„Er geht langsam in die Hocke und zieht gleichzeitig eine Pinzette aus der Tasche seines trendigen Armani-Anzugs. Mit glasklarem Blick entdeckt er, was die Spurensicherungsbeamten am Tatort zuvor übersehen hatten: DAS Beweismittel schlechthin. Mit spitzen Fingern führt er die Pinzette über das Objekt und nimmt es vorsichtig auf. In Augenhöhe lässt er einen kurzen analytischen Blick über den Gegenstand gleiten und hält inne. Mit gerunzelter Stirn verkündet er knapp, kompetent und korrekt : „brünett, weiblich, circa Einsdreiundsiebzig groß, zu 60 Prozent afroamerikanisch und zu 40 Prozent Latina, mäßig drogenabhängig, hatte 47 Minuten vor dem Tod des männlichen Opfers noch Sex mit ihm“ … die CSI-Gemeinde schweigt ergriffen – und das ist noch nicht alles.
Das Beweismittel trägt einen Micro-Teilfingerabdruck auf der Haarwurzel. Es wird in das Labor gebracht und auf einen futuristisch anmutenden Scanner gelegt. In wenigen Millisekunden ist das Beweismittel „Haar“ samt DNA und Micro-Teilfingerabdruck in das bundespolizeiliche Informationssystem eingespeist und in einem weiteren Bruchteil einer Sekunde mit dem gesamten Datenbestand der Vereinigten Staaten von Amerika abgeglichen. Zeitgleich wird die schrecklich zugerichtete Leiche des männlichen Mordopfers durch einen 3D-Scanner geschoben, um den geschundenen Körper als Hologramm darstellen zu können. Aber auch hier muss das geschulte Kriminalistenauge die eigentliche Arbeit machen, denn die Technik arbeitet nur zu. Ganz ohne die genialen Ermittler geht es wohl auch hier nicht... Nach endlosen 45 Minuten ist die Täterin gefasst, hat ein volles Geständnis abgelegt und ist sogar schon durch eine Geschworenen-Jury verurteilt … Sie kennen das alles von zahllosen Abenden vor dem Fernseher. Toll, dass es solch eine Kriminaltechnik und dramatisch rasant ermittelnde Kriminalbeamte in den USA gibt. Warum ist dies nicht auch im alten Europa so? Vielleicht liegt es daran, dass wir hier diese speziellen Pinzetten nicht haben – oder uns fehlen einfach nur die Armani-Anzüge? Unser Informant Under Cover schreibt aus dem Herzen des Polizeipräsidiums. Beachten Sie auch das Interview mit Frankfurts Polizeipräsident Achim Thiel im Journal Frankfurt. Haben Sie Fragen an den Präsidenten? Schreiben Sie an redaktion [at] journalportal.de. Sachdienliche Hinweise an Under Cover bitte gleich hier und jetzt im Kommentarfeld. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe.