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Arne und die Strümpfe
„Wir sind jetzt Kinder mit mehr Erfahrung“
Als Arne und Die Strümpfe haben Die Traktor schon 2018 ein Punk-Musical für Kinder auf CD präsentiert. Jetzt folgt eine zweite Veröffentlichung. JOURNAL FRANKFURT-Musikerredakteur Detlef Kinsler sprach mit Arne Schneider und Stephan Fladung.
2018 erschien das erste Album von Arne und die Strümpfe. Die passionierten Punkrocker von „Die Traktor“ präsentierten ein Punk-Musical rund um die Charaktere altbekannter Kinderlieder in modernem Sound. Jetzt folgt eine zweite Veröffentlichung.
JOURNAL FRANKFURT: Das erste Album klang für viele wie ein nettes Experiment, erfuhr aber schier unglaubliche Feedbacks? Wie erfolgreich war das Album (nicht rein kommerziell gesprochen), wie sahen die Reaktionen aus und haben die auch euch selber überrascht?
Stephan: Du hast ganz recht, über kommerziellen Erfolg muss man bei all diesen Veränderungen, die in den letzten Jahren in der Musikindustrie stattfanden, nicht wirklich reden. Dennoch waren wir über das positive Feedback sehr überrascht, sowohl von den Medien, als auch von den Kindern und ihren Eltern.
Arne: Wir haben uns erstmal nicht viele Gedanken darüber gemacht, wie Arne und die Strümpfe ankommen wird. Es war ja schließlich am Anfang nur eine fixe Idee. Aber dass es so gut ankommt, darauf waren wir wirklich nicht gefasst.
Jedenfalls saht ihr euch inspiriert, zwei Jahre später die Realisation einer zweiten Folge anzugehen. Never change a winning team. Erzählt doch mal, wer – neben den Musikern – von Anfang dabei ist und wie wichtig sie für Arne und die Strümpfe sind … … und natürlich wer – für die Illustrationen – neu dazu kam …
Stephan: Für Teil 2 haben wir den großartigen Steffen Gumpert als Illustrator gewinnen können. Dessen Zeichnungen findet man beispielsweise bei Carlsen, Tulipan oder Ravensburger. Neu an der Gitarre ist Sascha, der uns nach dem Weggang unseres langjährigen Gitarristen Pedro Americo mit viel Leidenschaft und engagiert unterstützt. Die Geschichte ist von Erik Orthbandt, der sich auch schon im ersten Teil dafür verantwortlich zeigte. Damals hatten wir allerdings zusammen an der Story geschrieben, diesmal durfte er alleine…er kann es einfach besser (lacht)
Arne: Und auch Linus Koenig, der schon in Teil 1 die Sprecher-Rolle übernommen hatte, konnten wir für Teil 2 wiedergewinnen. Die Wanze wurde dieses Mal von Christina Schneider gesprochen. Wir haben uns bei Teil 2 dazu entscheiden, einen Studiowechsel vorzunehmen und sind beim Tonstudio Bieber gelandet, denen wir sehr dankbar für die großartige Zusammenarbeit sind. Also ein bisschen wurde das „winning team“ dann doch verändert.
Anfangs fiel mal der Begriff Musical. Wir haben Songs, die als Musikstücke funktionieren, eine Geschichte, die als Lesung wie im Theater präsentiert werden kann oder als Hörspiel im Radio – es trifft also das Beste aus gleich mehreren Welten zusammen. Ist das Teil des Konzeptes?
Stephan: Die Idee war einfach, etwas mit ganz viel Spaß unseren alten Fans, die inzwischen selbst Kinder haben, zurückzugeben. Pädagogisch wertvoll, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Toll ist, dass wir mit dem WishmobTheater in Mainz Schauspieler aus dem Kinder- und Jugendtheater gefunden haben, mit denen die Aufführung als Theaterstück riesigen Spaß macht.
Arne: Umso trauriger für uns, dass auf Grund der aktuellen Situation Auftritte nicht möglich sind. Aber geplant ist zumindest schon mal was: Wir dürfen beim „CORON-ARTS“-Festival auf dem Schlachthofgelände in Wiesbaden vom 25. bis 27. Juni auftreten. Dann natürlich mit Theater und Live-Musik.
