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Foto: Vincent van Gogh (1853–1890) Bauernhaus in der Provence, 1888, National Gallery of Art, Washington © National Gallery of Art, Washington, Ailsa Mellon Bruce Collection
Foto: Vincent van Gogh (1853–1890) Bauernhaus in der Provence, 1888, National Gallery of Art, Washington © National Gallery of Art, Washington, Ailsa Mellon Bruce Collection

Van Gogh im Städel Museum

„Überall van Goghelt’s“

Im Städel Museum eröffnet am heutigen Mittwoch eine umfangreiche Sonderausstellung zu Vincent van Gogh. Die Schau spielt mit dem Mythos um den Niederländer und stellt dar, welche Bedeutung van Gogh für die deutsche Moderne hatte.
Die Herbstausstellung im Städel Museum ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Da wäre zum einen die Präsentation: Statt wie üblich im Peichl-Bau, werden die rund 120 Werke der van Gogh-Sonderschau in den Gartenhallen gezeigt. Die eigentlich dort beheimatete Gegenwartskunst muss bis Februar 2020 im Depot bleiben. Außerdem hat die Ausstellung großes Blockbuster-Potenzial – sie könnte sogar den 2015 von Monet geschaffenen Rekord von 430 000 Besucherinnen und Besuchern sprengen. Und dann ist da natürlich das Thema: Die Ausstellung ist keine schnöde van Gogh-Überblicksschau, es ist die „Geschichte einer deutschen Liebe“.

Ein wenig kitschig mutet der Titel schon an, angesichts der Fülle beeindruckender Werke und einer durchaus durchdachten Präsentation verzeiht man das aber gerne. Schritt für Schritt werden die Besucherinnen und Besucher an den „Mythos van Gogh“ herangeführt. Der wurde vor allem in Deutschland erschaffen. Nur wenige Jahre nach seinem Tod brach hierzulande ein regelrechter Sammeltrieb aus. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges befanden sich rund 150 Werke Vincent van Goghs in deutschen Sammlungen und auch für die deutschen Künstlerinnen und Künstler wurde der Niederländer zum großen Vorbild und damit maßgeblichem Einflussnehmer auf die deutsche Moderne. „Überall van Goghelt’s“, schrieb der Dichter Ferdinand Avenarius schon 1910, 20 Jahre nach dem Tod Vincent van Goghs, in der deutschen Zeitschrift „Der Kunstwart“.




Vincent van Gogh (1853-1890), Die Pappeln in Saint-Rémy, 1889, The Cleveland Museum of Art, Vermächtnis von Leonard C. Hanna, Jr. Foto: Courtesy The Cleveland Museum of Art

Zu verdanken ist das schon früh entstandene Phänomen van Gogh der Schwägerin Vincents. Die damals erst 28-jährige Johanna van Gogh-Bonger widmete sich nach dem Tod ihres Mannes Theo der Vermarktung Vincent van Goghs. Und das mit unglaublichem Erfolg. Auch das Städel Museum trug zu der Popularität des Künstlers bei. 1908 erwarb der Städelsche Museums-Verein das Gemälde „Bauernhaus in Nuenen“ (1885) sowie die Zeichnung „Kartoffelpflanzerin“ (1885). Drei Jahre später gelangte eines der berühmtesten Gemälde van Goghs in das Museum, das „Bildnis des Dr. Gachet“ (1890). Letzteres entstand nur wenige Wochen vor van Goghs Suizid. 1990 gelangte es bei einer Versteigerung des Auktionshauses Christie’s in einen japanischen Privathaushalt und wurde seither nicht mehr öffentlich ausgestellt. 82,5 Millionen Dollar zahlte der Käufer für das Werk – eine Rekordsumme.




Vincent van Gogh (1853–1890), Selbsporträt, 1887, The Art Institute of Chicago, Joseph Winterbotham Collection

Den Dr. Gachet können die Besucherinnen und Besucher im Städel nun nur in Form eines Fotos bewundern, das ist aber auch der einzige Kompromiss, den man machen muss. Über konkrete Versicherungssummen möchte man am Museumsufer nicht sprechen, nur so viel: sie liegen etwa im „mittleren einstelligen Millionenbereich“. Das verwundert nicht, hängen an den Wänden doch echte Hochkaräter, die mehr als nur einen Einblick in das faszinierende Schaffen van Goghs gewähren. Werke wie „Weiden bei Sonnenuntergang“ (1888), „Die Pappeln in Saint-Rémy“ (1889), „Blick auf Arles“ (1889), „Die Schlucht“ (1889) und natürlich die diversen, weltberühmten Selbstporträts geben einen Eindruck von dem Talent Vincent van Goghs, dessen Duktus unverkennbar und gleichzeitig oft nachgeahmt war. Und so treffen die dynamischen Farbwelten van Goghs, die selbst einem einfachen Bauernhaus etwas Ornamentales, Mystisches verleihen, auf die Werke weiterer bedeutender Künstlerinnen und Künstler. Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Peter August Böckstiegel, Otto Dix – sie alle schauten auf Vincent van Gogh und verdeutlichen in dieser klugen Gegenüberstellung seine Bedeutung für die deutsche Moderne.




Otto Dix (1891-1969), Sonnenaufgang, 1913, © Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung Museen der Stadt Dresden, Foto: Herbert Boswank

„Making Van Gogh. Geschichte einer deutschen Liebe“, Städel Museum, bis 16.2.2020

Einen ausführlicher Hintergrundbericht über die Entstehung der Ausstellung finden Sie in Ausgabe 11/2019 des JOURNAL FRANKFURT (erscheint am 24.10.2019)
 
23. Oktober 2019, 12.47 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
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