Bahnhofsviertelmagazin
Hoteliers beklagen Zustände im Bahnhofsviertel

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Robert Urseanu: „Wir müssen weg von dem Frankfurter Weg“
Hotelbetreiber und Gastronomen beklagen die miserablen Zustände im Bahnhofsviertel. Robert Urseanu, Betreiber des Manhattan Hotels, wirft der Stadt Frankfurt und dem Justizministerium eine zu laxe Drogenpolitik vor. Immer häufiger komme es zu Übergriffen gegen Gäste.
Der richtige Umgang mit Drogengebrauchern und -Dealern ist seit jeher ein leidiges Thema im Zusammenhang mit dem Bahnhofsviertel. Druckräume bestimmen das Bild des Stadtteils im gleichen Maße wie Laufhäuser oder trendige Gastronomie- und Hotelbetriebe. Die Inhaber der letztgenannten Kategorie machen ihrem Ärger über den zunehmenden Verfall des Bahnhofsviertels nun Luft und fordern die Stadt zum Handeln auf. Robert Urseanu, Direktor des Manhattan Hotels auf der Düsseldorfer Straße, hat sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), Stadtrat Markus Frank (CDU) und an die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) gewandt – stellvertretend für all seine Kollegen und Anwohner im Bahnhofsviertel.
„Ich betreibe das Manhattan Hotel seit 2008. Die Situation im Bahnhofsviertel war noch nie so schlimm, wie aktuell. Seit rund zwei Jahren werden die Zustände immer dramatischer“, sagt Urseanu. Immer häufiger komme es zu Übergriffen gegenüber Gästen und Mitarbeitern, durch Drogengebraucher, vor allem aber durch die Dealer. Dass es im Viertel rau zugeht, habe Urseanu schon bei der Eröffnung seines Hotels gewusst. Er kennt den Stadtteil seit den 80er-Jahren, sein Vater betrieb vor vielen Jahren ein Hotel in der Moselstraße. Wie sich das Bahnhofsviertel einmal entwickeln würde, sei jedoch nicht abzusehen gewesen. Auf Online-Portalen wie Trip Advisor oder Booking.com – essentielle Plattformen für Hoteliers und Gastronomen – häufen sich inzwischen die negativen Kommentare. Das sei enorm geschäftsschädigend.
In den vergangenen Monaten hat Urseanu akribisch online zu findende Kommentare und Beschwerden gesammelt. Am 03. Oktober schrieb beispielsweise ein Gast auf Booking.com: „Die bahnhofsgegend in Frankfurt ist ja bekannt. Aber dass es direkt vorm Hotel nur so davon wimmelt hat mich überrascht [sic].“ Ein anderer schrieb am 31. Oktober: „Die Straße vor dem hotel ist ein wenig heftig. alleine hätte ich mich leider nicht hinaus getraut. vor allem zur etwas späteren stunde. hierfür kann aber das hotel nichts [sic].“ Eine Mitarbeiterin Urseanus habe kürzlich gekündigt, da sie Angst auf dem Weg zur Arbeit habe.
Zu nachlässiger Umgang mit Dealern
Das Problem sei vor allem der zu laxe Umgang mit Drogendealern. Die Polizei versuche zwar im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die Dealer vorzugehen, die aktuelle Rechtsprechung verhindere aber, dass Kriminelle langfristig festgenommen werden können. „Es passiert einfach nichts. Die Polizisten sagen mir reihenweise, dass sie demotiviert sind, weil ihnen bei der Arbeit die Hände gebunden sind“, sagt der Hotelier. In der Verantwortung sieht Urseanu vor allem die Justizministerin. Mit Oberbürgermeister Peter Feldmann habe er bereits Gespräche geführt, man sei per Du, der Oberbürgermeister verstehe das Problem, könne selbst aber nur teilweise etwas unternehmen. Langfristige Veränderung könne nur eine Anpassung der Rechtsprechung bringen und das sei Aufgabe der Justizministerin.