Obwohl das ja in diesem Zusammenhang seltsam klingen mag – irgendwie seid ihr aber über die paar Jahre erwachsener geworden. Ihr seid was die Produktion betrifft ein Ticken professioneller ans Werk gegangen und habt euch auch musikalisch verändert zur Rock´n´Roll-Band, die auch das progressive Lagerfeuerlied beherrscht …
Arne: Wir fühlen uns trotzdem wie Kinder, wenn wir uns im Proberaum zum Songschreiben treffen. Ich denke, es ist wichtig sich immer wieder neu zu erfinden und nicht auf einem Fleck stehen zu bleiben. Das hat aus meiner Sicht weniger mit „Erwachsen sein“ zu tun. Wir sind jetzt Kinder mit mehr Erfahrung.
Stephan: Zudem ist diesmal das Album ja auch für ältere Kinder, also im Grundschulalter und darüber hinaus. Dies beinhaltet, dass natürlich auch die Story und die Musik gereifter sein müssen. Mit der Wahl von Oliver Rüger als Produzent und dem bekannten Kinderbuch Illustrator Steffen Gumpert haben wir alles richtig gemacht. Und die Geschichte selbst ist nun aus einer Hand geschrieben, das wirkt sich spürbar positiv aus.
Wie didaktisch ist das Werk bei allem Spaß dabei angelegt, gibt es zentrale Botschaften, die vermittelt werden sollen?
Arne: Träume und Gedanken, wie sie in Teil 2 thematisiert werden, sind ein wichtiges Gut. Die Pressefreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung, überhaupt unsere Grundrechte, oder auch die UN-Kinderrechtskonvention. All das verbirgt sich doch irgendwie in der Geschichte. Diese gilt es immer wieder zu schützen und dafür einzustehen. Auch wenn dafür dann die Tante aus Marokko gerufen werden muss.
Stephan: Kinder sind die Zukunft, wir können viel von ihnen lernen!
Wie wichtig ist es, dass die Bandmitglieder auch Figuren in der Erzählung sind? Die Wirklichkeit in der Fiktion? Das Leben als Abenteuer, so schön wie schaurig?
Stephan: „Die Traktor“ sind ja auch die „Strümpfe“. Wir sind sozusagen eine unverwüstliche Bande. Und da wollten wir nicht nur den Soundtrack liefern, sondern uns auch in der Erzählung austoben.
Arne: … und ich bin der Chef. Nein Spaß. Es hat sich einfach angeboten. „Die Traktor“ waren schon immer eine zweite Familie. Aber eine ohne Eltern. Wir als Band oder Bande halten schon sehr lange zusammen und das trotz unserer unterschiedlichen Charakter. Das ist es doch was eine Bande ausmacht. Das darf gerne in die Geschichte eingehen.
Märchenhaftes und sehr Reales prallen aufeinander, Beispiel Einhörner und Autoscooter. Beides gehört zur Kinderwelt …
Stephan: Märchen verbinden sämtliche Kulturkreise. In ihnen greifen übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben ein, gleichzeitig tragen sie sozialrealistische oder sozialutopische Züge und sagen viel über gesellschaftliche Bedingungen. Uns war es wichtig, dies zeitgemäß für Kinder umzusetzen.
Arne: „Einhörner sind sehr real“, sagt meine Tochter!
Wieder wurden altbekannte (Kinder-) Lieder mit der Handlung verwoben. Wie schafft man es, das alles stimmig miteinander zu verbinden?
Stephan: Wir hatten uns in der Band auf eine Auswahl von Liedern geeinigt, die uns interessant für „Arne und die Strümpfe 2“ erschienen. Es war klar, dass wir natürlich etwas am Arrangement drehen müssen. Ich hatte eine Handlungsskizze im Kopf, bin mit dieser und der Songauswahl zu Erik und habe mit ihm darüber gesprochen. Erik begeisterte die Handlungsskizze, bei der Songauswahl gab es die eine oder andere Diskussion. Klar war aber, dass es eine Produktion für ältere Kinder werden soll. Wir hatten verschiedene Ansätze entworfen, bis die endgültige Songauswahl feststand, mit der Erik die Geschichte schreiben wollte und von der er begeistert war. Dann sagte ich: „Mach einfach, mach dein Ding diesmal…“
Arne: Auch im Studio haben wir das ein oder andere Lied noch in der Geschichte verschoben, damit es dann letztlich am richtigen Platz war. Die Erfahrung aus Teil 1 hat uns da sehr geholfen, Lieder und Handlung zusammenzubringen. Es macht aber auch einen riesigen Spaß. Wir haben wieder viel zu lachen gehabt.
