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Foto: Katharina Bruns
Foto: Katharina Bruns

Fünf Jahre Tsatsas-Taschen

Lieber Gallus statt Goethe

Tsatsas feiert diesen Winter seinen fünften Geburtstag. Seit der Gründung bis heute hat sich viel getan bei Dimitrios Tsatsas und seiner Frau Esther - selbst Hillary Clinton mag die Taschen aus dem Gallus. Ein Besuch.
Dimitrios Tsatsas und Esther Tsatsas sitzen in ihrem hellen Atelier im Gallus. Auf dem Tisch vor ihnen steht ein Blumenstrauß. Die beiden tragen gedeckte, stilvolle, ruhige Kleidung. Im Hintergrund ihre minimalistischen, klassischen Taschen in einem schlichten Eisenregal. Fünf Jahre nach dem Start ihres Labels, scheinen die beiden entspannt, aber auch voller Ideen, wenn sie von ihrer Geschichte erzählen.

Alles begann mit einem ganz persönlichen Projekt: "Ich suchte nach einer Herrenhandtasche und bemerkte, dass es nicht wirklich schöne und moderne Produkte für Männer gibt", sagt der gelernte Industriedesigner Dimitrios. Wenn er eine vermeintlich moderne Tasche entdeckte, fand er sie schlecht verarbeitet. Oder aber sie sei von der Fertigung sehr ansprechend, aber vom Design eher klassisch, beziehungsweise altbacken gewesen.

Kann man mehr aus einem Hobby machen?
Das Ehepaar, das zu diesem Zeitpunkt noch zusammen in einer Designagentur arbeitet, beginnt, in seiner Freizeit, an einer Herrenhandtasche zu tüfteln. Dimitrios, der quasi in der Werkstatt seines Vater großgeworden ist, kennt sich mit der Materie aus. Der Sohn eines Feintäschners, der in Offenbach seit über 40 Jahren eine eigene Produktion hat, wo er Ledertaschen und -artikel aller Art produziert, hat das Thema Handtaschen verinnerlicht.



Der erste Schritt zur eigenen Tasche von Dimitrios: Die Frage, wie soll sie aussehen? "Ich habe die Entwürfe immer wieder getragen und gemerkt, dass manche Sachen einfach nicht funktionieren und wieder daran herumgebastelt. Die erste Tasche war im Prinzip ein Prozess, der sich über zwei oder drei Jahre hingezogen hat." Im Endeffekt nehmen die beiden immer mehr weg, bis es genau das Produkt ist, das Dimitrios will. Als die beiden auf einer Messe in Mailand sind, werden sie von Passanten auf die Tasche angesprochen. Auch Freunde fragen vermehrt, wo das gute Stück her sei. Kurz darauf entwerfen die beiden auch eine Tasche für Esther. Immer wieder schleicht sich der Gedanke ein, dass man aus diesem "Hobby" auch mehr machen kann.



"Wir hatten das Gefühl, dass es auf dem Markt ein solches Produkt nicht gibt. Also so hochwertig, aber dennoch fair zu guten Löhnen in Deutschland produziert", erklärt Dimitrios. Bis zur endgültigen Realisierung dauert es aber. Das Ehepaar möchte sich gut vorbereiten. Ende 2012 kündigen sie und starten ihr Business mit fünf Taschen in einem 30 Quadratmeter großem Souterrain in der Ludwigstraße. "Wir hatten Respekt vor diesem Schritt. Aber ich muss dazu sagen, dass wir beide aus Familien kommen, die selbständig sind. Wir wussten also, was es bedeutet. Mögen aber auch diese Freiheit. Angst hatten wir nicht", sagt die Esther und schaut Dimitrios an, "dann hätten wir es nicht gemacht."