In Wiesbaden sieht man das freilich anders. Die Problematik im Frankfurter Bahnhofsviertel sei durchaus bekannt, lässt ein Sprecher von Justizministerin Kühne-Hörmann mitteilen, die Lösung sei jedoch nicht die Aufgabe des Ministeriums. „In Frankfurt finden an einem runden Tisch Gespräche zwischen Stadt, Polizei, Staatsanwaltschaft und dem Generalstaatsanwalt statt. Das ist das Instrument der Praxis“, so der Sprecher. Die Justiz werde erst eingeschaltet, wenn konkrete Straftaten geschehen, die Täter ermittelt werden, ein Haftbefehl beantragt wird und es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Im Bahnhofsviertel ginge es aber viel mehr um Gefahrenabwehr und präventive Maßnahmen, um die Drogenszene einzudämmen. Das werde zwar auch in einer entsprechenden Stelle im Landtag theoretisch diskutiert, die praktische Umsetzung müsse aber durch die Stadt Frankfurt selbst erfolgen. Für Robert Urseanu ist klar: „Wir müssen weg von dem Frankfurter Weg und dieser Laissez-Faire-Politik.“ Wenn sich nicht bald etwas ändere, werde der schlechte Ruf des Bahnhofsviertels auf lange Sicht dem Ruf der gesamten Stadt schaden: „Wir versuchen Gäste nach Frankfurt zu locken, das Bahnhofsviertel ist eine tolle Attraktion, aber wenn sich die Zustände weiter verschlechtern, wird das dem Tourismus in der Stadt schaden.“
Anmerkung: Stadtrat Markus Frank war bis zum Redaktionsschluss nicht für ein Statement zu erreichen.
Der Frankfurter Weg in der Drogenpolitik (Quelle: Stadt Frankfurt)
Nach langen Jahren einer permanenten Zuspitzung des Drogenproblems, die Ende der 80er-Anfang der 90er Jahre ihren Höhepunkt erreichte, wurde- insbesondere unter dem Druck der zunehmenden HIV-Infektionen und Drogentodesfälle - in Frankfurt zunehmend ein pragmatischer und akzeptierender drogenpolitischer Ansatz herausgearbeitet, der als "Frankfurter Weg in der Drogenpolitik" seit Jahren drogenpolitisches Vorbild für viele Kommunen im In- und Ausland ist.
In der Drogenpolitik der Stadt Frankfurt werden sowohl der Schutz der Bürgerinnen und Bürger als auch die Reduzierung des Schadens für die Drogenkonsumierenden als wichtig angesehen. Repressive Maßnahmen, die sich ausschließlich gegen den Handel mit illegalen Drogen, nicht gegen die Drogenkonsumierenden selbst richten sind eng verknüpft und abgestimmt mit gesundheits- und sozialpolitischen Maßnahmen als Hilfe für die Drogenkonsumierenden.
Einen wesentlichen Stellenwert haben darüber hinaus das jährlich durchgeführte Drogenmonitoring und die Maßnahmen, die das Drogenreferat im Bereich der Suchtprävention und Frühintervention entwickelt hat.
„Ich betreibe das Manhattan Hotel seit 2008. Die Situation im Bahnhofsviertel war noch nie so schlimm, wie aktuell. Seit rund zwei Jahren werden die Zustände immer dramatischer“, sagt Urseanu. Immer häufiger komme es zu Übergriffen gegenüber Gästen und Mitarbeitern, durch Drogengebraucher, vor allem aber durch die Dealer. Dass es im Viertel rau zugeht, habe Urseanu schon bei der Eröffnung seines Hotels gewusst. Er kennt den Stadtteil seit den 80er-Jahren, sein Vater betrieb vor vielen Jahren ein Hotel in der Moselstraße. Wie sich das Bahnhofsviertel einmal entwickeln würde, sei jedoch nicht abzusehen gewesen. Auf Online-Portalen wie Trip Advisor oder Booking.com – essentielle Plattformen für Hoteliers und Gastronomen – häufen sich inzwischen die negativen Kommentare. Das sei enorm geschäftsschädigend.
In den vergangenen Monaten hat Urseanu akribisch online zu findende Kommentare und Beschwerden gesammelt. Am 03. Oktober schrieb beispielsweise ein Gast auf Booking.com: „Die bahnhofsgegend in Frankfurt ist ja bekannt. Aber dass es direkt vorm Hotel nur so davon wimmelt hat mich überrascht [sic].“ Ein anderer schrieb am 31. Oktober: „Die Straße vor dem hotel ist ein wenig heftig. alleine hätte ich mich leider nicht hinaus getraut. vor allem zur etwas späteren stunde. hierfür kann aber das hotel nichts [sic].“ Eine Mitarbeiterin Urseanus habe kürzlich gekündigt, da sie Angst auf dem Weg zur Arbeit habe.
Zu nachlässiger Umgang mit Dealern
Das Problem sei vor allem der zu laxe Umgang mit Drogendealern. Die Polizei versuche zwar im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die Dealer vorzugehen, die aktuelle Rechtsprechung verhindere aber, dass Kriminelle langfristig festgenommen werden können. „Es passiert einfach nichts. Die Polizisten sagen mir reihenweise, dass sie demotiviert sind, weil ihnen bei der Arbeit die Hände gebunden sind“, sagt der Hotelier. In der Verantwortung sieht Urseanu vor allem die Justizministerin. Mit Oberbürgermeister Peter Feldmann habe er bereits Gespräche geführt, man sei per Du, der Oberbürgermeister verstehe das Problem, könne selbst aber nur teilweise etwas unternehmen. Langfristige Veränderung könne nur eine Anpassung der Rechtsprechung bringen und das sei Aufgabe der Justizministerin.