Mit „What Shall we Do With The Drunken Sailor“ und „Die Gedanken sind frei“ sind zwei Klassiker aus anderen Genres dabei. Wie haben die sich angeboten?
Stephan: „Drunken Sailor“ ist ja ursprünglich ein irisches Tanzlied der Seemänner. Und da Kinder gerne tanzen, in der Erzählung Matrosen ihren Job ausüben, haben wir uns für diesen Song entschieden. „Die Gedanken sind frei“ ist eine Wahrheit, die tatsächlich zeitlos ist. Es gibt kaum ein anderes Volkslied, das so oft gespielt wurde. Freie Gedanken sind für Kinder unentbehrlich, um ein selbstverantwortlicheres und teilautonomes Leben zu führen, um fremde und eigene Wünsche und Bedürfnisse miteinander abzuwägen, deshalb dieser Song.
Arne: Zudem sind beide Lieder auch in vielen Kinderliederbüchern zu finden. Ganz so genrefremd sind diese Songs ja nicht. Da wir in Teil 1 sowohl ein tschechisches, als auch ein brasilianisches Kinderlied hatten, kam uns ein englisches Lied für Teil 2 gerade recht. Meine Tochter (4) übt schon fleißig: „Hooray and up she rises“
Ihr betont immer wieder, auch Erwachsene ansprechen zu wollen?
Arne: Das war schon beim ersten Teil so. Erwachsene hören manchmal auf ganz andere Dinge in der Geschichte, als Kinder das tun. Und für beide ist in der Geschichte viel zu entdecken!
Stephan: Eine der zentralen Aussagen von Teil 2 ist: Nur wer wünscht, gestaltet. Die Kinder machen diese Erfahrung im Laufe der Geschichte. Als Erwachsener spürt man, dass man sich besser keine Wunschlosigkeit wünschen sollte. Es geht in Teil 2 auch um Trennung. Erwachsene kennen sich damit bestens aus. Und musikalisch ist es diesmal wie eine Hommage an die Bands, die uns im Laufe der Jahrzehnte beeinflusst haben. „Erwachsene“ hören so etwas heraus…(lacht)
In eurer Selbstwahrnehmung seht ihr euch als frech und trashig …
Stephan: Wir machen das, was wir möchten. Das ist eigentlich eine Kernaussage von Punk, und insofern frech und trashig, das ist richtig. Und es ist ehrlich.
Arne: Genau!
Die CD kommt jetzt raus, was hättet ihr direkt nach der Veröffentlichung vorgehabt, gäbe es die Pandemie nicht? Und überhaupt: was konntet ihr als Die Traktor seit März überhaupt machen?
Stephan: Wir haben keinen Zeitdruck, das ist ein riesiger Vorteil. Natürlich wäre es schöner gewesen, Teil 2 mit einer Release Veranstaltung aufzuführen, wie wir das auch beim ersten Teil getan haben. Andererseits ist es vielleicht auch ganz schön, zuhause in eine Märchenwelt einzutauchen, gerade in einer Zeit wie dieser. Für „Die Traktor“ war der mit der Pandemie verbundene Stillstand in der Kulturlandschaft bisher nicht so schlimm, da wir ja mit der Produktion von „Arne und die Strümpfe 2“ beschäftigt waren. Trotzdem waren abgesagte Veranstaltungen natürlich auch für uns ein finanzieller Einbruch, da wir mit den erwarteten Einnahmen einen Teil der Produktionskosten hätten decken können. Aber wir schauen nach vorne, und wir haben den Ehrgeiz, nach 2018 auch 2021 wieder den Preis für das beste Kinderlieder Album zu erhalten.
