Wer hat das Innenleben der Sojus-Kapseln designt? Die Antwort gibt die neue Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums. Gezeigt werden Werke der einzigen russischen Innenarchitektin, Galina Balaschowa.
Christina Weber /
Unzählige Ingenieure arbeiten seit dem Kalten Krieg daran, die Raumfahrt in Russland voranzutreiben. Und wenn sie auch bei der Reise zum Mond den Amerikanern unterlagen, so sind es heute doch die russischen Sojus-Raketen, die Astronauten aller Nationen zur Raumstation ISS bringen. Aber neben all den Geräten und der hochentwickelten Technik müssen eben auch Menschen in den Raumschiffen Platz haben – und dafür muss man sich über die Innenarchitektur Gedanken machen. Diese Aufgabe übernahm in Russland ab dem Jahr 1964 eine Frau, deren Namen wohl die Wenigsten kennen: Galina Balaschowa. Und dennoch sind die Innenleben aller Sojus-Kapseln sowie große Teile der ISS nach ihrem Design gestaltet. Sogar das offizielle Logo für das Apollo-Sojus-Programm hat Balaschowa entworfen. Alle russischen sowie amerikanischen Astronauten trugen stolz ihren Entwurf auf der Brust.
In Balaschowas Heimatland fand ihre Arbeit nie große Beachtung, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) will das besser machen und widmet der Russin eine Ausstellung. Die trägt den Titel „Design für die sowjetische Raumfahrt“ und läuft bis zum 15. November. Ausschlaggebend für die Idee zur Schau sei ein Buch über russische Kosmonautik gewesen, erzählt Museumsdirektor Peter Cachola Schmal. „Mir sind die Werke von Balaschowa innerhalb des Buches sofort aufgefallen, obwohl es eher unbedeutende Zeichnungen waren“, erzählt er. Also entschied er sich, die Arbeit der Innenarchitektin nach Frankfurt zu holen. „Es ist ein wunderbares Geschenk. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal eine so große Ausstellung über mein Werk geben wird“, sagte die heute 84-Jährige. Für die Konzeption der Ausstellung ist sie nach Frankfurt gereist, gemeinsam mit ihrer Enkelin.
Zu sehen ist anhand von Bildern, Skizzen und Modellen, wie es im Inneren der Raumschiffe aussieht. In der Sojus-Kapsel standen im ersten Entwurf der Ingenieure etwa einfach zwei rote Kisten. Das war's. Der Abteilungsleiter beschloss damals, dass dies ein Raum für Menschen sein muss und beauftragte Balaschowa, einen Entwurf zu erstellen. Sie machte ihre Sache gut und wurde so zur einzigen Innenarchitektin in der Geschichte der sowjetischen Raumfahrt. Auch die russische Raumstation Mir, die 2001 kontrolliert zerstört wurde, ist ihrem Design entsprungen. In einem Raum im DAM sind die Skizzen für den Aufenthaltsraum auf dem Boden aufgezeichnet. So kann man nachvollziehen, wie es sich etwa innerhalb der Mir angefühlt haben muss. „Die ISS ist genauso eingerichtet, nur der Gemeinschaftstisch steht auf der anderen Seite“, erklärt Balaschowa. Ihr Entwurf hat sich offenbar bewährt. Auch an den Wänden befinden sich viele Skizzen und Bilder. Um Größenverhältnisse anzuzeigen sind etwa die Paulskirche und eine Sojus-Rakete nebeneinander dargestellt. Die Rakete ist nur ein paar Meter niedriger.
>> Design für die sowjetische Raumfahrt, bis 15. November im Deutschen Architekturmuseum, Schaumainkai 43