Berlinale Tag 5: Frauenpower

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andreas dosch /

Nach all den coolen Kerlen wie Robert De Niro oder Clint Eastwood hatten heute große Frauen ihre starken Auftritte auf der 57. Berlinale, auf der nach nächtlichem Eisregen heute wie auf Bestellung wieder die Sonne schien (zumindest anfänglich). Bereits gestern Abend konnte die junge deutsche Ausnahmedarstellerin Sandra Hüller (letztes Jahr Bärenpreisträgerin für "Requiem") das Publikum im ausverkauften Delphi-Kino bei der Premiere des schwer verdaulichen Psychodramas "Madonnen" für sich einnehmen - der Film wurde übrigens mitproduziert vom Frankfurter Pandora Film-Chef Karl Baumgartner (lesen Sie zu ihm und seinen Berlinale-Tätigkeiten mehr in der aktuellen JOURNAL FRANKFURT-Ausgabe), der höchst zufrieden sein konnte.


Heute stand zuerst Sharon Stone (Foto) im Festival-Rampenlicht, die nach ihrem missglückten Comeback als mörderische Sexbombe in "Basic Instinct 2" ihr Karriereheil nun anscheinend im Charakterfach sucht. Demnächst überzeugt sie in dem Ensembledrama "Bobby", auf der Berlinale war sie in der amerikanischen Independent-Produktion "When A Man Falls In The Forest" von Regisseur Ryan Esslinger als gelangweilte Hausfrau, die sich ihren Frust durch Ladendiebstähle abreagiert, zu sehen. Eine schauspielerische Leistung, die ihr bei der anschließenden Pressekonferenz großes Lob einbrachte, auch von Darstellerkollege Timothy Hutton, der Stone als "hervorragende Schauspielerin, sehr offen und großzügig" bezeichnete. Stone nahm ihre Rolle in Esslingers Film auch als Parabel für das eigene Karriere-Auf-und-Ab: "Es geht nicht darum, wer einen heruntergeschubst hat, sondern es geht darum, wie man aus eigener Kraft wieder nach oben kommt." Zum Glück bat sie während der Pressekonferenz niemand, doch bitte mal fotogen die Beine zu kreuzen.


Im zweiten Wettbewerbsbeitrag des Tages, dem britischen Drama "Notes On A Scandal", gehen dann zwei weitere ausgzezeichnete Darstellerinnen aufeinander los: die allgegenwärtige Cate Blanchett (bereits im Wettbewerb mit Steven Soderberghs "The Good German" vertreten) und Dame Judi Dench, die die Mehrheit der Kinogänger vor allem als James Bonds strenge Vorgesetzte "M" kennt. Der Film lebt vom Duell dieser beiden Aktricen, und sie schienen es auch sehr genossen zu haben - bei allem gegenseitigen Respekt natürlich.


Zum Schluss hatte die Berlinale dann noch die Französin Emmanuelle Béart zu bieten, die in André Techinés Wettbewerbsbeitrag "Les Témoins" ("Die Zeugen") eine beziehungsgeschädigte Schriftstellerin spielt. Alles keine Stoffe zum Lachen (davon gibt es auf der Berlinale sowieso viel zu wenig, jedenfalls im Wettbewerb), aber immerhin endlich mal wieder gute Frauenrollen, die sind im Kino ja höchst selten. Und als die versammelten Damen dann in edler Garderobe über den roten Teppich schritten, jauchzte das versammelte Publikum doch noch vor Verzückung. Leider hatte es da bereits wieder zu regnen angefangen.


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