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Clubkultur vorm Umbruch

Kulturtanzdemos sollen GEMA umstimmen

Höhere GEMA-Gebühren = weniger Clubs. Diese Rechnung klingt einfacher als sie ist. Dennoch werden auf den heutigen Anti-GEMA-Demonstrationen eher schlichte Botschaften verbreitet.
Die GEMA ist ein Verein. Ein Verein hat Mitglieder. Sven Väth zum Beispiel ist dabei. Und sagt: „Es geht hier um das Überleben der Clubkultur – einer ganzen Szene, von der ich nur ein kleiner Teil bin.“ Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte von innen zu reformieren, diesen Gedanken haben die meisten Frankfurter Disko- und Musikclubbetreiber aber aufgegeben. Auf dem Demonstrationszug, der am Donnerstag von 18 Uhr an durch die Frankfurter Innenstadt zieht, wird eine einfache Botschaft verkündet: "Musik- und Clubkultur darf nicht sterben." Die Argumente lauten: Durch die Gebührenerhöhung von April 2013 an würden für einige Clubs Steigerungen von "weit über 1000 Prozent" ins Haus stehen. Auch Straßen- und Vereinsfeste hätten unter der Erhöhung zu leiden. Und nicht zuletzt sei der Verteilungsschlüssel ungerecht. Die GEMA verteile ihre eingenommenen Gebühren vor allem an Mitglieder wie Dieter Bohlen oder andere Schlagerfritzen, ungeachtet der Häufigkeit mit denen deren Lieder gespielt würden. So werden in Clubs wie Sven Väths Cocoon gar keine Playlisten erhoben - 80 Prozent der Lieder dort seien gar nicht über die GEMA abzurechnen.

Bei großen Clubs wird es in der Tat teurer. Die GEMA sagt zwar, sie wolle nur 10 Prozent der Eintrittsgelder einbehalten - geht dabei aber immer von einem fast ausverkauften Haus aus. Wer mehr Quadratmeter hat, muss auch mehr zahlen - ungeachtet dessen, ob sich dort nun 100 oder 3000 Menschen aufhalten. Kleinere Clubs wie zum Beispiel das Travolta haben dagegen nur relativ geringe Steigerungen zu befürchten - was ihnen bei ihrer knappen Kalkulation aber auch nicht wirklich hilft.

Machen die Clubs nun alle dicht, so wie es behauptet wird? Wahrscheinlicher ist, dass sie schlicht die Eintritts- oder die Getränkepreise erhöhen. Damit aber wird gerade in einer Stadt wie Frankfurt der Verteilungskampf um Gäste noch höher werden. Durch die Finanzkrise fließt ohnehin schon weniger Geld in die Kassen der Clubbetreiber - bei den Bankern sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Außerdem haben in den vergangenen Jahren etliche größere Clubs eröffnet, wie zum Beispiel das Adlib auf der Hanauer Landstraße oder das Gibson unter der Zeil. Die grundsätzliche betriebswirtschaftliche Frage, ob eine kleine Stadt wie Frankfurt noch einen weiteren großen Club verkraftet, wird kaum noch gestellt. Etliche Diskotheken befinden sich dadurch in prekären Lagen. Da kommt die GEMA mit ihrer Tariferhöhung also gerade recht. Zugleich kann sich das Diskothekenwesen bei dieser Gelegenheit gleich mal als unverzichtbare Kulturinstitution präsentieren. Ob von ihnen tatsächlich derartige Impulse ausgehen, ist jedoch fraglich.

Spannender ist da in der Tat die Frage, wie und ob Musiker künftig dafür entlohnt werden sollen, wenn ihre Stücke irgendwo auf der Welt gespielt werden. Manche Band spielt schon mit dem Gedanken aus dem sehr deutschen System GEMA wieder auszusteigen, weil die jährlichen Einkünfte gerade ausreichen, um die Verwaltungsgebühren wieder auszugleichen. Auch neue Verwertungsgesellschaften stehen in Gründung, um dem Monopolverein Paroli zu bieten. Die Clubs fordern in ihrer Petition daher zurecht, nicht das Tarifsystem zu reformieren, sondern die GEMA insgesamt. Das wäre in der Tat eine Revolution. Wie die aussehen könnte, darüber herrscht unter den Clubs aber Uneinigkeit - wenn überhaupt konstruktive Vorschläge geäußert werden. Stattdessen wird ein sofortiges Aussetzen der Tarifreform gefordert. Sollte sich die GEMA darauf einlassen oder in Verhandlungen Korrekturen am Tarif vornehmen, dann hätten die Disko-Macher erreicht, dass alles weitgehend so bleibt wie es ist. Bei der derzeitigen Aufregung um die GEMA und den vielen tausend mobilisierten Menschen wäre das doch ein ziemlich fades Ergebnis.

Beachten Sie zum Thema auch unsere aktuelle Titelstory (Journal Frankfurt, 19/2012)
 
6. September 2012, 11.23 Uhr
Nils Bremer
 
 
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