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Festival der jungen Talente im Kunstverein
Wie ein Haufen Kompost im Museum landete
Beim Festival der jungen Talente lassen sich von Donnerstagabend an allerlei überraschende Wunderlichkeiten betrachten. Auch ein Kompost mit virtuellen Ratten. Und das kam so.
Die virtuellen Realitäten scheinen es dem Kunstnachwuchs aus sieben Hochschulen angetan zu haben. Die letzten Monate haben über 200 Studentinnen und Studenten interdisziplinär zusammengearbeitet um die Schau "Festival der jungen Talente" im Frankfurter Kunstverein vorzubereiten (wir berichteten).
"Ein wuselnder, dampfender Haufen aus nahrhaftem schwarzen Gold" – wer würde den nicht gerne sein Eigen nennen? Naja, die Selbstbeschreibung des Projektes "Compost Cloud" zeigt schon, dass der Verrottungsprozess von Lebensmitteln zumindest zwiespältig gesehen werden kann. "Kompost in ein Museum zu bringen, das hat schon für Stirnrunzeln gesorgt", meint Alice Gustson vom Studiengang Curatorial Studies. Für das Projekt haben sich neben Frau Gustson die Studenten Martin Dörr, Wagehe Raufi und Yana Tsegay zusammengetan – und damit Nachwuchskünstler der HfG Offenbach und des Studiengangs Curatorial Studies der Goethe-Universität zu Frankfurt.
Ihre Idee des Komposts lässt sich nämlich auch philosophisch deuten: Biomasse wird zerkleinert, um einen Prozess des beschleunigten Energieaustauschs anzuregen. Und wenn nun die so beschleunigte Masse in den Ruheraum eines Museums verfrachtet wird?
Ende April wurden also 3,5 Kubikmeter Frischkompost der Rhein-Main Biokompost Gesellschaft beim Kunstverein angeliefert – gesponsert von der FES. Der Kompost kann während der Ausstellung in Tüten, die im Siebdruckverfahren bedruckt worden sind, von den Besucherinnen und Besuchern mit nach Hause genommen werden. "Im Anschluss an das Festival wird der restliche Kompost an das Gartenprojekt der HfG in Offenbach übergeben", sagt Alice Gustson.
Foto: Nils Bremer
Der Name Compost Cloud verweist auch ins Zeitalter neuer beschleunigter Technologien – weswegen mit Kathrin Baumgartner auch eine Gestalterin und mit Merlin Flügel ein Programmierer mit an Bord waren. Die zugehörige App macht den Kompost, der relativ still und nicht dampfend im obersten Stock des Kunstvereins unter einer begehbaren Plattform liegt, mit Ratten besiedelt werden. Ratten im Museum? Zumindest virtuell nun eine Möglichkeit.
Foto: Juliane Kutter
Dies alles zusammen könne "Reflexionen über alternative Energiegewinnung, Implikationen des Anthropozäns oder auch das Kompostieren als ein Bild für künstlerisches Arbeiten initiieren", meinen die Künstlerinnen und Künstler. Die Augmented-Reality-App kann jedoch auch ganz profan außerhalb des Kunstvereins genutzt werden – etwa um Ratten über den Laptop des Autors dieses Textes trippeln zu lassen. Produktiver Kompost mal anders.
>> Festival der jungen Talente
Frankfurter Kunstverein, 4.-6.5., Eröffnung am 3.5., 20 Uhr, www.festivaljungertalente.de
Die Compost-Cloud-App ist hier für iOS und hier für Android-Handys verfügbar.
"Ein wuselnder, dampfender Haufen aus nahrhaftem schwarzen Gold" – wer würde den nicht gerne sein Eigen nennen? Naja, die Selbstbeschreibung des Projektes "Compost Cloud" zeigt schon, dass der Verrottungsprozess von Lebensmitteln zumindest zwiespältig gesehen werden kann. "Kompost in ein Museum zu bringen, das hat schon für Stirnrunzeln gesorgt", meint Alice Gustson vom Studiengang Curatorial Studies. Für das Projekt haben sich neben Frau Gustson die Studenten Martin Dörr, Wagehe Raufi und Yana Tsegay zusammengetan – und damit Nachwuchskünstler der HfG Offenbach und des Studiengangs Curatorial Studies der Goethe-Universität zu Frankfurt.
Ihre Idee des Komposts lässt sich nämlich auch philosophisch deuten: Biomasse wird zerkleinert, um einen Prozess des beschleunigten Energieaustauschs anzuregen. Und wenn nun die so beschleunigte Masse in den Ruheraum eines Museums verfrachtet wird?
Ende April wurden also 3,5 Kubikmeter Frischkompost der Rhein-Main Biokompost Gesellschaft beim Kunstverein angeliefert – gesponsert von der FES. Der Kompost kann während der Ausstellung in Tüten, die im Siebdruckverfahren bedruckt worden sind, von den Besucherinnen und Besuchern mit nach Hause genommen werden. "Im Anschluss an das Festival wird der restliche Kompost an das Gartenprojekt der HfG in Offenbach übergeben", sagt Alice Gustson.
Foto: Nils Bremer
Der Name Compost Cloud verweist auch ins Zeitalter neuer beschleunigter Technologien – weswegen mit Kathrin Baumgartner auch eine Gestalterin und mit Merlin Flügel ein Programmierer mit an Bord waren. Die zugehörige App macht den Kompost, der relativ still und nicht dampfend im obersten Stock des Kunstvereins unter einer begehbaren Plattform liegt, mit Ratten besiedelt werden. Ratten im Museum? Zumindest virtuell nun eine Möglichkeit.
Foto: Juliane Kutter
Dies alles zusammen könne "Reflexionen über alternative Energiegewinnung, Implikationen des Anthropozäns oder auch das Kompostieren als ein Bild für künstlerisches Arbeiten initiieren", meinen die Künstlerinnen und Künstler. Die Augmented-Reality-App kann jedoch auch ganz profan außerhalb des Kunstvereins genutzt werden – etwa um Ratten über den Laptop des Autors dieses Textes trippeln zu lassen. Produktiver Kompost mal anders.
>> Festival der jungen Talente
Frankfurter Kunstverein, 4.-6.5., Eröffnung am 3.5., 20 Uhr, www.festivaljungertalente.de
Die Compost-Cloud-App ist hier für iOS und hier für Android-Handys verfügbar.
3. Mai 2018, 11.16 Uhr
Nils Bremer
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