Silbermond: Ganz nah und ganz weit oben

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Jan-Otto Weber /

Band
Es gibt ja Menschen, die sich schwer damit tun, deutschsprachige Bands der Gegenwart wirklich anzuerkennen. Sie wurden meist in den 80ern musikalisch sozialisiert und finden, dass nach Grönemeyer, Westernhagen und Neuer Deutscher Welle nichts mehr Neues gekommen ist. Schwer haben es bei diesen Kritikern vor allem solche Bands, die mit einer Frontfrau antreten. Sofort wird der Vergleich mit der immer noch präsenten und jugendlichen Nena gezogen, so dass Juli, Wir sind Helden und Co. Schnell als austauschbar und schlechter Abklatsch abgetan werden.

Gestern spielten Silbermond im Wolkenkratzerstudio auf dem Maintower in der hr3-Konzertreihe „ganz nah“. Vier junge Musiker, völlig unprätentiös, mit klugen gesellschaftskritischen Texten (Nicht mein Problem, Zeit für Optimisten, Krieger des Lichts, Nichts passiert) und klar strukturierter, warmer und unplugged einwandfrei vorgetragener Musik, die den Vergleich mit keinem vermeintlichen Vorgänger scheuen müssen.

50 von 1500 Hörern, die sich mit ihren Geschichten über „den besten Menschen, der ihnen je passiert ist“, bei dem Radiosender beworben hatten, kamen in den Genuss des außergewöhnlichen Studios hoch über den Dächern der Stadt.Duo hoch Und Silbermond gaben sich wirklich „ganz nah“. Immer wieder suchte Sängerin Steffi den Kontakt zum Publikum, ging in die Reihen, stellte Fragen, erzählte Anekdoten aus dem Bandleben und genoss den Blick in die nur wenige Meter entfernten Gesichter, um die Wirkung ihrer Lieder bewusst nachvollziehen zu können. Beeindruckend, wie Steffi selbst bei der Ballade „Das Beste“ vom Anblick der Zuhörer sichtlich gerührt war. Beeindruckend deshalb, weil man kaum glauben kann, dass dieses Lied, mit dem die Band ihren breiten Durchbruch geschafft hat und das sie schon unzählige Male performen mussten, immer noch eine solche Wirkung auf die Musiker selbst haben kann.

Das spricht für die Authentizität der Band. Die Jugend in der Kleinstadt Bautzen in Sachsen verbracht, 1998 die Teilnahme an einem Band-Wettbewerb, viele kleine Konzerte, Nachwuchspreise und schließlich der erste Plattenvertrag. Mittlerweile gehören Silbermond mit mehreren Echos zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Bands. Und nehmen sich dabei dennoch selbst nicht zu ernst. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Schlagzeuger Andreas, der laut Steffi im Wolkenkratzerstudio mit Höhenangst zu kämpfen hatte, für sein „Lied mit nur einem Akkord“ selbst an Mikrofon und Gitarre durfte, um das Publikum davon zu überzeugen, dass er an den Drums besser aufgehoben ist.

Andreas

Ein absolut gelungenes Konzert, mit dem Silbermond das etwas scheue Publikum begeisterte. Das macht Lust auf mehr: Am 2. Dezember ist die Band in der Frankfurter Jahrhunderthalle zu Gast. Wer nicht so lange warten will, findet Fotos und Videomitschnitte des gestrigen Abends auf www.hr3.de. Außerdem wird das Konzert voraussichtlich am Mittwoch von 20 Uhr an in der Sendung „Madhouse“ wiederholt.


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