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Foto: Nicole Nadine Seliger
Foto: Nicole Nadine Seliger

IHK-Zukunftsmesse für Geflüchtete

Speed-Dating für einen Job

Flüchtlinge und Arbeitgeber zusammenzubringen, war das Ziel der Organisatoren der IHK-Zukunftsmesse in der ehemaligen Börse. Mehr als 900 Jobsuchende kamen, um sich über den Berufseinstieg zu informieren und Firmen kennenzulernen.
Mit der Zukunftsmesse für Geflüchtete stellte die IHK am Mittwochmittag den Kontakt zwischen Flüchtlingen in Frankfurt und ansässigen Unternehmen her. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und anderen Organisationen wurde die Veranstaltung mit Speed-Dating-Charakter ausgerichtet. Bewerber und Firmen hatten so die Möglichkeit, sich in kurzen Gesprächen zwanglos und informell kennenzulernen und den individuellen Berufseinstieg zu finden: in Praktikum, Ausbildung, Studium oder regulärem Job. 50 Firmen aus unterschiedlichen Branchen stellten sich in den Räumen der IHK am Börsenplatz vor – viele aus den Bereichen Hotellerie, IT, Logistik, Pflege und Gastronomie.

Riesiger Ansturm auf die Plätze
Interessierte Bewerber mussten sich vorher in einem Online-Portal anmelden, um teilnehmen zu können. 900 Jobsuchende nutzten diese Möglichkeit, zur Messe am Mittwochnachmittag kamen aber noch mehr. Anna Morales, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Frankfurt war von dem großen Ansturm gleichermaßen überrascht wie begeistert: „Wir haben den Account im Internet vorzeitig schließen müssen. Nach circa vier Wochen waren alle 900 Plätze ausgebucht“. Über alle Kanäle habe man vorher für die Messe geworben, zahlreiche Bewerber seien auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda aufmerksam geworden, vermutet Morales.

So wie Shafiq. Über das Sozialamt und Freunde hat er von der Zukunftsmesse erfahren und sich direkt angemeldet. Noch hat er keine Arbeitserlaubnis und weiß nicht, wie lange er in Deutschland bleiben kann. Dennoch ist er auf der Messe, um sich Firmen vorzustellen und einen Job zu finden. „Am besten im Bereich IT oder Buchhaltung, da habe ich schon mal gearbeitet“, erzählte der 26-jährige Iraker. Vor einem Jahr hat er seine Heimat verlassen und ist nach Deutschland gekommen. Jetzt hofft er, auch bald seine Arbeitserlaubnis zu bekommen.

Arbeitsrechtliche Situation sehr unterschiedlich
Mehr als die Hälfte der Bewerber auf der Zukunftsmesse ist mitten im Asylverfahren und kann nur mit einer Arbeitserlaubnis arbeiten. Manche Flüchtlinge können dank einer Asylberechtigung uneingeschränkt am Arbeitsmarkt partizipieren, andere sind nur geduldet und haben es ungleich schwerer. Ann-Christine Lill von der Software-Firma aitp betonte, wie unterschiedlich die arbeitsrechtliche Situation bei den Flüchtlingen ist: „Es wird den Bewerbern nicht leicht gemacht, viele wissen nicht um ihren Status und was er für den Arbeitsmarkt bedeutet“. Daher unterstütze die Agentur für Arbeit sowohl die Bewerber als auch die Unternehmen in diesen Fragen, erzählte Anna Morales: „Wir sind froh, die Menschen in Arbeit zu bekommen, die Firmen sind froh, beratende Hilfe zu bekommen“. Mitarbeiter vom Jobcenter berieten die Flüchtlinge auch zum Thema Anerkennung von Berufs- und Studienabschlüssen aus dem Herkunftsland.

Anerkennung von Abschlüssen
Diana hat diesen Service schon vor dem Besuch der Messe genutzt. Die 32 Jahre alte Kenianerin wartet darauf, dass ihr Marketing-Abschluss in Deutschland anerkannt wird. Solange will sie ihre Sprachkenntnisse verbessern und als Aushilfe im Verkauf oder Marketing arbeiten. „Man muss zuerst die Sprache lernen“, erzählte Diana von ihren bisherigen Erfahrungen, „es ist nicht einfach, Arbeit zu finden, wenn man nicht so gut deutsch spricht.“ Sie hat gehofft, auf der IHK-Messe durch persönliche Gespräche eine Chance zu haben: „Die Arbeitgeber sind alle sehr freundlich, vielleicht kann ich hier eine Stelle bekommen.“

Auch manche Firmen setzten Hoffnungen auf die Zukunftsmesse, gerade außergewöhnliche Sprachkenntnisse waren begehrt. Nicole Prockl, Leiterin Kundenservice bei der IKK Südwest, suchte auf der Messe nach Mitarbeitern für die Telefon-Hotline, die ihre Krankenkasse für Flüchtlinge eingerichtet hat. Etwa 50 Gespräche führte sie in den ersten beiden Stunden, sieben Bewerber kamen in die engere Auswahl. Vielleicht können die Kandidaten noch vor Weihnachten Probetage absolvieren. Manchmal habe sie allerdings bessere Deutschkenntnisse erhofft, so Prockl: „Eine Kandidatin sprach zwar fünf Sprachen, was für unsere Hotline perfekt wäre, aber leider kein Deutsch“.

Sprachkenntnisse nicht überall entscheidend
Nicht immer haben die Sprachkenntnisse die höchste Priorität. Für Andreas Zimmermann, Personalleiter der Gastronomie-Kette MoschMosch, ist dieser Faktor nicht entscheidend: „Interesse und Neugier sind am Wichtigsten. Da wir 400 Mitarbeiter aus 40 Nationen beschäftigen, sind sie es gewohnt, so auf Deutsch zu kommunizieren, dass es auch Nicht-Muttersprachler verstehen“. Auch andere Arbeitsbereiche erleichtern den Einstieg ohne perfekte Deutschkenntnisse. „Die IT-Branche eignet sich gut, um Brücken zu schlagen. Die deutsche Sprache zu beherrschen, ist nicht so wichtig, wenn man die Programmiersprache beherrscht“, erzählte Ann-Christine Lill von atip. Der 21-jährige Ahmad würde gerne beides verbinden. Der junge Afghane darf noch mindestens ein Jahr in Deutschland bleiben und suchte auf der Messe eine Ausbildung im IT-Bereich. Parallel lernt er die Sprache und hat ein großes Ziel: bald das nächste Sprachniveau zu erreichen.

Hilfe bei Bewerbungen
So unterschiedlich wie die Stellenangebote war auch die Vorbereitung der Flüchtlinge. Manche Kandidaten kamen mit leeren Händen, andere hatten komplett ausgefertigte Bewerbungen und Lebensläufe dabei. Als Ergänzung konnten sie im Bewerbercenter im Erdgeschoss einen professionellen Blick auf ihre Unterlagen werfen lassen und mit Hilfe von Mitarbeitern der Accenture-Stiftung Lebensläufe und Fotos erstellen. Etwa 200 ehrenamtliche Helfer unterstützten die Organisatoren auf der Messe, circa 50 Dolmetscher waren im Einsatz.
 
9. Dezember 2016, 13.34 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
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