74. Buchmesse

Royaler Besuch und Hoffen auf Normalität

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Nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen findet die Frankfurter Buchmesse wieder ohne Auflagen statt. Stadtverordnete Mirrianne Mahn fordert Buchmessen-Direktor Juergen Boos wegen der Teilnahme rechter Verlage zum Rücktritt auf.

Jasmin Schülke /

„Es ist ein Privileg, hier sein zu dürfen“, sagt der spanische König Felipe VI, der zusammen mit seiner Frau, Königin Letizia, derzeit auf Staatsbesuch in Deutschland ist, welcher mit der Eröffnung der Buchmesse zusammenfiel. Frankfurt als kosmopolitische Stadt und europäisches Zentrum mit der Geschichte der Paulskirche und als Geburtsort Goethes sei der allerbeste Ort für das "Universum des Buches“. „Ohne Bücher gibt es keine Aufklärung“, so Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) anlässlich der Eröffnung der 74. Auflage der Buchmesse, deren Ehrengastland in diesem Jahr Spanien ist – wie schon einmal vor über 30 Jahren. Mehr als 4000 Aussteller aus 95 Ländern sind auf der Buchmesse dabei, besonders Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA sind stark vertreten.

Die Eröffnungsfeier als ein Plädoyer für Frieden, Freiheit und Demokratie: In Zeiten der Krise kann die Buchmesse vor allem ein Ort des Diskurses und Miteinanders sein. Das Augenmerk soll in diesem Jahr aber vor allem auf eine Leistung gelenkt werden, die oftmals nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erhält: auf die Übersetzung. „Translate. Transfer. Transform“ lautet das Motto. „Wir wollen die kongeniale Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer sichtbar machen“, sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos.

Zwei Redner aus dem Ehrengastland Spanien sind nach Frankfurt gekommen: Zur Eröffnung spricht neben Antonio Muñoz Molina auch Irene Vallejo, deren Buch „Papyrus“ sich in Spanien allein über 400 000-mal verkaufte. Es ist eine Hommage an das Buch als „eine der schönsten Erfindungen der Menschheit“. Vallejo unternimmt eine Reise von den Anfängen der Bibliothek in Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Auch sie würdigt die Leistung der Übersetzer und zitiert in ihrer poetischen Festrede Walter Benjamin: „Jene reine Sprache, die in fremde gebannt ist, in der eigenen zu erlösen, die im Werk gefangene in der Umdichtung zu befreien, ist die Aufgabe des Übersetzers.“ Und wirklich: Unmöglich wäre es, all die Bücher zu verstehen, die in einer anderen Sprache erschienen sind. Sie würden für immer verschlossen bleiben.

Unterdessen fordert die Frankfurter Stadtverordnete und Vorsitzende des Kulturausschusses, Mirrianne Mahn (Bündnis 90/Die Grünen), Buchmessen-Direktor Juergen Boos zum Rücktritt auf. In einem Video auf ihrem Instagram-Kanal kritisierte sie die Anwesenheit rechter Verlage auf der diesjährigen Buchmesse. Diese solle von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und rechte Verlage ausschließen. Boos hatte zuvor in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau darauf hingewiesen, dass die Messe niemanden ohne triftigen Grund ausschließen könne, da sonst der Zugang zum Handelsplatz verweigert würde und der Verlag sich per einstweiliger Verfügung einklagen könne. Bereits im vergangenen Jahr hatte Mahn die Friedenspreis-Verleihung in der Paulskirche unterbrochen, um auf die Teilnahme rechter Verlage aufmerksam zu machen. Juergen Boos hat nun im Interview mit der FR erneut erklärt, dass alle Stimmen gehört werden müssen, „insofern sie nicht gegen Gesetze verstoßen“. Die Buchmesse setze vielmehr auf ein „Awareness-Team“, das in diesem Jahr zum ersten Mal im Einsatz ist und bei Diskriminierungen angesprochen werden kann.

Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt.
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