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Frankfurter Altstadt: Stand der Planung

Rund 80 Personen waren am heutigen Abend zur Veranstaltung des Stadtplanungsamtes in den Plenarsaal im Römer gekommen, um sich von Baudezernent Edwin Schwarz und dem Leiter des Stadtplanungsamtes Dieter von Lüpke über die derzeitigen Entwicklungen bezüglich des Dom-Römerberg-Areals informieren zu lassen.
Um auch wirklich alle Anwesenden auf den gleichen Stand zu bringen, gab von Lüpke zunächst einen kurzen Überblick über die vergangenen zwei Jahre und die damit einhergegangene Diskussions- und Planungsphase. Anschließend wurde die die aktuelle Beschlusslage der Magistratsvorlage, die unter anderem die Rekonstruktion von mindestens sechs Altstadthäusern vorsieht, vorgestellt und mit den anwesenden Bürgern diskutiert. Von Lüpke und Schwarz hoben hervor, wie schon zuvor bei ähnlichen Veranstaltungen, wie sehr sie vom Protest der Bürger überrascht worden seien, nachdem im September 2005 der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs, das Architektenbüro KSP Engel und Zimmermann, bekannt worden waren. Ähnliches habe man in Frankfurt selten erlebt.
Dieter von Lüpke unterstrich, dass er das Phänomen als sehr positiv empfinde, schließlich zeige es, dass die Bürger sich für ihre Stadt engagierten. Ebenso erwähnenswert sei, dass hier nicht individuelle Interessen im Vordergrund stünden, sondern das Bestreben, am Ende tatsächlich eine schöne Stadt im Altstadtkern zu erreichen. Dennoch sei er sehr verwundert darüber gewesen, dass keine 24 Stunden nach Bekanntgabe des Siegers eine öffentliche Debatte pro Rekonstruktion losgetreten worden sei, so als ob die Sehnsucht sich unter meterdicken Betonmauern endlich hervorgekämpft habe.
Aufgrund der Debatten habe die Stadt sich im Herbst letzten Jahres dazu entschieden, eine Planungswerkstatt aus Bürgern und Architekten einzuberufen, die gemeinsam Gestaltungsvorwürfe erarbeiten sollte. Innerhalb kürzester Zeit sei es hier zu einem fruchtbaren Gespräch gekommen, die Ergebnisse seien in die vorgelegte Magistratsvorlage eingearbeitet worden, die am 20. Juni eingereicht wurde und in der kommenden Woche, am 4. September 2007, in der Sitzung des Dom-Römer-Ausschusses beraten werde. Zum städtebaulichen Konzept der neuen Altstadt gehört laut Magistratsvorlage, dass, um die für eine Rekonstruktion vorgesehenen Gebäude errichten zu können, der historische Grundriss weitgehend zur Grundlage der Planung gemacht wird. Dabei ist eine kleinteilige Bebauung vorgesehen, die Übergänge zu den Nachkriegsbauten (Schirn, Kunstverein und Haus am Dom) schafft. Da man noch immer keine Entscheidung getroffen hat, was mit dem Archäologischen Garten passieren soll, wird für diesen ein separater Wettbewerb ausgelobt. Der so genannte Krönungsweg soll auf seine historische Höhenlage abgesenkt werden.
Bezüglich der Gestaltung der Häuser spricht sich die Magistratsvorlage dafür aus, dass eine Gestaltungssatzung und ein Altstadtbeirat die Gestaltung der Häuser bestimmen sollen. Schließlich solle jedes Gebäude einen individuellen Charakter besitzen und sich von seinem Nachbarn unterscheiden. Des Weiteren seien Sprünge der Traufhöhen und Dachfirste wünschenswert, dies sei auch bei der historisch gewachsenen Altstadt so gewesen. Hier hätten Häuser gestanden, die teilweise einen Altersunterschied von 1000 Jahren aufgewiesen hätten. Die Oberflächen der neu entstehenden Häuser sind überwiegend zu verputzen. Außerdem solle, wo immer historisch oder gestalterisch begründbar, historische Überreste – die so genannten Spolien – aus den städtischen Depots hervorgeholt und in die neuen Gebäude eingefügt werden.