In Wiesbaden sieht man das freilich anders. Die Problematik im Frankfurter Bahnhofsviertel sei durchaus bekannt, lässt ein Sprecher von Justizministerin Kühne-Hörmann mitteilen, die Lösung sei jedoch nicht die Aufgabe des Ministeriums. „In Frankfurt finden an einem runden Tisch Gespräche zwischen Stadt, Polizei, Staatsanwaltschaft und dem Generalstaatsanwalt statt. Das ist das Instrument der Praxis“, so der Sprecher. Die Justiz werde erst eingeschaltet, wenn konkrete Straftaten geschehen, die Täter ermittelt werden, ein Haftbefehl beantragt wird und es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Im Bahnhofsviertel ginge es aber viel mehr um Gefahrenabwehr und präventive Maßnahmen, um die Drogenszene einzudämmen. Das werde zwar auch in einer entsprechenden Stelle im Landtag theoretisch diskutiert, die praktische Umsetzung müsse aber durch die Stadt Frankfurt selbst erfolgen. Für Robert Urseanu ist klar: „Wir müssen weg von dem Frankfurter Weg und dieser Laissez-Faire-Politik.“ Wenn sich nicht bald etwas ändere, werde der schlechte Ruf des Bahnhofsviertels auf lange Sicht dem Ruf der gesamten Stadt schaden: „Wir versuchen Gäste nach Frankfurt zu locken, das Bahnhofsviertel ist eine tolle Attraktion, aber wenn sich die Zustände weiter verschlechtern, wird das dem Tourismus in der Stadt schaden.“
Anmerkung: Stadtrat Markus Frank war bis zum Redaktionsschluss nicht für ein Statement zu erreichen.
Der Frankfurter Weg in der Drogenpolitik (Quelle: Stadt Frankfurt)
Nach langen Jahren einer permanenten Zuspitzung des Drogenproblems, die Ende der 80er-Anfang der 90er Jahre ihren Höhepunkt erreichte, wurde- insbesondere unter dem Druck der zunehmenden HIV-Infektionen und Drogentodesfälle - in Frankfurt zunehmend ein pragmatischer und akzeptierender drogenpolitischer Ansatz herausgearbeitet, der als "Frankfurter Weg in der Drogenpolitik" seit Jahren drogenpolitisches Vorbild für viele Kommunen im In- und Ausland ist.
In der Drogenpolitik der Stadt Frankfurt werden sowohl der Schutz der Bürgerinnen und Bürger als auch die Reduzierung des Schadens für die Drogenkonsumierenden als wichtig angesehen. Repressive Maßnahmen, die sich ausschließlich gegen den Handel mit illegalen Drogen, nicht gegen die Drogenkonsumierenden selbst richten sind eng verknüpft und abgestimmt mit gesundheits- und sozialpolitischen Maßnahmen als Hilfe für die Drogenkonsumierenden.
Einen wesentlichen Stellenwert haben darüber hinaus das jährlich durchgeführte Drogenmonitoring und die Maßnahmen, die das Drogenreferat im Bereich der Suchtprävention und Frühintervention entwickelt hat.
12. Dezember 2018, 13.33 Uhr
Ronja Merkel

Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, seit September 2018 Chefredakteurin.
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The "Hype" of high rents and prices pushes the businesses out while on the other side there is a clear mismatch between the taxes we pay and the service the city provides. I expect that my citizen's rights of a safe existence would be provided by the town and the state. That is not the case and I am not willing just to walk away like others.
It is clear that the only way is to displace the drug and "night ladies". Come and see what happens on evenings on the weekends. The place bustle with people that you should not want your children to meet.
There was a huge investment in the Bahnofsviertel and lately the Kaiserpassege re-opened. So a little bit of effort of finding a solution for the drugs and sex institutions is needed. It does not exist in other cities at that level.
Warum soll ein Krimineller sein Verhalten ändern, wenn ihm eh nichts anzuhaben ist. Da denkt der sich doch, er kann auf dem selben Weg seine Machenschaften weiter machen. Wenn als einziges nur die Personalien aufgenommen werden und er dann weiter frei sein kann....
Das ist ein sehr problematischer und gefährlicher Weg, der landauf und landab zu erkennen ist.
Wozu gibt es eigentlich das Strafgesetzbuch, wenn bestimmte Personengruppen hiervon nichts zu befürchten haben müssen?!? Aber wehe, wir parken mal falsch. Dann kann man die volle Härte und Durchsetzungskraft des Staates erleben.