Kein Bahnverkehr zwischen 8.30 und 11.30 Uhr: so klang die Drohung der Gewerkschaft GDL zu ihrem Warnstreik. Am Hauptbahnhof sah das anders aus. Es herrschte kein Chaos, viele Züge fuhren nach Plan.

Die Willensbekundung der Lokführergewerkschaft GDL, Pendler und Wochenendreisende schonen zu wollen, wird heute vielen wie ein Lippenbekenntnis vorkommen. Denn die aufgrund der Arbeitsniederlegungen ausgefallenen Züge, zwischen 8.30 und 11.30 Uhr am Freitagvormittag, machen sich auch am Nachmittag noch bemerkbar. Dennoch: Am Frankfurter Hauptbahnhof herrschte um kurz vor 11 kein Chaos, wie noch bei den Streiks in der vergangenen Woche. Viele Regionalbahnen und Züge der VIAS fuhren ein und aus. Vor den Info-Points der Deutschen Bahn standen trotzdem lange Schlangen. Ein Mann von der DB-Sicherheit schenkte Kaffee aus: „Heute ist es lange nicht so voll, wie letzte Woche. Wir sind froh, dass viele Pendler vorgewarnt wurden und sich darauf einrichten konnten.“
Es ging aber nicht allen so. „Ich habe das nicht mitbekommen und bin einfach in die S-Bahn gestiegen“, sagt eine Dame aus Frankfurt. Denn die S-Bahnen fuhren heute Morgen – nur unregelmäßiger als sonst. Die meisten Reisenden, die wegen der Streiks in Frankfurt gestrandet sind, nahmen das ganze mit Witz. Ein Mann mit Pudelmütze fragte, ob sich jemand einer Wandergruppe nach Kassel anschließen wolle. Auch ein Hanauer Pärchen sieht es locker: „Wir sind guter Dinge, solange unser ICE nach Hamburg dann auch wirklich in 140 Minuten kommt“. Sie wussten von den Streiks: „Die Hotline von der Bahn war wunderbar erreichbar. Doch leider konnten die uns auch nicht helfen.“
Bestreikt wurden Züge der Deutschen Bahn und ihrer sechs großen Konkurrenten.
Während die GDL der Bahn im Tarifstreit vorwirft, die Verhandlungen bewusst zu verzögern und die bisherigen Angebote als inakzeptabel zurückweist, wiegelt die Bahn ab. Die Kernforderungen der GDL habe man erfüllt, jetzt sei unklar, was noch gefordert werde. Wann die beiden Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, ist nicht bekannt, dafür soll am Montag die Entscheidung veröffentlicht werden, ob es zu unbefristeten Streiks kommen wird. GDL-Chef Claus Weselsky kündigte an, die Streiks dann aber auf den Güterverkehr auszuweiten, um die Reisenden zu entlasten.