"In der Innenstadt würden wir uns nicht wohlfühlen"
Die Location wird irgendwann zu klein, der Kundenkreis wächst und die beiden schauen sich nach einem repräsentativeren Ort um. In der Straße, in der sie wohnen, werden sie auf die Räume einer ehemaligen Eisdiele aufmerksam und schlagen zu und renovieren. Herausgekommen ist ein helles Atelier, mit Schreibtischen, Ausstellungsfläche und Nähecke. "Wir mögen das Gallus, weil es ein ganz durchmischtes, entspanntes Viertel ist. Wir fühlen uns nicht so etabliert, als dass wir irgendwo in der Innenstadt sitzen müssen. Da würde ich mich nicht wohlfühlen. Lieber Gallus statt Goethe. Laufkundschaft ist bei einem solchen Produkt sowieso schwierig, die meisten Leute machen einen Termin. Insofern ist es fast egal, wo wir sitzen", erklärt die studierte Architektin Esther.



Zweimal im Jahr fahren Dimitrios und Esther mit ihren Werken auf die Fashion Week nach Paris. Trotzdem haben die beiden keine saisonalen Produkte, die dann in den Sale gehen. "Wir setzen so viel Kraft in den kreativen Prozess und feilen so lange an der Entwicklung, dass das keinen Sinn machen würde", erklärt Esther. Die Produkte laufen weiter, immer wieder kommt ein Entwurf hinzu. Derzeit sind es um die 30 Taschen. Die erste Herrenhandtasche von Dimitrios gibt es zum Beispiel immer noch im Verkauf. "Das was bei uns auch so viel Zeit bedarf, sind die Feinheiten", erklärt Esther und zeigt auf die feine Naht der Tasche, "ganz klassisch würden dort zwei Nähte laufen, für den besseren Halt, wir schaffen das auch mit einer. Aber Leder verzeiht nichts, wenn man sich einmal vernäht, ist es vertan. Das war auch für Dimitrios Vater, der die Taschen produziert, eine große Herausforderung."

Wie es ist, wenn Hillary Clinton ein Fan ist
Die Idee für eine Tasche entsteht bei Dimitrios und Esther meist gemeinsam, oft auch am Küchentisch im Austausch. Im Prozess lassen die beiden sich ganz viele Optionen offen. Sie entwerfen nichts am Computer, sondern am Model im Atelier. In einer Ecke steht eine alte Nähmaschine und es liegen vielerlei Stoffe herum. Hier ist der kreative Schaffensraum der beiden.
Hillary Clinton ist wohl noch nie durchs Gallus gewandelt und an den großen Fensterscheiben stehengeblieben. Dennoch ist sie Fan - der Tote Bag Coen. Auf den Medienrummel und das Interesse an den Produkten um ihr Label kurz vor der US-Wahl reagieren die beiden bescheiden: "Wir wussten gar nichts davon. Erst als uns jemand in Paris ansprach, ob wir schon das Foto von Hillary Clinton auf dem Rollfeld gesehen hätten, haben wir es bemerkt", sagt Esther. Durch ihre Händlerin in Amerika, die die Taschen dort vertreibt und zufällig in dem gleichen Städtchen lebt, wo die Clintons wohnen, kam es zu diesem überraschenden Moment. Kürzlich gab es noch ein weiteres Foto mit der Tsatsas-Tasche von der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin. "Da haben wir uns sehr gefreut, dass die Tasche anscheinend so zeitlos ist, dass sie sie immer noch trägt." Wegen einer weiteren Tasche hat sich Hillary, aber noch nicht wieder gemeldet: "Sie wäre uns natürlich jederzeit willkommen", lacht Esther.



Währenddessen arbeiten die beiden an neuen Projekten: Erst kürzlich haben sie in Köln anlässlich der Möbelmesse im Museum für angewandte Kunst ein neues Modell vorgestellt. In Reminiszenz an den berühmten Architekten und Designer des Funktionalismus, Ferdinand Kramer, der 1963 eine Tasche für seine Frau entworfen hatte und in Zusammenarbeit mit seiner Frau, haben die beiden eine leicht überarbeitete Version dieser Tasche produziert. "Der Entwurf ist im Kern so geblieben. Kramers gradlinige Architektur passt gut zu uns", sagt Esther. Die Tasche soll schlicht "Kramer" heißen.
 
12. Februar 2018, 11.54 Uhr
Katharina Bruns
 
 
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