Bezüglich der Nutzung rät die Magistratsvorlage zu einer Mischung aus Wohnen in den Obergeschossen und Läden bzw. Gastronomie in den Untergeschossen. Im Interesse der Kleinteiligkeit und Lebendigkeit sollen alle acht bis zehn Meter neue Nutzungen angestrebt werden.
Die Stadt selbst wird als Bauherr auftreten, so Edwin Schwarz. Anschließend sollen die rekonstruierten Gebäude an Investoren abgegeben werden, die hier individuell gestalten können – so weit es die Gestaltungssatzung zulässt. Außerdem soll für jedes einzelne Haus wiederum ein Wettbewerb ausgeschrieben werden.
Über die Kosten der neuen Altstadt wollten weder der Baudezernent noch der Leiter des Stadtplanungsamtes Angaben machen, denn die Umbaukosten für die Tiefgarage stellten nicht nur eine Wertminderung für das Dom-Römer-Areal dar, sondern auch die große Unbekannte dieser Rechnung. „Wer hier mit Zahlen um sich wirft, ist unseriös“, so Schwarz. Auch bestehe kein Grund zur Eile, zuerst müssten die Grundsatzbeschlüsse gefasst werden, dann stehe der Umzug der Beamten aus dem Technischen Rathaus an, und dann erst der Abriss. Das könne 2008 oder 2009 sein.
Anschließend kamen die Bürger zu Wort. Peter Westrup, seines Zeichens Architekt, zeigte sich sehr empört über den Verlauf der Altstadtdiskussion: „Statt der 48 geforderten Altstadthäuser werden wir nun mit sechs abgespeist.“ Außerdem sei der Grundriss, der auf den ersten Blick historisch korrekt aussehe, in Wahrheit falsch. Da wären Parzellen nach gusto vergrößert oder verkleinert oder die für die Altstadt so typischen Innenhöfe überbaut. Er berief sich auf Petra Roth, die im OB-Wahlkampf öffentlich verkündet hatte, dass sie beim Spaziergang durch die Altstadt nicht erkennen wolle, dass es sich um eine neue, eine rekonstruierte Altstadt handele. „Bei diesem faulen Kompromiss wird sie sich beim Spaziergang die Hand vor die Augen halten müssen“, so der erboste Westrup. Dagegen wandte sich der Architekt von Mende: „Dieser Ton gefällt mir nicht! Wo sind wir denn? Wenn Sie 40 Häuser fordern und hier sind sechs geplant, vergießen Sie Tränen! Halten Sie sich doch bitte an die demokratischen Grundregeln. Der Kompromiss sieht derzeit sechs bis sieben Bauten vor, vielleicht werden es noch mehr. Vielleicht aber auch nicht. Das, was hier vorgestellt wurde, ist ein Kompromiss. Und dass dieser erreicht wurde, darauf können wir sehr stolz sein!“
Immer wieder kam die Diskussion auch auf das Thema Schirn, allerdings sprach sich der Baudezernent gegen einen wiederum geforderten Abriss aus. „Was weiß ich, was in 50 Jahren entschieden wird?“ Zurzeit stehe die Kunsthalle jedenfalls nicht zur Disposition. „Wir können Frankfurt auch komplett abreißen und dann so aufbauen wie es vor dem Krieg war“, richtete er polemisch gegen die im Plenum sitzenden Altstadtfreunde, jedoch habe alles seine Grenzen.
Auch der Architekt DW Dreysse, ebenfalls Mitglied der Planungswerkstatt und erklärter Verfechter der Moderne, kritisierte die Altstadtbefürworter: „Wir haben in den letzten beiden Jahren viel erreicht, vor allem, wenn man bedenkt, dass ursprünglich keinerlei Rekonstruktionen vorgesehen waren.“ Dennoch beharrte er darauf, dass 100%ige Rekonstruktionen nicht möglich seien, zum einen fehlten die Quellen, zum anderen habe man Brandschutzbestimmungen und dergleichen, die nur Abweichungen der alten Häuser zuließen. Das löste naturgemäß erneuten Widerspruch der Altstadtfreunde hervor und man tauschte bereits die üblichen und nun schon oft - zu oft? - gehörten Pro- und Contra-Argumente.
Nach über drei Stunden, die die Sitzung dauerte, zeichnete sich ab, dass wohl auch an diesem Abend keine Lösung für das "Altstadt-Problem" in Sicht ist. Fortsetzung folgt - wenigstens das ist sicher...

Text: Julia Söhngen, Foto: Wikipedia

 
30. August 2007, 22.34 Uhr
red
 
 
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