„Jetzt wird’s ernst!“

Die Zukunft des Mousonturms

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Der Intendant des Mousonturms, Niels Ewerbeck, war zu Gast bei der Kultur-Lounge des Kuratorium Kulturelles Frankfurt, sprach über die Zukunft des Hauses, das Lüften-Festival und Frankfurter Mankos.

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Niels Ewerbeck würde sich selbst nicht als Universalist beschreiben. Er versteht sich noch immer als „Theatermann“, weil im Theater für ihn alles seinen Anfang nahm. Und eben jenes Selbstverständnis war es auch, dass den neuen Intendanten an den Mousonturm brachte. „Wir Theaterleute sind ja ein fahrendes Volk, weshalb es uns etwa alle sieben Jahre zu neuen Ufern treibt“, sagt er. In Frankfurt fand er hingegen eine etwas andere Situation vor, als er im Januar das Erbe von Dieter Buroch antrat. Sein Vorgänger hat den Mousonturm 1988 eröffnet und ihm danach 23 Jahre lang die Treue gehalten. Bei der Kulutr-Lounge des Vereins Kuratorium Kulturelles Frankfurt lobte Ewerbeck denn auch das bisher geleistete, kündigte aber gleichzeitig an, einiges anders machen zu wollen. Selbstverständlich! Ein neuer Intendant bringe immer auch ein neues Konzept mit.

Ewerbeck, so hatte er es auch zuvor schon das eine oder andere Mal angekündigt, will das Interdisziplinäre stärken und die Schwelle des Hauses senken, um mehr Menschen mit der gebotenen Kunst zu erreichen: „Das ist schließlich meine Aufgabe als Intendant: Kunstformen und Publikum zusammenzuführen!“ Und aussagekräftig soll das Dargebotene auch noch sein. Ewerbeck interessiert sich für aktuelle Themen und will das sein Publikum auch spüren lassen. Noch ist der Mousonturm aufgrund der Umbauphase geschlossen. Der Eröffnungsmonat, der September, dreht sich komplett um das Thema des Erwachsenwerdens. „Jetzt wird’s ernst!“ widmet sich der unsichtbaren Schwelle von Beginn und Abschluss der Adoleszenz. Im Spiegel der Generationen, im Wechselspiel, im Spiegel der Erinnerung. Der Schweizer Gesprächskünstler Mats Staub wird sich mit einer Videoinstallation beteiligen, in der der benachbarte Altenstift die Hauptrolle spielt. Es wird eine Theaterinszenierung von Jugendlichen für Erwachsene aufgeführt. Was heißt und hieß es denn eigentlich Erwachsen zu sein?

Noch in den Kinderschuhen steckt das Lüften-Festival, das Ewerbeck jüngst an der Jahrhunderthalle ins Leben rief. Es hagelte viel Kritik, weil die erwarteten Besucherströme ausblieben. „Ich möchte nicht ausschließen, dass wir die Ticket-Preise zu hoch angesetzt haben, das werten wir derzeit noch aus“, verkündete der Intendant. Dennoch ist er alles in allem von dem Fest begeistert. Die Möglickeit für ein Festival, das mehr ist als ein bloßes Musikfest, hätte er einfach nicht verstreichen lassen können. Das große Bohei, dass um die Kosten veranstaltet wurde, kann er deshalb nicht verstehen. „Jede Oper in einer typischen mittelgroßen Stadt verursacht solche Kosten jeden Tag“, entfuhr es Ewerbeck. Doch beschwere sich darüber niemand. Ein Anzeichen dafür, welch geringen Stellenwert die Freie Szene im Vergleich in Deutschland hat.

In Frankfurt, so führt Ewerbeck aus, scheine es ihm, als setze man sich eher für Kunst-Gebäude als für die Künstler ein. Er ist vorsichtig mit seiner Wortwahl, wählt den Konjunktiv. „Ich bin ja noch nicht lange genug hier, um mir ein fertiges Urteil zu bilden“, so Ewerbeck. Aber manchmal sei es einfach besser, Geld für die Kunst nicht in die Sanierung von Häusern zu stecken, sondern die Gebäude auch einfach mal in Ruhe zu lassen. Ein wenig Verfall störe nur die wenigsten Künstler. Ewerbeck ist skeptisch, was die Planungen an der Honsellbrücke und des Kulturcampus betrifft. Er fürchtet ein wenig darum, dass die „vielgliedrigen Konzeptionen, Inspirationen und Mischformen“ auf der Strecke und hinter prestigeträchtigen Bauten zurückbleiben. Immerhin: Einen Ratschlag von Dieter Buroch hat Niels Ewerbeck noch im Ohr: Frankfurt ist viel besser als sein Ruf. Und bisher kann „der Neue“ das nur bestätigen: „Nach zwei Wochen fand' ich's hier schon richtig gut!“ Hoffentlich bleibt das auch so.

Zur nächsten Kultur-Lounge ist der Direktor der Städelschule, Nikolaus Hirsch, geladen. „Planet Städel“ findet im September oder Oktober in der Cafébar im Kunstverein statt. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.


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