„Man muss auch gönnen können.“ Was in den Ergänzungen des Rheinischen Grundgesetzes steht, trifft auch auf die Frankfurter Kulturszene zu. Vielen Projekten fehlt es an Geld. Per Crowdfunding soll sich das ändern.
Miriam Mandryk/Gerald Schäfer /
Unter dem Motto „Raus aus dem Kinosaal – rein in die Stadt” veranstalteten das Deutsche Filmmuseum nun bereits seit 18 Jahren in jedem Sommer die Frankfurter Kinowochen, während derer Kino an wahrlich ungewöhnlichen Orten stattfindet. Hunderte Filmeliebhaber frönen seit Jahren diesem außergewöhnlichen Event unter freiem Himmel.
Doch das Projekt steht auf der Kippe. Und damit das außergewöhnliche Sommerkino auch 2014 wieder begeistern kann, geht das Deutsche Filminstitut nun neue Wege in der Projektfinanzierung. „Crowdfunding“ lautet die Zauberformel, mit der das sommerlich-lauschige Kinoereignis auch im nächsten Jahr wieder auf die Beine gestellt werden soll. Insgesamt 20.000 Euro sollen vom 14. Oktober bis zum 21. November von Filmfans, Freunden und Förderern akquiriert werden. „Werdet Teil der Crowd und helft uns, die Kinowoche 2014 möglich zu machen“, lautet der Aufruf an all jene, die auf das Kinoerlebnis unter freiem Himmel nicht verzichten wollen. Im Internet darf gespendet oder eine der mehreren limitierten Dankesprämien wie beispielsweise Vorab-Tickets für die nächste Kinowoche, eine Privatvorstellung im Kino des Deutschen Filmmuseums oder einer Kinowochen-Tasche erworben werden, um die Kinowoche 2014 zu unterstützen. Der Spendenaufruf des Deutschen Filminstituts ist dabei aber nur einer von vielen.
Schaut man sich derzeit in der Kulturszene Frankfurts um, so scheint es, dass abseits der kulturellen Institutionen wie Alte Oper, Schauspielhaus und Co. ohne Crowdfunding überhaupt nichts mehr läuft. Beispiele gefällig? Die Nippon Connection bittet bis 21. November um 15.000 Euro, damit das japanische Filmfestival auch im kommenden Jahr stattfindet. Die Junge Deutsche Philharmonie würde gerne einen „Composer Slam“, einen Poetry Slam für Komponisten austragen. Innerhalb der kommenden sechs Wochen müssen dafür 25.000 Euro an Spenden zusammenkommen. Bis zum 21. November haben Sympathisanten Zeit, Cornelia Schendel und Andrea Stevens dabei zu unterstützen, ihren Dokumentarfilm „Tokat – Das Leben schlägt zurück“ zu finanzieren. Sie zeigen Frankfurter, die in den 90er-Jahren in Jugendbanden Angst und Schrecken in der Stadt verbreiteten, und heute, da die kriminelle Vergangenheit längst passé ist. Zur Realisierung des Projekts benötigen die Filmemacherinnen allerdings 15.500 Euro. Um das Geld zusammen zu bekommen, werben alle der genannten Institutionen und Personen via „Startnext“.
Die seit drei Jahren existierende Internetplattform bezeichnet sich selbst inzwischen als „größte Crowdfunding-Community für kreative Projekte im deutschsprachigen Raum“. Das Konzept: Eine Summe „X“ muss bis zu einem bestimmten Datum gespendet werden. Schaffen es die Initiatoren nicht, die komplette Summe zusammenzubekommen, erhalten alle Klein-Mäzene ihr Geld wieder zurück. Besser ist es freilich, wenn der benötigte Betrag erreicht wird. Noch besser wäre es, wenn die kleinen kulturellen Projekte, die Frankfurt erst so richtig lebenswert machen, nicht auf Spenden angewiesen wären. Aber irgendwo muss das Geld schließlich herkommen.
Für die vier Frankfurter Projekte könnte die „Aventis Foundation" einen Teil der Kosten übernehmen. Denn sie alle sind Teil der Initiative „Kulturmut“, die sich explizit an Studenten, Absolventen und Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet richtet. Die „Aventis Foundation“ hat 250.000 Euro bereitgestellt, um die beliebtesten von derzeit 24 geplanten Projekte ebenfalls zu unterstützen. Auf www.startnext.de/pages/kulturmut gibt es ein Ranking der Projekte - unter den Bewerbern sind auch gestandene Institutionen wie das Historische Museum. Wer weit oben rangiert, hat gute Chancen, den fehlenden Betrag von der Stiftung aufgestockt zu bekommen. Um in der Tabelle nach oben zu klettern, braucht es zunächst aber private Unterstützer. Geld generiert Geld – und vielleicht kommt am Ende Kunst heraus.
Die in unserem Artikel erwähnten Crowdfunding-Projekte finden Sie hier: