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Mangelsdorff-Nachlass bleibt in Frankfurt

Es ist eine gute Nachricht für die Kulturstadt Frankfurt in Zeiten der Abwanderung kultureller Institutionen wie dem Suhrkamp-Verlag. Dem Institut für Stadtgeschichte unter Leitung von Evelyn Brockhoff (Foto 2. v. r.) ist es gelungen, den Nachlass des Frankfurter Jazz-Posaunisten und -Komponisten Albert Mangelsdorff zu sichern. Für Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU, Foto r.) ein "großer Erfolg für die Stadt, denn auch andernorts gab es Begehrlichkeiten, die Zeugnisse der Jazz-Legende zu übernehmen“. Unterstützt wurde die Stadt bei der Sicherung des Nachlasses von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Der Nachlass soll den Grundstock für ein Jazz-Archiv bilden, das den Namen des international bedeutenden Musikers trägt, der am 25. Juli 2005 im Alter von 77 Jahren verstarb. Obwohl ihm eine Karriere in den USA offen gestanden habe, sei Albert Mangelsdorff zeitlebens seiner Geburtsstadt Frankfurt treu geblieben, betonte Semmelroth. „Mangelsdorff hat in Frankfurt und von Frankfurt aus nicht nur Jazzgeschichte geschrieben. Er hat die Jazz-Posaune neu erfunden und neue Klangwelten erschlossen“, so der Dezernent mit Blick auf das von Mangelsdorff entwickelte mehrstimmige Spiel, das durch normales Anblasen eines Tons und gleichzeitiges Singen in das Mundstück entsteht.

Evelyn Brockhoff betonte, es sei nicht nur die Absicht den 40 Regalmeter füllenden Nachlass für Nachforschungen von Musikwissenschaftlern zu konservieren, sondern der Öffentlichkeit auch die Persönlichkeit von Albert Mangelsdorff nahe zu bringen. "Die hiesige Jazzszene inspiriert das kulturelle Leben der Stadt in vielen Bereichen und wirkt damit identitätsstiftend. Dazu wollen wir mit einem lebendigen Archiv unseren Beitrag leisten", so Brockhoff. "Da das Albert-Mangelsdorff-Archiv zu einer umfassenden Sammlung zur Frankfurter Jazzgeschichte ausgebaut werden soll, bittet das Institut für Stadtgeschichte außerdem alle Bürgerinnen und Bürger, Dokumente und Materialien zum Thema Jazz in Frankfurt dem Archiv zur Verfügung stellen."

In einem Zitat des Musikers verdeutlichte die Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, wie eng sich Mangelsdorff zu seiner Heimatstadt Frankfurt bekannt hatte. Dies bestätigten auch die Witwe Ilo (Foto 2. v. l.) und der gemeinsame Sohn Ralph Mangelsdorff (Foto l.): „Mein Vater, der mit ganzem Herzen Frankfurter war, wäre erfreut gewesen zu wissen, dass sein Nachlass in Frankfurt verbleiben kann.“ Selbst der Leiter des Darmstädter Jazz-Instituts, Wolfram Knauer, äußerte sich positiv zur Neugründung des Frankfurter Albert-Mangelsdorff-Archiv, in dem auch allgemeine Zeugnisse der national und international bedeutenden Frankfurter Jazzgeschichte gesammelt und aufbewahrt werden sollen. „Ich finde es Klasse, dass der Nachlass hier bleibt. Das Zitat von Herrn Mangelsdorff war dazu sehr bezeichnend.“ Zugleich kündigte er in Zusammenarbeit mit Evelyn Brockhoff eine Wanderausstellung zu Ehren des Musikers an.

Der Nachlass von Albert Mangelsdorff besteht aus sämtlichen Musikinstrumenten, darunter seine „King“-Posaune und eine Gitarre aus dem 1947, sechs Kisten mit Noten und Arrangements, etwa 1000 Schallplatten, rund 300 Tonbändern und Tonbandkassetten, zum Teil mit Probenmitschnitten, 300 CDs, etwa 50 Videokassetten, Preisen und Urkunden, Fotos, Plakaten, Büchern, Zeitschriften, Programmheften sowie 100 Aktenordnern mit persönlicher Korrespondenz, Verträgen und gesammelten Zeitungsausschnitten. Die Korrespondenz zwischen den Eheleuten will Ilo Mangelsdorff dem Institut zu gegebener Zeit zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird sich das Institut bemühen auch die Noten und Arrangements, die sich im Besitz von Rundfunkanstalten befinden, der Sammlung zuzuführen.

Im deutschen und europäischen Jazz spielt Frankfurt seit den 1920er Jahren eine zentrale Rolle. Hier befand sich die erste Jazzklasse an einer deutschen Hochschule, nämlich von 1928 bis 1933 am Dr. Hochschen Konservatorium, das damals den Rang einer Musikhochschule hatte. Während der Nazi-Diktatur wurde Frankfurt neben Hamburg und Berlin zum Zentrum jugendlicher Swingfans. In den fünfziger Jahren entwickelte sich hier eine Reihe von Jazzinstitutionen, die dazu beitrugen, dass Frankfurt seinerzeit den inoffiziellen Titel "Jazzhauptstadt der Republik" innehatte.

Hier befindet sich der älteste deutsche Jazzkeller, gegründet 1952, und mit dem ein Jahr später begründeten Deutschen Jazzfestival das älteste regelmäßig stattfindende Jazzfestival weltweit. Hier leitete Albert Mangelsdorff von 1958 bis zu seinem Tod das HR-Jazzensemble und hier bildete er das Zentrum einer lebendigen Jazzszene. Darüber hinaus galt "der gute Mensch aus Frankfurt", wie ihn der Musikwissenschaftler und Journalist Ulrich Olshausen nannte, als Galions- und Vaterfigur des Jazz in Deutschland. Der herausragenden Bedeutung der Stadt Frankfurt für den Jazz in Deutschland widmete sich 2004 das Buch "Der Frankfurt Sound" sowie eine gleichnamige Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte.
 
12. Februar 2009, 08.24 Uhr
jan-otto weber
 
 
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