Arne: Vor allem hätten wir uns nach der Veröffentlichung zumindest als „Bande“ getroffen, um das zu feiern. Aber das holen wir nach. Ganz bestimmt!
>> Dieses Interview ergänzt zusätzlich einen Beitrag, der in der Februar-Ausgabe (2/2021) des JOURNAL FRANKFURT erschienen ist.
JOURNAL FRANKFURT: Das erste Album klang für viele wie ein nettes Experiment, erfuhr aber schier unglaubliche Feedbacks? Wie erfolgreich war das Album (nicht rein kommerziell gesprochen), wie sahen die Reaktionen aus und haben die auch euch selber überrascht?
Stephan: Du hast ganz recht, über kommerziellen Erfolg muss man bei all diesen Veränderungen, die in den letzten Jahren in der Musikindustrie stattfanden, nicht wirklich reden. Dennoch waren wir über das positive Feedback sehr überrascht, sowohl von den Medien, als auch von den Kindern und ihren Eltern.
Arne: Wir haben uns erstmal nicht viele Gedanken darüber gemacht, wie Arne und die Strümpfe ankommen wird. Es war ja schließlich am Anfang nur eine fixe Idee. Aber dass es so gut ankommt, darauf waren wir wirklich nicht gefasst.
Jedenfalls saht ihr euch inspiriert, zwei Jahre später die Realisation einer zweiten Folge anzugehen. Never change a winning team. Erzählt doch mal, wer – neben den Musikern – von Anfang dabei ist und wie wichtig sie für Arne und die Strümpfe sind … … und natürlich wer – für die Illustrationen – neu dazu kam …
Stephan: Für Teil 2 haben wir den großartigen Steffen Gumpert als Illustrator gewinnen können. Dessen Zeichnungen findet man beispielsweise bei Carlsen, Tulipan oder Ravensburger. Neu an der Gitarre ist Sascha, der uns nach dem Weggang unseres langjährigen Gitarristen Pedro Americo mit viel Leidenschaft und engagiert unterstützt. Die Geschichte ist von Erik Orthbandt, der sich auch schon im ersten Teil dafür verantwortlich zeigte. Damals hatten wir allerdings zusammen an der Story geschrieben, diesmal durfte er alleine…er kann es einfach besser (lacht)
Arne: Und auch Linus Koenig, der schon in Teil 1 die Sprecher-Rolle übernommen hatte, konnten wir für Teil 2 wiedergewinnen. Die Wanze wurde dieses Mal von Christina Schneider gesprochen. Wir haben uns bei Teil 2 dazu entscheiden, einen Studiowechsel vorzunehmen und sind beim Tonstudio Bieber gelandet, denen wir sehr dankbar für die großartige Zusammenarbeit sind. Also ein bisschen wurde das „winning team“ dann doch verändert.
Anfangs fiel mal der Begriff Musical. Wir haben Songs, die als Musikstücke funktionieren, eine Geschichte, die als Lesung wie im Theater präsentiert werden kann oder als Hörspiel im Radio – es trifft also das Beste aus gleich mehreren Welten zusammen. Ist das Teil des Konzeptes?
Stephan: Die Idee war einfach, etwas mit ganz viel Spaß unseren alten Fans, die inzwischen selbst Kinder haben, zurückzugeben. Pädagogisch wertvoll, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Toll ist, dass wir mit dem WishmobTheater in Mainz Schauspieler aus dem Kinder- und Jugendtheater gefunden haben, mit denen die Aufführung als Theaterstück riesigen Spaß macht.
Arne: Umso trauriger für uns, dass auf Grund der aktuellen Situation Auftritte nicht möglich sind. Aber geplant ist zumindest schon mal was: Wir dürfen beim „CORON-ARTS“-Festival auf dem Schlachthofgelände in Wiesbaden vom 25. bis 27. Juni auftreten. Dann natürlich mit Theater und Live-Musik.
