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Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner
Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner

Geflügelte Fotografen aus Kronberg

Diese Fotos zeigen, dass Brieftauben die cooleren Drohnen waren

Im Deutschen Technikmuseum in Berlin werden Fotografien gezeigt, die Brieftauben einst von Frankfurt und der Umgebung anfertigten. Hinter der Idee stand vor über 100 Jahren ein Kronberger Apotheker.
Die Idee, Brieftauben als Träger von Fotoapparaten einzusetzen, geht auf den Apotheker Julius Neubronner (1852-1932) aus dem hessischen Kronberg zurück. Dieser richtete die Vögel zunächst zum Transport von Medizin und Rezepten ab. Als eine seiner Tauben erst nach Wochen von einem Kurierflug zurückkehrte - dabei aber äußerst wohlgenährt war – rätselte er, wo sich das vermisste Tier in der Zwischenzeit aufgehalten haben könnte. So kam ihm die Idee, zur Überwachung seiner Tauben eine selbstauslösende Miniaturkamera zu entwickeln. Neubronner schnallte die Kamera an seine Tauben und entließ sie in Richtung Taubenschlag. Die Vögel flogen den kürzesten Weg zurück. Während ihres Fluges nahmen die Kameras, je nach Typ, entweder nur ein einziges Foto oder in regelmäßigen Abständen eine Reihe von bis zu zwölf Fotos auf.



Die Brieftaubenaufnahme im Winter zeigt den verschneiten Kronberger Park. Das hessische Kronberg war Neubronners Heimatstadt. Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner

Im Dezember 1908 wurde Neubronners Patent „Verfahren und Vorrichtung zum Photographieren von Geländeabschnitten aus der Vogelperspektive“ vom Kaiserlichen Patentamt angenommen. Die von Neubronner entwickelte Taubenkamera kam auf verschiedenen Gebieten zum Einsatz – vor allem in der kriegsrelevanten Aufklärungsfotografie. Aus diesem Grund war auch das Preußische Kriegsministerium sehr an Neubronners Erfindung interessiert. Aufklärungsflugzeuge erwiesen sich im Ersten Weltkrieg jedoch als effektiver für diese Art der Fotografie und so endete noch vor Kriegsschluss 1918 die intensive Zusammenarbeit zwischen Neubronner und dem Militär. Bis in die 1920er Jahre hinein entwickelte Neubronner mit erheblichem finanziellem Aufwand zirka ein Dutzend der 30 bis 75 Gramm schweren Kameramodelle. Der erhoffte kommerzielle Erfolg blieb allerdings aus.



Die Brieftaubenaufnahme zeigt die Kronberger Parkanlage mit dem Kaiser-Friedrich-Denkmal. Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner

Aus den Beständen des Historischen Archivs der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin werden eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen präsentiert: 20 vergrößerte Reproduktionen und 17 Original-Abzüge von Luftaufnahmen, bei denen Brieftauben als Fotografen eingesetzt wurden. Die Fotografien zeigen Häuserdächer, Stadtstraßen, Parks und Landschaften, Schlösser und Eisenbahnbrücken. Sie boten damals einen ganz besonderen Blick aus der Vogelperspektive – und zwar zu einer Zeit, als Google Maps und Drohnenkameras noch in einer weit entfernten Zukunft lagen. Mit einer Collage aus historischen Zeitungsberichten und Werbeanzeigen sowie dem Nachbau einer Brieftaubenkamera widmet sich die Ausstellung auch der damals revolutionären Technik, die hinter dieser Form der Fotografie steht.



Julius Neubronner (hinten) und sein Taubenpfleger Jahn (vorne) auf dem Dach der Darmstädter Bank. Die Aufnahme wurde vermutlich durch eine über dem Geschehen kreisende Brieftaube aufgenommen. Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner

Mit den nach wie vor einzigartigen Aufnahmen stellt die Ausstellung Julius Neubronner als eine der ersten Personen vor, der es gelang, die Welt wortwörtlich von der Vogelperspektive aus zu betrachten. Die Idee zur Präsentation der Fotos in einer Ausstellung entstand im Verlag Rorhof im italienischen Bozen (Südtirol). Die Kuratoren Nicolò Degiorgis und Audrey Solomon veröffentlichten bereits Ende 2017 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Technikmuseum einen Katalog, der die Fotos der Ausstellung mit weiteren Aufnahmen aus dem Nachlass Neubronners vereint, die heute im Stadtarchiv Kronberg liegen.


Die Brieftaubenaufnahme zeigt die Straßensituation vor dem Eschenheimer Tor im Jahre 1909. Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner

Das Historische Archiv der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin erwarb 1992 den Nachlass von Julius Neubronner. Dieser enthält zahlreiche Unterlagen zu Versuchen und Erfindungen der Brieftauben-Fotografie sowie eine umfangreiche Fotosammlung mit Originalaufnahmen.

>> Die Brieftaube als Fotograf - Geflügelte Pioniere der Luftbild-Fotografie
Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin, Trebbiner Straße 9, Berlin-Kreuzberg, Di–Fr 9–17.30 Uhr, Sa–So 10–18 Uhr, die Sonderausstellung läuft bis 24. Juni 2018.



Im Kreise seiner Familie lässt Julius Neubronner auf einem Feld seine Taube mit umgeschnallter Kamera starten. Weitere Tauben befinden sich noch in Transportkörben. Foto: SDTB / Historisches Archiv, Nachlass Julius Neubronner
 
15. März 2018, 10.19 Uhr
jf
 
 
Fotogalerie:
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