscheinlich kann das Ganze noch am ehesten unter Street Art verbucht werden. Aber eigentlich will die Harte Liebe-Crew nicht in eine Schublade gesteckt werden: „Es ist einfach überragend Quatsch zu machen und den Leuten gefällt es“, so unser Informant. Harte Liebe macht den Großstadtdschungel zum Spielplatz für alle. Und was wünscht man sich mehr zum Fest der Harten Liebe?