Obwohl das ja in diesem Zusammenhang seltsam klingen mag – irgendwie seid ihr aber über die paar Jahre erwachsener geworden. Ihr seid was die Produktion betrifft ein Ticken professioneller ans Werk gegangen und habt euch auch musikalisch verändert zur Rock´n´Roll-Band, die auch das progressive Lagerfeuerlied beherrscht …
Arne: Wir fühlen uns trotzdem wie Kinder, wenn wir uns im Proberaum zum Songschreiben treffen. Ich denke, es ist wichtig sich immer wieder neu zu erfinden und nicht auf einem Fleck stehen zu bleiben. Das hat aus meiner Sicht weniger mit „Erwachsen sein“ zu tun. Wir sind jetzt Kinder mit mehr Erfahrung.
Stephan: Zudem ist diesmal das Album ja auch für ältere Kinder, also im Grundschulalter und darüber hinaus. Dies beinhaltet, dass natürlich auch die Story und die Musik gereifter sein müssen. Mit der Wahl von Oliver Rüger als Produzent und dem bekannten Kinderbuch Illustrator Steffen Gumpert haben wir alles richtig gemacht. Und die Geschichte selbst ist nun aus einer Hand geschrieben, das wirkt sich spürbar positiv aus.
Wie didaktisch ist das Werk bei allem Spaß dabei angelegt, gibt es zentrale Botschaften, die vermittelt werden sollen?
Arne: Träume und Gedanken, wie sie in Teil 2 thematisiert werden, sind ein wichtiges Gut. Die Pressefreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung, überhaupt unsere Grundrechte, oder auch die UN-Kinderrechtskonvention. All das verbirgt sich doch irgendwie in der Geschichte. Diese gilt es immer wieder zu schützen und dafür einzustehen. Auch wenn dafür dann die Tante aus Marokko gerufen werden muss.
Stephan: Kinder sind die Zukunft, wir können viel von ihnen lernen!
Wie wichtig ist es, dass die Bandmitglieder auch Figuren in der Erzählung sind? Die Wirklichkeit in der Fiktion? Das Leben als Abenteuer, so schön wie schaurig?
Stephan: „Die Traktor“ sind ja auch die „Strümpfe“. Wir sind sozusagen eine unverwüstliche Bande. Und da wollten wir nicht nur den Soundtrack liefern, sondern uns auch in der Erzählung austoben.
Arne: … und ich bin der Chef. Nein Spaß. Es hat sich einfach angeboten. „Die Traktor“ waren schon immer eine zweite Familie. Aber eine ohne Eltern. Wir als Band oder Bande halten schon sehr lange zusammen und das trotz unserer unterschiedlichen Charakter. Das ist es doch was eine Bande ausmacht. Das darf gerne in die Geschichte eingehen.
Märchenhaftes und sehr Reales prallen aufeinander, Beispiel Einhörner und Autoscooter. Beides gehört zur Kinderwelt …
Stephan: Märchen verbinden sämtliche Kulturkreise. In ihnen greifen übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben ein, gleichzeitig tragen sie sozialrealistische oder sozialutopische Züge und sagen viel über gesellschaftliche Bedingungen. Uns war es wichtig, dies zeitgemäß für Kinder umzusetzen.
Arne: „Einhörner sind sehr real“, sagt meine Tochter!
Wieder wurden altbekannte (Kinder-) Lieder mit der Handlung verwoben. Wie schafft man es, das alles stimmig miteinander zu verbinden?
Stephan: Wir hatten uns in der Band auf eine Auswahl von Liedern geeinigt, die uns interessant für „Arne und die Strümpfe 2“ erschienen. Es war klar, dass wir natürlich etwas am Arrangement drehen müssen. Ich hatte eine Handlungsskizze im Kopf, bin mit dieser und der Songauswahl zu Erik und habe mit ihm darüber gesprochen. Erik begeisterte die Handlungsskizze, bei der Songauswahl gab es die eine oder andere Diskussion. Klar war aber, dass es eine Produktion für ältere Kinder werden soll. Wir hatten verschiedene Ansätze entworfen, bis die endgültige Songauswahl feststand, mit der Erik die Geschichte schreiben wollte und von der er begeistert war. Dann sagte ich: „Mach einfach, mach dein Ding diesmal…“
Arne: Auch im Studio haben wir das ein oder andere Lied noch in der Geschichte verschoben, damit es dann letztlich am richtigen Platz war. Die Erfahrung aus Teil 1 hat uns da sehr geholfen, Lieder und Handlung zusammenzubringen. Es macht aber auch einen riesigen Spaß. Wir haben wieder viel zu lachen gehabt.
