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Guerilla-Aktion

EU-Gefrierhuhn zerstört Märkte Afrikas

Afrikanische Frauen auf einer Frankfurter Straßenkreuzung - Eine Guerilla-Aktion von „Gemeinsam für Afrika“ wollte am Mitttwoch auf wirtschaftliche Missstände zwischen der EU und Afrika aufmerksam machen.
Zwischen 7 und 9 Uhr am Mittwochmorgen stehen während der Rotphase plötzlich Frauen auf der Straßenkreuzung Eschersheimer Landstraße/ Miquelallee. Zwei tragen traditionelle afrikanische Kleidung und halten Körbe mit der Aufschrift „Kaffeebohnen“ in den Händen. Diese tauschen sie dann gegen Kühl-Tüten, auf denen „gefrorene Hühnerteile“ steht, die ihnen zwei in T-Shirts gekleidete Frauen reichen. Ein ungewöhnliches Bild, das bei den Passanten Fragen aufwirft. Das hatte die Organisation World Vision mit ihrer Guerilla-Aktion bezweckt.
„Die EU muss aufhören, Afrika arm zu füttern!“ fordert World Vision Medienreferent Dirk Bathe bei der Aktion am Mittwochmorgen. Den Hintergrund dieser Forderung erklärt er bereitwillig. Aufgrund sehr hoher Subventionen der EU im Agrarbereich werden große Mengen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen überproduziert. Die aus diesen Überproduktionen stammenden Güter werden dann zu Dumpingpreisen auf den afrikanischen Märkten verkauft. Durch die zusätzlichen Exportsubventionen der Staaten können die EU-Produkte in Afrika zu Preisen angeboten werden, die deutlich unter den Produktionskosten liegen. Die einheimischen Erzeuger können mit diesen Niedrigpreisen nicht mithalten und so auf lange Sicht ihre Betriebe nicht halten, so Dirk Bathe.
Diese Mechanismen veranschaulicht Bathe am Beispiel Hühnerfleisch. „Die gefrorenen Hühnchenteile zeigen symbolisch, warum die Welthandelsverhältnisse unfair sind.“ Er macht nicht nur die Überproduktion dafür verantwortlich, dass in Europa eine Reihe Lebensmittel produziert, aber nicht auf den heimischen Märkten abgesetzt werden können. Eine weitere Ursache sei das veränderte Verbraucherverhalten. In Europa habe sich in den letzten Jahren ein Gesundheits- und Wellnesstrend etabliert, aufgrund dessen ein Großteil der Konsumenten begonnen habe, möglichst fettfreies Fleisch zu verzehren. Insofern werden jetzt hauptsächlich fettarme Hühnerbrüste, sowie Filetstücke nachgefragt. Die übrigen Teile, die keinen Absatzmarkt in Europa fänden, schaffe man tiefgefroren nach Afrika. Durch die EU werde die Überschussproduktion finanziell unterstützt. „Mit den Subventionen soll einerseits die Existenz der heimischen Bauern abgesichert, andererseits der Hunger leidenden afrikanischen Bevölkerung billige Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden“, bemerkt Bathe mit scharfem Unterton. Dass mit diesen unterdurchschnittlich günstigen Produkten die heimischen Betriebe unterboten und ihnen somit die Existenzgrundlage entzogen werde, beachte man im reichen Europa nicht.
Wirtschaftlich spielen Frauen besonders im subsaharischen Teil Afrikas eine entscheidende Rolle. Sie seinen grundlegend geschäftstüchtiger als Männer, betont der Medienreferent. Außerdem liege der eher kleine und zudem bedrohte Geflügelmarkt hauptsächlich in den Händen von Bäuerinnen. Weiterhin sei es von großem Vorteil für das Land Afrika den Frauen mehr Verantwortung in Wirtschaft und Politik, sowie einen freien Zugang zu Bildung zu geben. Denn das Geld, was die Frauen einnehmen, fließe zu 80 bis 90 Prozent über die Kinder in den weiteren Aufbau der Gesellschaft, bei Männern betrage dieser Teil gerade mal 40 Prozent.
Bathe und seine Organisation fordern daher „einen fairen Welthandel auf Augenhöhe“. Als Maßnahmen zum Abbau der Handelshemmnisse und des großen wirtschaftlichen Ungleichgewichts schlägt Bathe vor, die Subventionen umzustrukturieren. Nicht mehr der Überschuss solle unterstützt werden, sondern die Nachhaltigkeit. Insofern solle für eine gewisse Produktionsmenge gezahlt werden und dann dafür, dass nicht weiter produziert werde - eine Art „Stilllegungsprämie“. In den Vordergrund soll dann die kulturelle Funktion der Landwirte, die Landschaftspflege, gerückt werden. Außerdem sei es wichtig die lokale und ökologische Herstellung von Lebensmitteln in Europa zu fördern und somit dies gleichzeitig auch den Afrikanern ermöglichen.
 
26. Mai 2011, 12.05 Uhr
Laura Sommerfeld
 
 
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