Seit 48 Jahren verkauft Monika Maurer in ihrer Töpferei Bembel, Dippcher, Ebbelwei-Becher und vieles mehr. Jedes Teil wird von Hand getöpfert und bemalt. Neben Apfelranken und dem Eintracht-Adler verziert sie die Bembel auf Wunsch auch mit ganz ungewöhnlichen Motiven.
Laura Oehl /
Monika Maurer sitzt an einem kleinen Tisch am Fenster ihres Ladens. Von dort aus hat sie den perfekten Blick auf die Wallstraße, unweit der Sachsenhäuser Apfelweinwirtschaften. Vor ihr steht ein Bembel neben dem anderen aufgereiht, gefühlt im Minutentakt malt sie bunte Motive darauf. Äpfel, Ranken, den Eintracht-Adler – jeder Strich sitzt.
Schon seit 48 Jahren betreibt Monika Maurer ihre gleichnamige Töpferei. Damals mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann gegründet, ist heute auch der Sohn mit an Bord. „Langsam muss ich den Stab an die jungen Leute übergeben“, sagt die 77-Jährige. Ganz verabschieden will sie sich von der Töpferei aber noch nicht. An zwei bis drei Tagen in der Woche ist sie im Laden, wenn sie dort nicht ist, dann töpfert sie in ihrer Werkstatt oder genießt die freie Zeit mit ihren Enkeln. Die Töpferei ist ein großer Teil ihres Lebens. Die Regale in dem kleinen Laden sind voll von Bembeln, Dippchern, Ebbelwei-Bechern und Worschtplatten. „Den Eintracht-Adler kann ich im Traum“, sagt Monika Maurer. Als Lieferantin der Eintracht ist das Logo eines der häufigsten Motive, die sie malt. Allein in diesem Jahr habe sie bestimmt schon 1000 Eintracht-Bembel gemacht. „Wenn die Eintracht erfolgreich ist, dann werden auch mehr Bembel gebraucht“, sagt sie. Verkauft werden die dann in den Fanshops des Vereins.
Eigentlich, erzählt die 77-Jährige, hat sie früher als Musikerin gearbeitet. Nach dem Gitarren- und Flöten-Studium unterrichtete sie am Konservatorium und spielte selbst an vielen Theatern. „Das hat mir immer viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich. Ihr Mann, gelernter Regieassistent, habe sich irgendwann umorientiert. „Er hat gesagt, er will was mit den Händen machen und dann töpfern gelernt“, erzählt Maurer. „Dann hat er natürlich auch jemanden gebraucht, der die Sachen bemalt.“ Glück für ihn, dass seine Frau – in einem Konditor-Haushalt aufgewachsen – schon als Kind ihrem Vater half, Torten zu verzieren. „Handwerklich hab ich schon immer gern was geschafft. Und das Töpfern ist der Konditorei ganz ähnlich: die Arbeit mit der Masse, die Verzierungen. Dafür hatte ich ein Händchen.“
Als ihr Mann vor 28 Jahren verstarb, blieb Monika Maurer der Töpferei treu. „Es macht mir einfach richtig Spaß und es hält mich auch jung“, sagt sie. Der Kreativität sind ihr in ihrem Laden keine Grenzen gesetzt. Neben den klassischen Motiven verziert sie die Bembel auf Wunsch auch mit Katzen, Einhörnern, Skatern und natürlich den unterschiedlichsten Sprüchen – am liebsten auf hessisch. „Wir müsse ja die hessisch‘ Mundart erhalte“, sagt Monika Maurer. Vom Töpfern, über das Brennen und Trocknen dauert es etwa eine Woche, bis ein Bembel fertig ist. Dann muss er noch bemalt und glasiert werden; etwa 30 bis 40 Stück bemalt Maurer an einem Tag. Jedes Stück in Maurers Laden ist Handarbeit und dadurch immer ein Unikat. Neben privaten Bestellungen fertigt sie auch immer wieder Serien für Gaststätten, Unternehmen, Vereine, wie auch die Löwen Frankfurt, oder die Polizeireviere in der Stadt an. Erst vor Kurzem habe sie allein mehr als 400 bestellte Bembel gefertigt. „Danach war ich fix und fertig und habe eine Woche Urlaub gemacht“, erzählt sie. An ihren kleinen Arbeitsplatz vor dem Ladenfenster, so hat man den Eindruck, kehrt sie trotzdem immer wieder gern zurück.
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT.