Das Museum Angewandte Kunst zeigt "Picknick-Zeit"

Die Picknicker

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Ob die alten Griechen, die Royals aus England, die Revoluzzer in Istanbul oder die Kleinfamilie im Niddapark: Das Picknick ist eine Form der Geselligkeit, die sich durch Zeiten und Kulturen zieht. Nun widmet das MAK ihm eine Schau.

Tamara Marszalkowski /

"Die Revolution ist ein Picknick keine Dinner Party", sagt Volker M. Heins. Die These des Kulturwissenschaftlers ist: Wer zum Messer greift, tut das nicht unbedingt um Gewalt auszuüben, vielleicht will er sich auch nur ein Stück Brie abschneiden. Auch die Ausstellung "Picknick-Zeit" im Museum Angewandte Kunst (MAK) gibt das Picknicken hier und da als Loslösung von Konventionen der feinen Gesellschaft dar - "punktuelle Revolution", wie es Heins ausdrückt.

Die Schau im MAK zeigt die vielen Facetten auf, die das Mahl unter freiem Himmel, im öffentlichen Raum rund um die Welt hat. Vom prunkvollen Mahl während der königlichen Ruder-Regatta im englischen Henley, bis zum Picknick im Himalaya, dem Picknick im Orient bis nach Japan zum Picknick während des Kirschblütenfests. Die Schau zeigt hierzu die unterschiedlichsten Picknick-Utensilien, Fotografien und Filme und auch zeitgenössische, künstlerische Positionen: Das Picknick durch alle Zeiten, Kulturen und soziale Schichten.

Von Corgis und Silberbesteck
Das Subversive im Picknick kündigt sich bereits vor dem MAK an mit dem Déjeuner sur l'herbe. Bekommt man nicht Das Frühstück im Grünen von Édouard Manet, weil es im Musée d'Orsay bleiben muss, engagierte man kurzerhand zwei Street Art-Künstler,Balázs Vesszösi und Gündem Gözpinar, die es in Acryl nachstellten. Da wird die idyllische Szene kurzerhand mit einem iPhone mit Kopfhörern, einer Flasche Bier und Bembeln ergänzt. Subversiv und folgerichtig unter freiem Himmel ausgestellt, spiegelt es schon in sich die Bedeutung des Picknicks wieder.

Doch hat das Picknick auch etwas Royales. Besonders in Großbritannien wird dieser Art zu Speisen viel abgewonnen. So lud Queen Elizabeth an ihrem 90. Geburtstag ihre Lieblingshunde zu einem "Corgi-Picknick" ein. Oder da waren 1922 "Babs" und "Jimmy" Fitzroy, ein berühmtes Societypaar aus Brighton, das einen Sommer lang Picknicks auf den Tragflächen eines Weltkriegsdoppeldeckers veranstaltete und am Ende bankrott ging, weil es das kostbare Sheffield Tafelsilber während des Picknickflugs verlor. Diese und weitere Anekdoten verewigte Hans Traxler in fünf überaus charmanten Cartoons.

...mit Benz und Ford in den Taunus
Die unterschiedlichsten Picknick-Utensilien finden sich über den Globus verteilt: Japanische Lack-Picknicksets aus der Zeit um 1800, Lederkoffer von Louis Vuitton aus Frankreich, leichtes Aluminiumgeschirr aus der Schweiz zum Bergwandern. Ebenso facettenreich sind die Rituale: der Día de los Muertos in Mexiko, britisches Picknicken am Rande des Schlachtfelds, das Paneuropäische Picknick 1989 der ersten Hunderten DDR-Bürger an der ungarisch-österreichischen Grenze.

Die "Picknick-Zeit" ist eine Schau, die gerade zur rechten Zeit kommt, auch wenn der Sommer noch auf sich warten lässt. Passend dazu wird man während der Ausstellungszeit in der Emma Metzler Picknick-Körbe ausleihen können. Eine amüsante Schau, die darauf Lust macht, den Picknick-Korb zu packen und raus in den Taunus zu fahren. "Doch nicht im Maserati sondern mit Benz
und Ford Taunus fahr'n wir raus auf irgend 'ne Wiese im Stadtpark zu feiern das hieße nur Streß mit den Spießern" wussten auch schon die Fantastischen Vier.

>> "Picknick-Zeit", 6. Mai - 17. September 2017, Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17. www.museumangewandtekunst.de


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