Mit „What Shall we Do With The Drunken Sailor“ und „Die Gedanken sind frei“ sind zwei Klassiker aus anderen Genres dabei. Wie haben die sich angeboten?
Stephan: „Drunken Sailor“ ist ja ursprünglich ein irisches Tanzlied der Seemänner. Und da Kinder gerne tanzen, in der Erzählung Matrosen ihren Job ausüben, haben wir uns für diesen Song entschieden. „Die Gedanken sind frei“ ist eine Wahrheit, die tatsächlich zeitlos ist. Es gibt kaum ein anderes Volkslied, das so oft gespielt wurde. Freie Gedanken sind für Kinder unentbehrlich, um ein selbstverantwortlicheres und teilautonomes Leben zu führen, um fremde und eigene Wünsche und Bedürfnisse miteinander abzuwägen, deshalb dieser Song.
Arne: Zudem sind beide Lieder auch in vielen Kinderliederbüchern zu finden. Ganz so genrefremd sind diese Songs ja nicht. Da wir in Teil 1 sowohl ein tschechisches, als auch ein brasilianisches Kinderlied hatten, kam uns ein englisches Lied für Teil 2 gerade recht. Meine Tochter (4) übt schon fleißig: „Hooray and up she rises“
Ihr betont immer wieder, auch Erwachsene ansprechen zu wollen?
Arne: Das war schon beim ersten Teil so. Erwachsene hören manchmal auf ganz andere Dinge in der Geschichte, als Kinder das tun. Und für beide ist in der Geschichte viel zu entdecken!
Stephan: Eine der zentralen Aussagen von Teil 2 ist: Nur wer wünscht, gestaltet. Die Kinder machen diese Erfahrung im Laufe der Geschichte. Als Erwachsener spürt man, dass man sich besser keine Wunschlosigkeit wünschen sollte. Es geht in Teil 2 auch um Trennung. Erwachsene kennen sich damit bestens aus. Und musikalisch ist es diesmal wie eine Hommage an die Bands, die uns im Laufe der Jahrzehnte beeinflusst haben. „Erwachsene“ hören so etwas heraus…(lacht)
In eurer Selbstwahrnehmung seht ihr euch als frech und trashig …
Stephan: Wir machen das, was wir möchten. Das ist eigentlich eine Kernaussage von Punk, und insofern frech und trashig, das ist richtig. Und es ist ehrlich.
Arne: Genau!
Die CD kommt jetzt raus, was hättet ihr direkt nach der Veröffentlichung vorgehabt, gäbe es die Pandemie nicht? Und überhaupt: was konntet ihr als Die Traktor seit März überhaupt machen?
Stephan: Wir haben keinen Zeitdruck, das ist ein riesiger Vorteil. Natürlich wäre es schöner gewesen, Teil 2 mit einer Release Veranstaltung aufzuführen, wie wir das auch beim ersten Teil getan haben. Andererseits ist es vielleicht auch ganz schön, zuhause in eine Märchenwelt einzutauchen, gerade in einer Zeit wie dieser. Für „Die Traktor“ war der mit der Pandemie verbundene Stillstand in der Kulturlandschaft bisher nicht so schlimm, da wir ja mit der Produktion von „Arne und die Strümpfe 2“ beschäftigt waren. Trotzdem waren abgesagte Veranstaltungen natürlich auch für uns ein finanzieller Einbruch, da wir mit den erwarteten Einnahmen einen Teil der Produktionskosten hätten decken können. Aber wir schauen nach vorne, und wir haben den Ehrgeiz, nach 2018 auch 2021 wieder den Preis für das beste Kinderlieder Album zu erhalten.
Arne: Vor allem hätten wir uns nach der Veröffentlichung zumindest als „Bande“ getroffen, um das zu feiern. Aber das holen wir nach. Ganz bestimmt!
>> Dieses Interview ergänzt zusätzlich einen Beitrag, der in der Februar-Ausgabe (2/2021) des JOURNAL FRANKFURT erschienen ist.
29. Januar 2021, 16.16 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
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